Das neue Format der EuroLeague verspricht 30 Highlight-Partien für jedes Team. Die Breite war nie stärker, der Spielplan ist mörderisch und einige neue Spieler aus der NBA sind dabei. Wer schafft es in die Playoffs und wer setzt sich am Ende die europäische Krone auf? Das Power Ranking zum Saisonstart.
16. Unics Kazan
Quino Colom und Latavious Williams. Das sind die beiden einzigen Hoffnungen der Russen, bei ihrer ersten Saison in der EuroLeague doch nicht Letzter zu werden. Doch dafür muss vor allem der Ex-Bamberger über sich hinaus wachsen.
Während von Colom einige Highlight-Pässe und High Scoring Games zu sehen sein werden, fällt das Team hinter ihm und Williams rapide ab. Neuzugang Coty Clarke kam in Puerto Rico immerhin auf 19 Punkte pro Spiel. "Sie zahlten Lehrgeld" wird der Term sein, den die Truppe von Evgeniy Pashutin oft über sich lesen wird.
15. Roter Stern Belgrad
Das Pick-and-Roll war die große Stärke der Serben im Halfcourt, doch ohne Maik Zirbes, der in Belgrad zum Leistungsträger gereift ist und nun in Tel Aviv spielt, wird das schwer umzusetzen sein. Dazu ist Quincy Miller weg - der Einzige, der sich im Team einen eigenen Wurf kreieren konnte.
Die finanzielle Situation ist alles andere als prickelnd, das kann auch die feierwütigste Fanbase der Liga nicht ausgleichen. Vielleicht bringt Ognjen Kuzmic ja etwas vom Flair der Championship mit, die er auf der Bank sitzend (oder in der D-League spielend) mit den Golden State Warriors gewonnen hat. Bei Pana konnte er dieses Gefühl letztes Jahr allerdings nicht versprühen.
14. Zalgiris Kaunas
Gleich im Doppelpack kam frisches Blut für die Eins in den hohen Norden. Kevin Pangos und Leo Westermann haben das mediterrane Klima Spaniens bzw. Frankreichs gegen die litauische Kälte getauscht. Doch weder die beiden Guards noch Augusto Lima, der von Real geholt wurde, können den Negativtrend der letzten Jahre umkehren.
Die Offense war enorm statisch und es fehlt einfach ein Spieler, der den Unterschied machen kann. Lediglich eine kleine Rolle wird Isaiah Hartenstein spielen. Das deutsche Forward-Talent wird die eine oder andere Minute abgreifen, zumal die lange Saison häufiges Rotieren von Coach Sarunas Jasikevicius verlangt.
13. Olimpia Milano
Nach einem enttäuschenden Auftritt in der EuroLeague schaffte es Milano immerhin noch, die Finals in Italien zu gewinnen. Doch Go-to-Guy Allessandro Gentile wird seinen Ruf als Ego-Zocker einfach nicht los. Dass die Mannschaft während seiner Verletzung deutlich besser spielte, machte es für ihn nicht einfacher.
Sein Kapitänsamt hat Gentile schon vor der Saison verloren, das riecht schon wieder nach Ärger. Mit Zoran Dragic, Ricky Hickman und Miroslav Raduljica bekommt Coach Jasmin Repesa drei solide Spieler, doch ein Top-Team ist Mailand erneut nicht.
12. Anadolu Efes
Mit Dario Saric haben die Türken ihren wichtigsten Mann verloren - und nicht adäquat ersetzen können. Der Power Forward steht künftig für die Sixers auf dem Parkett. Neu dabei ist dafür Coach Velimir Perasovic.
Während Thomas Heurtel weiterhin die Fäden zieht und Bryant Dunston wie gewohnt den defensiven Anker gibt, darf sich Cedi Osman etwas mehr ins Rampenlicht spielen. Anadolu ist aber nicht mehr als ein durchschnittliches Team. Doch zwischen Platz sechs und zwölf wird es ein Hauen und Stechen um die Playoffs.
11. Olympiacos Piräus
Die Truppe aus Athen ist fast komplett zusammen geblieben, das Roster von Coach Giannis Sfairopolus hat lediglich kleine Änderungen erfahren. Die Neuzugänge reißen niemanden vom Hocker. Die Athletik von D.J. Strawberry und Darius Johnson-Odom wird nur wenig fehlen, da sie irgendwie nicht zur Spielidee passte.
