Man sieht sich immer zweimal

Von Adrian Bohrdt
Für Uwe Krupp und die Kölner Haie geht es gegen einen alten Bekannten
© getty

Das Finale der DEL hat ein auf mehreren Ebenen hochinteressantes Duell parat: Die Kölner Haie treffen auf den Favoritenschreck ERC Ingolstadt. Während Köln auf seine Defensive um Top-Goalie Danny aus den Birken bauen kann, haben die Panther plötzlich ihre Offensive wiederentdeckt. Darüber hinaus kommt es zum Duell zwischen Haie-Coach Uwe Krupp und seinem Vorjahres-Assistenten Niklas Sundblad.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Kölner Haie (5) - ERC Ingolstadt (9)

Ausgangslage (Bilanz: 3-1): Für die Haie ist es nach dem verlorenen Finale im Vorjahr die Chance zur Wiedergutmachung. Köln schaltete die Adler Mannheim und die Grizzly Adams Wolfsburg aus und verfügt über eine erfahrene Mannschaft. "Ich glaube, letztes Jahr war relativ neu für viele. Dieses Jahr sieht man es in den Augen von allen. Man war da schon mal und man bekommt so eine Chance nicht so einfach nochmal", brachte es Haie-Verteidiger Björn Krupp bei "Haimspiel.de" auf den Punkt.

Großer Trumpf der Kölner ist, wie schon in der Hauptrunde, die Defensive um den überragenden Goalie Danny aus den Birken, dem besten Torhüter der Playoffs: Der 29-Jährige parierte in zehn Spielen 96,2 Prozent der Schüsse und kassierte im Schnitt nur 1,18 Treffer pro Spiel. Ingolstadts Timo Pielmeier dagegen fing sich in 14 Partien durchschnittlich 1,92 Gegentore und parierte "nur" 94,1 Prozent der Schüsse.

Spannend wird die Serie in jedem Fall bei den Special Teams. Ingolstadt kassierte in den Playoffs mit Abstand die meisten Gegentore in Unterzahl (11, Unterzahlquote von 82 Prozent), während die Haie hier richtig stark waren: Bei einer Quote von 96,3 Prozent kassierte Köln nur einen Unterzahl-Gegentreffer.

Allerdings wird hier Stärke auf Stärke treffen, denn in Überzahl sieht das Bild genau andersrum aus: Der ERC erzielte die meisten Überzahl-Tore (11, PP-Quote von 19 Prozent), während den Haien hier nur fünf Treffer (Quote: 15,2 Prozent) gelangen. "Man kann sich auch auf das Ingolstädter Powerplay einstellen. Wenn jeder fokussiert ist, dann sollte das funktionieren", betonte Stürmer Marcel Ohmann im KEC-Fanmagazin.

Doch es ist nicht nur das Powerplay, das die Ingolstädter vor ihrem ersten DEL-Finale so gefährlich macht. Das Team kommt mit der extrem breiten Brust von Siegen über Titelverteidiger Eisbären Berlin sowie dem Hauptrunden-Zweiten Krefeld und schließlich Hauptrunden-Sieger Hamburg im Halbfinale. "Wir werden unseren Erfolg jetzt genießen, aber auch nicht durchdrehen", versprach Ingolstadts Patrick Köppchen.

Vor allem die Offensive haben die physisch starken Oberbayern in den Griff bekommen: Zunächst stellte Ingolstadt die schwächste Offensive aller Playoff-Teams (138 Hauptrunden-Tore), explodierte dann aber: Sieben Tore gelangen in den letzten beiden Spielen gegen Berlin, es folgten 18 Treffer gegen Krefeld und 19 gegen die Freezers. Mit Thomas Greilinger und Travis Turnbull (je 13 Scorerpunkte) stellt der ERC die beiden Playoff-Topscorer.

Key-Player: Bei den Haien dreht sich alles um die Defensive. Danny aus den Birken ist einmal mehr pünktlich zu den Playoffs in absoluter Topform und steht zurzeit klar vor allen anderen Goalies. Der Torhüter des Jahres rettete Köln im Halbfinale gegen Wolfsburg mehrfach, vor allem beim vorentscheidenden 3:0 im dritten Spiel war der 29-Jährige überragend und schlicht nicht zu bezwingen.

