Brockmann: "Das Team zeigt Charakter"

Viktoria Noll
11. Dezember 200823:00
Trainer Andreas Brockmann sieht dem Spiel gegen Frankfurt zuversichtlich entgegenGetty
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Sechs der letzten sieben Spiele haben die Nürnberg Ice Tigers gewonnen. Man könnte von einem Lauf sprechen, wenn da nicht die finanziellen Probleme des Klubs wären. Die drohende Insolvenz, ausbleibende Gehaltszahlungen und der Vorwurf, dass die Mannschaft nicht alles gegeben hätte - in Nürnberg will keine Ruhe einkehren. Nur einer will von den Gerüchten nichts wissen. Trainer Andreas Brockmann versucht, durch sportliche Leistungen zu überzeugen.

Vor der Saison noch als unerfahrener Neuling belächelt, schaffte er es, der Mannschaft Konstanz zu geben. Vor dem Topspiel gegen Tabellenführer Frankfurt spricht Brockmann im SPOX-Interview über den Zusammenhalt im Team, seinen überraschenden Sprung in die DEL und darüber, dass Geld keine Tore schießt.

SPOX: Herr, Brockmann, Sie haben den Sprung von der Oberliga über die zweite Liga in die DEL geschafft. Welche Pläne haben Sie mit der Mannschaft?

Brockmann: Längerfristig kann man bei uns gerade eher schwierig planen, da wir erst einmal froh sind, dass die Saison überhaupt gesichert ist. Was darüber hinaus passiert, wissen wir ja noch nicht. Daher ist mein Fokus auch zu hundert Prozent auf diese Saison gerichtet.

SPOX: In der DEL ist es eher ungewöhnlich, dass deutsche Trainer engagiert werden.

Brockmann: Bevor ich nach Nürnberg kam, hatte ich mit Landshut in der zweiten Liga eine super Saison hinter mir. Fast wäre uns der Aufstieg gelungen. Das Angebot der Ice Tigers habe ich fünf Tage vor Saisonende erhalten, zwei Tage später bin ich erstmal in den Urlaub geflogen. Aber es war für mich keine Frage, den Job anzunehmen. Da es wirklich nur wenig deutsche Trainer in der DEL gibt, war das natürlich eine einmalige Chance für mich.

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SPOX: Sie wurden nach Ihrem Amtsantritt doch sehr unter die Lupe genommen.

SPOXGettyBrockmann: Ja, als Neuling hat man es eben nicht leicht. Bei mir ging es als Trainer in den letzten Jahren steil nach oben und dadurch waren die Erwartungen sehr hoch. Aber ich war so lange Profi, habe über 16 Jahre selbst gespielt und fünf Meisterschaften gewonnen. Da habe ich so ziemlich alles mitgemacht. Als Trainer ist es zwar anders, aber ich mache meinen Job und mehr kann ich nicht tun.

SPOX: Der Verein musste in den letzten Wochen im Zuge der finanziellen Misere einiges mitmachen. Die Mannschaft scheint dadurch wie beflügelt zu sein.

Brockmann: Ich sehe da keinen Zusammenhang. Vor der Insolvenz haben wir auch gegen Mannschaften wie Berlin, Mannheim oder Hamburg gewonnen. Jetzt werden die Gründe in der Krise gesucht. Es ist sicher toll, wie sich die Mannschaft verhält und dass sie sich nicht unterkriegen lässt. Ich habe großen Respekt vor der Leistung. Der Saisonstart war ja eher holprig bei uns, aber jetzt hat sich das Team gefunden und wir zeigen endlich die Konstanz, die wir erreichen wollten.

SPOX: Ist die Finanzkrise bei Ihnen denn ein offenes Thema?

Brockmann: Wir sprechen sehr oft darüber, weil die Jungs natürlich wissen wollen, was genau los ist. Aber wenn es dann zum Training oder zum Spiel geht, wird das Thema ausgeblendet und wir konzentrieren uns nur auf die sportlichen Belange.

SPOX: Nach der 5:1-Niederlage gegen Köln gab es Gerüchte, dass die Spieler nicht alles gegeben hätten - ganz nach dem Motto: "No money, no goals".

Brockmann: Das war völlig an den Haaren herbei gezogen. Die Spieler haben nie etwas in diese Richtung  gesagt. Auf die Berichte gebe ich auch überhaupt nichts. Ich habe damals klar Stellung bezogen. Wir sind alle Sportler, wir sind Profis und bei uns sagt keiner, dass wir keine Lust haben. Wir haben sicherlich nicht gut gespielt, aber das hatte andere Gründe. Wenn es nur um Geld ginge, dann müsste ja immer die teuerste Mannschaft gewinnen.

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