NBA? "Angebot von Bamberg besser"

Thorben Rybarczik
04. November 201612:09
Maodo Lo geht seit dem Sommer für Bamberg auf Korbjagdimago
Werbung

Am Sonntag kommt es in der easycredit-BBL zum Kracher zwischen Brose Bamberg und Bayern München (20.30 Uhr im LIVETICKER). Im SPOX-Interview spricht Bambergs Maodo Lo über seine neue Situation, den harten Sommer nach der Draft, Workouts mit NBA-Teams und die Fähigkeiten von Dennis Schröder.

SPOX: Herr Lo, nach Ihrer Zeit am College und in der Summer League wechselten Sie im Sommer 2016 zurück nach Deutschland. Warum gerade Bamberg?

Maodo Lo: Die Basketball-Situation hier in Bamberg ist sehr gut. Ich habe mit vielen Coaches und Spielern gesprochen. Sie alle haben mir gesagt, dass man sich hier sehr gut entwickeln kann. Zudem ist natürlich der Reiz sehr groß gewesen, auf Top-Niveau in der Euroleague zu spielen. Das gibt es in Deutschland nur hier.

SPOX: Zu welchem Zeitpunkt war Ihnen klar, dass sie zurück nach Deutschland kommen würden?

Lo: Nachdem das mit dem Draft nicht funktioniert hat, war es recht schnell klar.

SPOX: Aber Sie hatten nach dem Draft noch mit NBA-Franchises Kontakt?

Lo: Klar, soweit ich mich erinnere hatte ich neun Workouts. Dank meiner Agentur habe ich mich dann natürlich auch mit den Franchises ausgetauscht. Aber es haben generell sehr, sehr viele Spieler Kontakt mit den Teams. Wirklich einen Vertrag zu bekommen, ist eine ganz andere Sache.

SPOX: Wie darf man sich so ein Workout und ein Gespräch vorstellen?

Fabien Causeur im Interview: "Es ist sehr schwer, mit Parker zu spielen"

Lo: Zuerst fliegen sie Dich ein. Dann werden medizinische Tests gemacht und die Athletik wird unter die Lupe genommen. Die Schnelligkeit, die Sprungkraft und solche Dinge werden erfasst. Dann werden alle körperlichen Charakteristiken gemessen: Wie lang sind die Arme? Wie lang sind die Finger? Wie ist die Armspannweite? Anschließend gibt es noch ein Workout gegen fünf andere Spieler. Das heißt, pro Workout gibt es sechs Spieler, die einen Vertrag wollen. Zuletzt gibt es dann Interviews mit den Coaches, mit dem GM und all den Leuten der Organisation.

SPOX: Sie haben für die Sixers in der Summer League gespielt. Was war das für eine Erfahrung?

Lo: Das war sehr cool. Ich habe zwar das erste Spiel gar nicht gespielt, aber als ich im zweiten Spiel aufs Feld kam, habe ich direkt gute Aktionen gehabt. Dadurch habe ich auch anschließend viele Minuten bekommen. Insgesamt war das eine sehr gute Erfahrung, mal zu schauen, wie das dort alles läuft und dort mal reinzuschnuppern.

SPOX: Wie haben Sie No.1-Pick Ben Simmons erlebt, mit dem Sie gemeinsam auf dem Feld standen?

Lo: Er ist ein sehr netter Kerl. Er ist noch sehr jung, sogar jünger als ich. Er geht unglaublich gut und gelassen mit seinem Erfolg um. Bei all der Aufmerksamkeit, die er bekommen hat, ist das beachtlich.

SPOX: Hat er mal alle zum Essen eingeladen?

Lo: Nein, nein. Teamessen gibt es in der Summer League nicht. Da macht jeder sein eigenes Ding.

SPOX: Es heißt, dass es passfreudige Spieler in der Summer League schwer haben, auf das Radar der NBA-Scouts zu kommen. Spielt dort deshalb jeder für sich oder gibt es trotzdem Team-Basketball?

Lo: Dadurch, dass jeder Spieler dort die Möglichkeit hat, sich zu präsentieren, kann es schon mal passieren, dass nicht so viel gepasst wird. Aber in der Summer League geht es deutlich teamorientierter zu als auf anderen Plattformen. Man kann auch durch gute Pässe auffallen, das nehmen die Scouts sehr wohl wahr.

