Erst hatte David Wolf Gegenspieler Jakub Ficenec niedergestreckt, dann prügelte er mit bloßen Fäusten dessen Kollegen Benedikt Schopper sechs Zähne aus dem Mund.
Erst am Tag danach äußerte sich Wolf - und auch nur auf der vereinseigenen Homepage. "Wir sind alles keine Kinder von Traurigkeit, das haben alle bisherigen Play-off-Spiele gezeigt", wird Wolf zitiert, es tue im aber "leid, dass ich Benedikt Schopper in dieser Szene verletzt habe. Das habe ich ihm auch direkt nach dem Spiel noch mitgeteilt und mich dafür entschuldigt." Den Vorwurf einer Unsportlichkeit wolle er sich nicht gefallen lassen, er habe "keinen Gegner von hinten angegriffen, kein verstecktes Foul begangen, keinen brutalen Check gegen den Kopf gefahren oder ähnliche Regeln gebrochen".
Sogar den Schiedsrichter hatte Wolf nach seiner Prügelorgie aus dem Weg räumen wollen. Die ursprünglich verhängte Matchstrafe wurde im Nachhinein in eine Spieldauerdisziplinarstrafe umgewandelt, der Disziplinarausschuss der DEL sperrte den Übeltäter am Mittwoch für sieben Spiele und verhängte zudem eine Geldstrafe von 2100 Euro.
Kritik vom Bundestrainer
Kritik gab es von Bundestrainer Pat Cortina. "Das ist nicht das Verhalten, das ich von Nationalspielern erwarte", sagte der Italo-Kanadier dem SID. Zu möglichen Konsequenzen wollte er sich aber nicht äußern: "Ich habe nicht gesehen, was vorher war. Deshalb kann ich nicht mehr dazu sagen."
Für Wolf, der in der kommenden Saison bei den Calgary Flames den Sprung in die NHL schaffen will, könnte es der letzte Auftritt im Hamburger Trikot gewesen sein. Die Freezers, als Vorrundenprimus eigentlich als Favorit gestartet, liegen in der "Best-of-seven"-Serie mit 1:3 zurück. Sie müssten nicht nur am Freitag ihr Heimspiel gegen die Oberbayern gewinnen, sondern danach noch zweimal, um doch noch ins Finale einzuziehen. Dieses Kunststück hat in der DEL-Geschichte erst ein Team fertiggebracht: Die Frankfurt Lions kamen im Viertelfinale 2008 nach einem 1:3-Rückstand gegen die Iserlohn Roosters noch zurück.
Köln vor Einzug ins Finale
Ähnlich aussichtslos ist auch die Lage für die Grizzly Adams Wolfsburg. Nach der 2:3-Heimniederlage liegen die Niedersachsen gegen Vizemeister Kölner Haie ebenfalls mit 1:3 hinten. Im fünften Spiel am Donnerstag in Köln droht bereits das Aus. "Es ist noch nicht vorbei", warnte allerdings Haie-Trainer Uwe Krupp.
Den Sport völlig in den Schatten stellte jedoch Wolf. "Das hatte gar nichts mit Eishockey zu tun", meinte Ingolstadts Trainer Niklas Sundblad. Und Ex-Nationalspieler Tobias Abstreiter, als Experte bei "ServusTV" am Mikrofon, urteilte: "Du darfst in solchen Situationen nicht dein Hirn ausschalten."
Wolf, wegen seiner 102 Kilo auf 1,90 m Körpergröße "Eis-Monster" genannt, machte nicht zum ersten Mal als Raubein auf sich aufmerksam. Nicht nur in den Play-offs ist er mit 47 Minuten Strafbankkönig. Auch in der Vorrunde führte er die Wertung mit 152 Minuten an. "Wenn er ein guter Spieler in der NHL werden will, muss er seine Emotionen kontrollieren", sagte Trainer Laporte. Allerdings nahm er den gebürtigen Düsseldorfer auch in Schutz: "Wir werden ihn jetzt nicht fallen lassen. Er hat der Mannschaft so viel gegeben, wir halten zusammen."
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