Das Alter nagt an den griechischen Helden um Vassilis Spanoulis und Georgios Printezis und die lange Saison wird es ihnen nicht einfacher machen, verletzungsfrei zu bleiben. Es wird ein harter Kampf um die Postseason für Piräus.
10. Saski Baskonia
Das neue Team von Jo Voigtmann hatte seit der Hochzeit vor rund zehn Jahren etwas den Anschluss an die Elite verloren, doch letzte Saison meldete sich Saski Baskonia mit Platz vier zurück. Die prominenten Abgänge (u.a. Ioannis Bourousis) sind zahlreich, doch das Front Office machte einen starken Job.
Im Sommer lotste man nicht nur den aufstrebenden Voigtmann ins Baskenland, sondern auch Shane Larkin, Roddy Beaubois, Josh Akongnon und Andrea Bargnani. Aber nicht nur hinter Il Mago steht ein großes Fragezeichen. Baskonia könnte für die gefallenen NBA-Spieler eine Chance sein. Wenn sie bereit sind, Arbeit zu investieren, wird sich das Risiko auszahlen und das Team profitieren.
Johannes Voigtmann im Interview: "Die Berichterstattung war traurig"
9. Galatasaray
Der Eurocup-Champ hat enorm aufgestockt und gleich mal fünf echte Kaliber verpflichtet: Deon Thompson, Austin Daye, Jon Diebler, Russ Smith und Tibor Pleiß. Der deutsche Center überragt seine Teamkollegen allesamt um mindestens 15 Zentimeter und sollte unter dem Korb wie Ex-Bayer Thompson eine Verstärkung sein.
Mit US-Wirbelwind Smith und den Shootern Daye und Diebler (49,5 Prozent Dreier!) wird Gala unberechenbar auf der Eins und gefährlich von außen. Coach Ergin Ataman muss die komplett neu zusammengewürfelte Mannschaft zwar erst einmal auf den gleichen Nenner bringen, doch der Eurocup-Champion ist alles anderes als Fallobst und wird einige Etablierte überraschen.
8. Brose Bamberg
Nach der historisch guten Saison muss Andrea Trinchieri auf seinen besten Mann verzichten. Wanamaker folgte dem Ruf des Geldes, doch Daniele Baiesi hat mit Maodo Lo und Fabien Causeur zwei neue Guards an Land gezogen, die den Job des BBL-MVP übernehmen sollen. Die zweite Planstelle, ein echter Backup-Center, wurde mit Vladimir Veremeenko besetzt.
Das System wird sich unter der Führung von Lo bzw. Janis Strelnieks ändern. Die Räume, die Wanamaker mit seinen Drives kreiert hatte, wird Bamberg jetzt größtenteils spielerisch schaffen müssen. Die wichtigste Waffe bleibt für die Mannen aus Freak City der Dreier. Causeur (39,5 Prozent) und Lo (40 Prozent) passen deshalb gut ins Konzept. Wenn das Team weiter so zusammenhält wie in den letzten zwei Jahren, sind die Playoffs im Bereich des Möglichen.
7. Darussafaka Dogus
Den Türken ist mit der Verpflichtung des gefeuerten Cavs-Coaches David Blatt ein richtiger Coup gelungen. Er findet in Istanbul eine Mannschaft vor, die in der vergangenen Saison oft kopflos agierte und mehr aus Individuen als aus Team-Spielern zu bestehen schien. Das wird sich unter Blatt ändern.
Mithat Demirel ordnete das gesamte Personal neu, vier von fünf Startern sind Frischfleisch. Am wertvollsten ist sicher Brad Wanamaker, den man aus Bamberg loseisen konnte. Doch auch Ex-NBA-Spieler James Anderson und Scharfschütze Dairis Bertans (48,5 Prozent Dreier) werden das Team voranbringen und in die Reichweite des von der Klub-Führung verordneten Ziels "Playoffs" bringen.
6. Maccabi Tel Aviv
Enttäuschender hätte die letzte Saison für Maccabi kaum laufen können: Vorrunden-Aus in der EuroLeague und schon wieder das Aus im Halbfinale in der heimischen Liga. Also? Alles neu. Coach Erez Edelstein kann aber aus dem Vollen schöpfen, unter anderem kamen der deutsche Center Maik Zirbes und sein potenter Kollege Quincy Miller aus Belgrad.
