"Ich bin nicht der liebe Gott"

Hans Zach kehrte als Mannheim-Trainer in die DEL zurück
© getty

Der Alpenvulkan brodelt wieder. Drei Spiele, zwei Siege, eine Niederlage: Hans Zach hat einen guten Start als Trainer der Adler Mannheim hingelegt. Bei SPOX spricht der 64-jährige Ex-Bundestrainer über seine kompromisslose Art, Trapattoni-Eishockey, Dettmar Cramer und das Beispiel von der Maus.

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SPOX: Herr Zach, Sie sind unter dem Spitznamen Alpenvulkan fast berühmter als unter Ihrem bürgerlichen Namen. Wie gefällt Ihnen das eigentlich?

Hans Zach: Der Spitzname Alpenvulkan ist ja nicht negativ gemeint, deshalb schäme ich mich dafür sicher nicht. Aber es ist so, dass mich die wenigsten Leute wirklich kennen. Ich bin sicherlich ein Trainer, der sehr konsequent und sehr geradlinig ist. Aber ich bin nicht der liebe Gott, sondern stehe im menschlichen Bereich mit den Spielern auf einer Höhe. Ich gebe Ihnen ein Beispiel.

SPOX: Gerne.

Zach: Ein heutiger Spieler von mir hat mir schöne Grüße von einem Amerikaner ausgerichtet, der früher unter mir gearbeitet hat. Und der jetzige Spieler fragte meinen Ex-Spieler, wie denn der Zach so ist. Dann hat der gemeint: "Wenn du gut und hart arbeitest und nicht bequem bist, dann hast du kein Problem. Ansonsten kann es unangenehm werden".

SPOX: Es geht Ihnen also darum, eine unmissverständliche Linie vorzugeben?

Zach: So ist es. Jeder bekommt direkt gesagt, wo es lang geht, jeder muss gleich wissen, was los ist. Das hilft. Dann weiß jeder Bescheid und kann sich entscheiden: Will ich unter dem arbeiten oder nicht?

SPOX: Auf einen Außenstehenden wirken Sie immer so, als wären Sie permanent grantig. Aber so können Sie eigentlich gar nicht dauerhaft sein, weil Freude auch dazu gehört, um sportlich erfolgreich zu sein. Oder täusche ich mich da?

Zach: Nein, das ist schon richtig. Freude gehört sogar dringend dazu. Aber was ist denn Freude? Freude ist gewinnen! Wenn ich als Sportler nicht gewinne, dann habe ich keine Freude.

SPOX: Ist es wirklich so einfach?

Zach: So einfach ist das. Und einfach ist ein gutes Stichwort.

SPOX: Das müssen Sie uns erklären.

Zach: Ich bin generell ein Trainer, der im Umgang mit der Mannschaft alles möglichst einfach hält. Einfache Beispiele, die jeder versteht. Ich verlange von den Spielern, dass sie mich sofort fragen, wenn etwas unklar ist. Es gibt keine blöden Fragen, die Spieler können mich alles fragen. Deshalb und weil ich klare Vorgaben mache, verstehen die Spieler nach kurzer Zeit, was ich von ihnen verlange. Ich gebe Ihnen das Beispiel von der Maus.

SPOX: Wie bitte?

Zach: Ja. Die Maus kommt aus ihrem Loch heraus und zack, bekommt sie eins drüber. Das kann passieren, aber nur einmal. Verstehen Sie? Man muss lernen! So ist es bei einem Eishockeyspieler auf dem Eis auch. Er kann einen Fehler machen, aber nicht immer wieder. Das versuche ich durch mein konsequentes Handeln zu vermitteln.

SPOX: Kommen wir noch einmal zurück zur Einfachheit. Das ist es, was Sie von den Spielern auch auf dem Eis verlangen. Ein schnörkelloses Spiel, richtig?

Zach: Ja, ganz genau. Ich sage Ihnen mal was: Einer der besten Fußballtrainer der Welt war Dettmar Cramer. Der sagte: "Der beste Spieler ist der, der keine Schnörkel mehr weglassen kann, weil er keine mehr hat". So ist es bei uns auch. Puckannahme, Puck weiterspielen, fertig.

SPOX: Aber oft macht doch gerade die außergewöhnliche individuelle Fähigkeit eines Spielers den Unterschied.

Zach: Aber genau das ist doch das außergewöhnliche Können. Der Unterschied zwischen DEL und NHL ist nicht, dass die einen Deppen sind und die anderen Zauberer. Es geht nur um Raum und Zeit. In der NHL wird auf engem Raum und in weniger Zeit etwas Ähnliches gemacht wie in der DEL. Aber das ist die Kunst, das musst du erstmal fertig bringen. Könnte das jeder, würde jeder in der NHL spielen. Aber so ist es halt nicht.

SPOX: Man merkt es Ihnen an. Sie haben an Enthusiasmus nichts eingebüßt. Was gab letztlich den Ausschlag, dass Sie das Angebot, die Adler zu trainieren, angenommen haben?

Zach: Mannheim war der Grund. Ich hatte vorher schon Anfragen, aus der DEL und auch aus dem Ausland. Aber Mannheim ist von den Möglichkeiten und der Organisation her einfach top.

SPOX: Drei Spiele sind nun vorbei, zwei Siege und eine Niederlage stehen zu Buche. Welchen Eindruck haben Sie bisher von Ihrer neuen Mannschaft gewonnen?

Zach: Einen sehr guten Eindruck. Die Mannschaft hat einen guten Charakter. Und es spielen sehr viele deutsche Spieler bei uns, wir spielen derzeit nur mit fünf Ausländern. Deutsche Spieler zu fördern ist etwas, das mir sehr am Herzen liegt.

Teil 2: Zach über seine Zukunft und die Entwicklung der DEL

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