Als sein lettischer Kollege über die schweren Gegner in Sotschi klagte, rümpfte Pat Cortina die Nase. "Besser so, als zu Hause zu sitzen. Ich würde gerne tauschen", sagte der Eishockey-Bundestrainer. Der 4:0-Erfolg seiner Mannschaft gegen Lettland hatte dem 49-Jährigen zwar einen versöhnlichen Jahresabschluss beschert, doch das Olympia-Aus schmerzt noch immer.
"Etwa acht" Spieler aus seinem Team könnten mit der Reise zu den Winterspielen im Februar rechnen, erklärte Lettlands Coach Tom Coolen. Cortina kam auf fünf oder sechs, die für die WM im nächsten Jahr in Minsk infrage kommen. Der Rest spielte schon für die Heim-WM 2017 und die übernächsten Olympischen Spiele vor.
Der Bundestrainer hat den Fokus verstellt, nachdem er mit der Nationalmannschaft zu Beginn des Jahres erstmals in der deutschen Eishockey-Geschichte auf sportlichem Weg das Olympia-Turnier verpasst hatte. "Wir bereiten uns schon auf 2017 und 2018 vor", sagte Cortina, gab aber zu: "Während der Spiele in Sotschi wird es schwer." Danach aber, so hofft er, "sollten wir es als Chance sehen, es künftig besser zu machen".
Mehr Talente im Team
Seit Sommer ist der Italo-Kanadier auch als Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) tätig und vorwiegend damit beschäftigt, "die Leute zu überzeugen, Geld in junge Spieler zu investieren". Nach den beiden Länderspielen seiner mit zahlreichen Talenten gespickten Auswahl in Herne und Essen gegen den Olympia-Teilnehmer Lettland glaubt er, dass ihm das künftig etwas leichter fallen wird, "sie haben ein Zeichen gesetzt".
Nach dem unglücklichen 3:4 nach Penaltyschießen am Dienstag überzeugten die Perspektivspieler tags drauf von der ersten Minute an. Der Hamburger David Wolf (22. und 39.), der Augsburger Daryl Boyle (33.) und der Mannheimer Matthias Plachta (60.) schossen den hochverdienten Sieg heraus. Verteidiger Boyle und der Mannheimer Torhüter Felix Brückmann, dem in seinem zweiten Länderspiel ein Shutout gelang, empfahlen sich dabei, so Cortina, nachdrücklich schon für die WM in Weißrussland (9. bis 25. Mai 2014).
Tests statt Olympia
Während bei den unterlegenen Letten der eine oder andere seine Reise nach Sotschi plante, ging den Siegern kurz vor Weihnachten noch einmal das schlimmste Erlebnis des Jahres durch den Kopf. "Wir haben es selbst verzapft, wir sind selbst schuld, dass wir nicht dahin fahren", sagte der Kölner Stürmer Marcel Müller, einer von nur vier Spielern im Team, der auch bei der verpatzten Olympia-Qualifikation in Bietigheim-Bissingen auf dem Eis gestanden hatte.
Wenn die Letten im Februar mit den Besten der Besten um olympische Ehren streiten, messen sich Müller und Co. in Briancon mit anderen Gescheiterten, Kasachstan, Dänemark und Gastgeber Frankreich. Auch wenn die A-Nationalmannschaft bis dahin Pause hat, ist für Cortina das Jahr noch nicht beendet. Von Essen ging es am Donnerstag sofort nach Füssen, wo sich die deutschen Junioren auf die U20-WM in Schweden (26. Dezember bis 5. Januar) vorbereiten - weitere Talente für die übernächsten Olympischen Spiele.
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