Dennoch ist der 29-Jährige stets geerdet: "Wenn ich zu null spiele, heißt das nicht, dass ich alles richtig gemacht habe - eher meine ganze Mannschaft." Damit hat er natürlich nicht Unrecht. Die Kölner legen eine enorme Fitness an den Tag und bewiesen bei sechs Playoff-Siegen mit nur einem Tor Unterschied darüber hinaus große Nervenstärke.

Die starke Defensive um Andreas Holmqvist, der immer näher Richtung Topform zu kommen scheint, ist der Garant für den Kölner Finaleinzug. Offensiv hängt derweil viel von Christopher Minard ab: Der 32-Jährige ist in guter Verfassung und hat bereits fünf Playoff-Tore auf dem Konto, stellt aber ebenfalls die Mitspieler in den Vordergrund: "Den Titel kannst du nur über eine enorme Mannschaftsleistung gewinnen."

Ingolstadt dagegen verfügt über eine tiefe Offensive, über die die Bayern zum Erfolg kommen wollen. Neben Greilinger und Turnbull stellt der ERC mit Derek Hahn (12 Scorerpunkte), Ziga Jeglic (11) und John Laliberte (11) fünf der sieben Playoff-Topscorer. "Es läuft eben sehr gut. Ich habe halt Scheibenglück", so Topscorer Greilinger bescheiden.

Head Coaches: Die Trainer der beiden Finalisten bieten eine zusätzlich interessante Konstellation. Neben Haie-Coach Uwe Krupp kennt kein Trainer die Kölner so gut wie Ingolstadts Niklas Sundblad. Der 41-Jährige war unter anderem von 2011 bis 2013 Krupps Co-Trainer und enger Vertrauter bei den Haien, ehe er Ingolstadt in seiner ersten Saison direkt ins Finale führte.

"Wir freuen uns auf die Haie. Ich kenne das Team sehr gut, habe vier Jahre dort gearbeitet. Ich bin vorbereitet", kündigte Sundblad bei "Servus TV" an. Kupp konterte im "Express": "Jeder weiß, wie der andere spielt. Wir haben auch gesehen, wie Ingolstadt spielt, es gibt keine persönlichen Geheimnisse. Dass er meine Spieler persönlich kennt, ist ein Fakt, aber kein Vorteil. wir haben Heimrecht und wollen das Beste daraus machen."

Gleichzeitig betonte Krupp im "Donaukurier", dass schließlich nicht nur Sundblad von ihm gelernt habe: "Zwischen Co-Trainer und Trainer - Niklas wird das bestätigen - gibt es keine Lehrlingssituation. Beide Coaches arbeiten gleichberechtigt und tauschen sich aus. ich glaube, dass wir voneinander gelernt haben, nicht nur Niklas von mir."

Unterstützt wird diese These von der ähnlichen Spielweise der beiden Finalisten. "Wir funken auf der gleichen Wellenlänge, und unsere Eishockey-Philosophien ähneln sich", bestätigte Ex-Bundestrainer Krupp, der in seiner dritten Saison als Trainer bei seinem Heimatklub ist: "Es ist eine Kombination aus Sachen, die Berlin und andere Teams machen. Die haben wir in Köln auf unsere Mannschaft angewandt." Im Klartext: Körperbetontes Spiel, große Laufleistung, gute Special Teams und starke Goalies.

Stimmen:

Uwe Krupp: "Im letzten Jahr sind wir ins Finale gekommen und hatten das Gefühl, etwas erreicht zu haben. Dieses Jahr nicht. Jeder weiß, dass es jetzt erst losgeht."

Niklas Sundblad: "Wir freuen uns über den Einzug in die Finalserie. Aber wir sind noch nicht fertig."

Prognose: Die Haie sind nervenstark, fokussiert und wollen den im vergangenen Jahr verpassten Meistertitel endlich einfahren. Die Erfahrung, der Heim-Vorteil und die brutal starke Defensive sprechen für die Kölner, darüber hinaus dürfte Favoritenkiller Ingolstadt kaum noch unterschätzt werden. "Ich behaupte mal, dass wir gegen den zukünftigen deutschen Meister ausgeschieden sind", analysierte Adler-Coach Hans Zach nach dem Aus gegen die Haie. Eine Prognose, die einige Wochen später durchaus eintreten könnte.

Tipp: 4:3 Köln

Die Final-Termine im Überblick

Artikel und Videos zum Thema