Das oberbayerische Eishockey-Märchen endete mit einem sensationellen Triumph: Als Tabellenneunter ist Favoritenschreck ERC Ingolstadt zum Meistertitel gestürmt. Im siebten und entscheidenden Finale setzten sich die "Schanzer Panther" mit 2:0 (0:0, 1:0, 1:0) gegen den achtmaligen Champion Kölner Haie von Ex-Bundestrainer Uwe Krupp durch und sorgten damit für die größte Überraschung in 34 Jahren Play-offs.
"Es ist unglaublich. Wir sind durch so viel Scheiße gegangen, haben zuhause den Matchball vergeben, aber heute haben wir ein unglaubliches Spiel abgeliefert und auch verdient gewonnen", sagte Ingolstadts Patrick Hager bei Servus TV. "Wir haben nicht genug gespielt, zwei Fehler gemacht, und Ingolstadt hat daraus zwei Tore gemacht", sagte Kölns Kapitän John Tripp. ERC-Verteidiger Patrick Köppchen wurde zum wertvollsten Spieler der Play-offs gewählt. "Die Mannschaft war überragend, Wir haben immer um jeden Zentimeter gekämpft und heute taktisch unser bestes Spiel gemacht", sagte Ingolstadts Trainer Niklas Sundblad
Vor 18.666 Zuschauern in der erneut ausverkauften Kölner Arena sicherten Christoph Gawlik (37.), mit den Eisbären Berlin schon dreimal Meister, und John Laliberte (41.) dem Außenseiter den entscheidenden vierten Sieg in der längsten Finalserie der deutschen Eishockey-Geschichte. Erstmals wurde der Meister nach dem Modus "best of seven" ausgespielt. Noch vor drei Monaten nach der Flucht ihres Sportdirektors, einem Fan-Boykott und einer Pleitenserie ein Trümmerhaufen, feierten die Oberbayern pünktlich zum 50-jährigen Vereinsjubiläum ihren größten Erfolg.
Siege gegen Eisbären und Freezers
Ingolstadt, das zuvor bereits Titelverteidiger Eisbären Berlin und Vorrundenprimus Hamburg Freezers ausgeschaltet hatte, stellte den Eishockey-Stolz Bayerns wieder her. Vor 14 Jahren hatten die München Barons zuletzt für das Eishockey-Stammland den Titel geholt - ebenfalls gegen Köln.
Für die Haie blieb vor den Augen ihres Edelfans Lukas Podolski der Traum vom neunten Meistertitel unerfüllt. Und Krupp muss weiter auf seinen ersten Titel als Trainer warten. Der erste deutsche Stanley-Cup-Sieger war schon vor 30 Jahren als Spieler mit den Haien Meister, als Coach klappte es auch im zweiten Anlauf im Finale nicht.
Für Ingolstadts Coach Niklas Sundblad, vor einem Jahr noch Krupps Assistent in Köln, ist der Titel auch eine persönliche Genugtuung. Wegen angeblich zu harten Trainings hatte der Schwede in der Vorrunde noch heftig in der Kritik und vor dem Rauswurf gestanden.
Fehlerquote stieg an
Kein Abtasten, kein taktisches Geplänkel - wie in den sechs Spielen zuvor ging es vom ersten Bully an mit hohem Tempo und höchster Intensität zur Sache. Wie schon beim 1:0 nach Verlängerung am Sonntag in Ingolstadt begannen die Haie auch ohne ihren nach einem Stockstich gesperrten Topscorer Rob Collins sehr druckvoll. Die Gäste wussten sich anfangs nur mit unerlaubten Weitschüssen zu helfen.
Nach einer Ingolstädter Doppelchance durch Ziga Jeglic und Robert Sabolic (8.) wendete sich das Blatt. Die Oberbayern wurden zusehends stärker, ihre Chancen häuften sich. Derek Hahn (13.), Christoph Gawlik in Unterzahl (14.), und John Laliberte (16.) ließen jedoch beste Möglichkeiten aus.
Mit zunehmender Spielzeit machte sich der Kräfteverschleiß bemerkbar, die Unkonzentriertheiten häuften sich, die Fehlerquote stieg. Im zweiten Durchgang hatten die Gastgeber die besseren Chancen, doch Yared Hagos (29.) und Rok Ticar (33.) scheiterten. Das Tor fiel auf der Gegenseite: Gawlik traf zum fünften Mal in den Play-offs.
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