SPOX: Wie war es nach dem Ende der Summer League? Gab es weiteren Kontakt mit den Sixers?

Lo: Sie hatten schon Interesse, mir etwas anzubieten, allerdings keinen vollen Vertrag. Ich hätte also einen teilgarantierten Kontrakt unterschreiben müssen. Da war das Angebot von Bamberg meiner Ansicht nach besser und vor allem vielversprechender für meine Entwicklung.

SPOX: Mit der College-Saison, der Summer League und der EM-Quali im Sommer hatten Sie ein beeindruckend umfangreiches Programm. Hat man nicht irgendwann genug vom Basketball?

Lo: Mental hat man immer Lust auf Basketball. Körperlich kann es aber ziemlich hart werden, wenn man so wenig Pausen bekommt. Dann kostet es viel Arbeit, dafür zu sorgen, dass der Körper fit bleibt und die Beine noch in Ordnung sind.

SPOX: Während der EM-Quali, vor allem nach den Niederlagen gegen die Niederlande und Dänemark, wurde viel über die Spieler gesprochen und geschrieben, die nicht dabei waren. Ist so etwas auch im Team ein Thema?

Lo: Nein, das ist kein Thema. Die Spieler sind nicht dabei, und damit hat es sich. Man muss sich auf sich selber konzentrieren. Wir haben den Sommer "aufgegeben", beziehungsweise unsere Zeit investiert, um für die Nationalmannschaft zu spielen. Darauf sollte man sich fokussieren und nicht auf andere Themen.

SPOX: Ist es unfair den Spielern gegenüber, die dabei sind, wenn immer nur über die anderen diskutiert wird?

Lo: Die Spieler, die abgesagt haben, werden schon ihre Gründe gehabt haben. Und gerade Spieler wie Dennis Schröder haben es sich auch verdient, dass man über sie spricht. Ich denke aber schon, dass man die Spieler respektieren sollte, die wirklich da sind und ihre Leistung abrufen. Schließlich waren wir es, die letztendlich dafür gesorgt haben, dass sich Deutschland für die EM qualifiziert hat.

SPOX: Apropos Schröder: Nach seiner Absage waren Sie der erste Point Guard im Team und sind auch auf der Eins gestartet. Wie war das?

Lo: Das war eine gute Herausforderung und hat Spaß gemacht. Man trägt viel mehr Verantwortung als sonst. Aber das meistert man nicht einfach so. Es ist ein Lernprozess.

SPOX: Schröder selbst ist als NBA-Starter in die neue NBA-Saison bei den Atlanta Hawks gegangen. Was trauen Sie ihm zu?

Lo: Ich traue ihm alles zu. Er hat bis jetzt in jeder Saison bewiesen, dass er den nächsten Schritt gehen kann. Er hat wahnsinnig viel Selbstvertrauen, aber auch die entsprechenden Fähigkeiten. Das ist eine perfekte Kombination. Von daher wird er auch die neue Situation meistern.

SPOX: Ist das Thema "NBA" für Sie noch ein Thema?

Lo: Das bleibt bei jedem Spieler im Hinterkopf. Jeder Spieler würde lügen, wenn er sagen würde, dass es nicht so ist. Aber jetzt bin ich hier und es geht für mich persönlich darum, mich weiter zu entwickeln. Hier habe ich die Chance dazu. Was dann in der Zukunft passieren wird, muss man sehen.

SPOX: Bamberg-Coach Andrea Trinchieri hat mal gesagt, dass es in seinen Teams keine Playmaker gibt. In was für einer Rolle sehen Sie sich in Bamberg?

Lo: Ich möchte ein Spieler sein, der ins System passt. Ich bin sehr passfreudig, was hier eine sehr gute Charakteristik ist.

SPOX: Konnten Sie die BBL und die Euroleague in den letzten Jahren aus den USA überhaupt verfolgen? Und ist die Euroleague dort drüben ein Thema?

Lo: Es ist schon möglich. Aber man hat nicht wirklich die Zeit, weshalb es letztendlich nur auf Highlight-Clips hinausläuft. Generell ist es aber so, dass es durch die Präsenz der NBA sehr schwierig ist, andere Leute von der Euroleague zu überzeugen. Viele Spieler wissen aber Bescheid, da Sie schon einmal für einen europäischen Klub gespielt haben.

Die Euroleague in der Übersicht