Gal Mekel steigt nach dem Abgang von Taylor Rochestie zum Starting Point Guard auf. Ebenfalls beginnen werden die Neuzugänge Andrew Goudelock und Victor Rudd. Auf dem Papier hat die Truppe richtiges Potenzial. Es kann nur besser werden - und es wird besser für Tel Aviv. Wenn das Teamplay stimmt, geht es weit nach oben.
5. FC Barcelona
Mit Georgios Bartzokas hat ein neuer Mann bei Barca das Zepter in der Hand. Seine erste Aufgabe wird es sein, das schnelle Spiel von Neuzugang Tyrese Rice auf den Rest des Teams abzustimmen. Der Ex-Bayer kommt mit der Empfehlung von einem EuroLeague- und einem Eurocup-Titel sowie den zugehörigen MVP-Awards.
Petteri Koponen fällt nach seinem bei einem Unfall erlittenen Schädel-Hirn-Trauma vorerst aus. Die Abgänge von Alex Abrines und Tomas Satoransky zu kompensieren helfen, soll Victor Claver, der aus Krasnodar zu den Katalanen stößt. In der ersten Saison nach Xavi Pascual wird Barca wie immer am Final Four und am Duell mit den Königlichen gemessen. Es wird eng.
4. Real Madrid
In der Ruhe liegt die Kraft. Nachdem Real eine nicht gerade überzeugende Saison 15/16 hingelegt hatte, wurde weder viel umgebaut noch ein neuer Coach geholt. Doch zwei entscheidende Veränderungen gab es dennoch.
Im Frontcourt sollen nun Othello Hunter und Anthony Randolph von den in die Jahre gekommenen Andres Nocioni, Felipe Reyes und (mit Abstrichen) Gustavo Ayon übernehmen. Jungspunde sind die beiden auch nicht mehr, dennoch sollte die Defensive mit ihnen wieder stärker werden. Daneben wird von Talent Luka Doncic erwartet, gemeinsam mit Dontaye Draper den zweiten NBA-Ausflug von Sergio Rodriguez zu kompensieren. Einfach wird weder die eine noch die andere Transition.
3. Panathinaikos
In der letzten Saison von Dimitris Diamantidis schaffte es Pana nicht ins Final Four, danach folgte ein großer Umbruch, der auch viele neue Sponsoren und ein höheres Budget mit sich brachte. In der Folge konnten die Griechen mit Ioannis Bourousis, Chris Singleton, Mike James und K.C. Rivers gleich vier Hochkaräter unter Vertrag nehmen.
Die Integration wird sicherlich eine Weile dauern, doch mit den Neuverpflichtungen sollten neben Diamantidis' Ruhestand auch die Abgänge von Georgios Papagiannis und Miroslav Raduljica mehr als kompensiert werden können. Der neue Coach Argiris Pedoulakis darf sich schon einmal auf eine erfolgreiche Saison einstellen.
2. Fenerbahce
Sie waren angetreten, um zu triumphieren - doch am Ende hat es nicht gereicht. Die Truppe um Jan Vesely, Epke Udoh und Luigi Datome unterlag ZSKA im Finale von Berlin. Nun kommen die Türken noch heißer zurück. Verstärkungen mussten nur in der zweiten Garde vorgenommen werden.
Während die Ex-NBA-Spieler sich in ihrer zweiten Saison in Istanbul deutlich wohler fühlen dürften, wird Bogdan Bogdanovic vor dem Sprung in die beste Liga der Welt noch einmal richtig für Furore sorgen - wie er es mit dem Nationalteam bei Olympia in Rio getan hat. Doch während Platz zwei für Serbien ein Erfolg war, zählt für Fener nur der Titel.
1. ZSKA Moskau
Das Management hatte es nach der Meisterschaft nicht allzu schwer, alle wichtigen Spieler im Kader zu halten. Die Titelverteidigung ist das klare Ziel. Dazu wurde mit Jeff Ayres ein erstklassiger Big Man geholt, der aufgrund des Systems der San Antonio Spurs keine Probleme haben sollte, sich im europäischen Basketball zurechtzufinden.
Aufgrund der Verletzungen von DPoY Kyle Hines und Joel Freeland werden Ayres und der ebenfalls neue James Augustine direkt im Frontcourt gebraucht. Dahinter ziehen wie gewohnt Milos Teodosic und MVP Nando de Colo die Fäden, Cory Higgins ballert die freien Dreier rein. In der Regular Season kann auch ZSKA nicht jedes Spiel gewinnen, doch im Kampf um die europäische Krone ist Moskau durch die einzigartige Kadertiefe das Team to beat.
Die EuroLeague im Überblick