Sie wurden empfangen wie die Rockstars, mit Fragen gelöchert und auf hunderten Fotos verewigt: Beim Besuch der deutschen Schule in Bratislava spürten die WM-Helden die slowakische Eishockey-Begeisterung hautnah. Von der Euphorie der 150 Kinder, die schwarz-rot-goldene Fähnchen schwenkten und deutsche Fußball-Trikots, Schals und sogar ein T-Shirt von Sebastian Vettel trugen, ließen sie sich sogar ein bisschen anstecken.
Fragestunde in deutscher Schule
"Da hat der zukünftige Vizeweltmeister gegen den zukünftigen Weltmeister verloren", antwortete Verteidiger Korbinian Holzer breit grinsend, als ihn ein Schüler fragte, welches Gefühl er hatte, als er beim 4:3 gegen die Slowakei "gegen den zukünftigen Weltmeister" gewann. Doch die vorwiegend slowakischen Kinder, die in Deutsch unterrichtet werden, wollten nicht nur wissen, ob die bislang so grandios aufspielenden Deutschen Weltmeister werden können.
"Braucht der Torwart beim Anziehen einen Helfer?", fragte ein Mädchen, und Dennis Endras entgegnete schmunzelnd: "Eigentlich nicht, außer am Vorabend gab's eine Feier."
Die kleinen Fragesteller brachten auch bislang Unbekanntes ans Licht. Ob es denn ein besonderes Motto für diese WM gebe, wollte ein Junge wissen, und Stürmer Marcus Kink erzählte: "Wir haben als Mannschaft mit unseren Trainern einen Vertrag geschlossen. Wir haben unsere wichtigsten Eigenschaften auf ein Plakat geschrieben. Jeder hat unterschrieben."
Das Schriftstück mit den Autogrammen aller Spieler und Trainer hängt in der Kabine, erläuterte Endras nachher: "Zusammenhalt, Kampfgeist, Disziplin und Geradlinigkeit steht darauf." Schließlich brauche man etwas, an dem man sich festhalten könne, "an Verträge hält man sich".
Bester WM-Start seit 1930
Mit viel Erfolg, wie die drei Vorrundensiege und der beste WM-Start seit 1930 bewiesen. Damit soll noch lange nicht Schluss sein. In der Zwischenrunde, die am Freitag (16.00 Uhr, LIVE-TICKER) gegen Finnland oder Titelverteidiger Tschechien beginnt, soll noch mindestens ein Sieg den Viertelfinaleinzug sichern. Und dann?
"Bei den Kleinen sind wir schon die Weltmeister", meinte Endras schmunzelnd, während seine Kollegen Holzer, Kink, Constantin Braun, Christopher Fischer, Denis Reul, Jochen Reimer und Teammanager Klaus Merk sich die Hände wund schrieben und immer wieder in die Kameras lächelten.
"Jetzt werden wir noch zu Rockstars in Bratislava", mutmaßte Braun grinsend und fragte nach einem Stift, als sich ihm ein Dutzend Hände mit Zetteln oder Schulkalendern entgegenstreckten. Die Stunde in der Deutsch-Slowakischen Begegnungsschule nahe der Altstadt war eigentlich schon längst zuende, schon mehrmals klingelte es zur Pause.
Doch noch gab es für die deutschen Eishockey-Spieler kein Entkommen. "Hier braucht man eine ganz besondere Zweikampfstärke", fand Holzer, "die Gegner sind viel kleiner als sonst."
Mannheimer Kink & Reul nachnominiert
Doch in diese Zweikämpe gingen die deutschen Cracks gerne. "Früher saßen wir auf der Schulbank und haben die Fragen gestellt", erinnerte sich Endras, "es ist doch eine schöne Abwechslung." Der Ernst des WM-Lebens kehrte früh genug zurück. Am Nachmittag ging es wieder zum Training aufs Eis.
Bundestrainer Uwe Krupp nominierte die beiden Mannheimer Kink und Reul für die Zwischenrunde nach, und die Konzentration richtete sich ganz auf die nächste Aufgabe. "Es ist noch ein harter Weg ins Viertelfinale", sagte Endras, "ich hoffe, wir können noch die eine oder andere Sensation schaffen. Wir sind noch nicht am Ziel." Auf dem Weg dorthin hilft ein Blick auf die Kabinenwand.
Die Eishockey-WM im Überblick