Am Ende des Trainings flogen den Torhütern die Pucks nur so um die Ohren. Die deutschen Eishockey-Nationalspieler schossen aus allen Lagen. Am Samstag gegen WM-Gastgeber Weißrussland müssen sie besser treffen als bisher, wenn sie noch eine Chance auf das Viertelfinale haben wollen. Ausgerechnet vor dem ersten Endspiel herrscht Torschusspanik.
"Es ist vor allem eine Kopfsache", sagte Routinier Alexander Barta angesichts der miserablen Trefferquote bei der Weltmeisterschaft in Minsk. Der 31-Jährige, mit 23 Toren in 150 Länderspielen erfolgreichster Schütze im deutschen WM-Team, hatte zuletzt selbst mehrere Großchancen vergeben: "Wenn ich mir weiter einen Kopf darüber mache, wird es eher schlimmer."
Ein Schwergewicht muss fallen
Gegen die Weißrussen muss die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ihre Ladehemmung schleunigst ablegen. Denn nur mit einem Sieg bleibt die geringe Chance auf die K.o.-Runde erhalten. Danach wird es noch schwerer: Gegen den Rekordweltmeister Russland oder den Olympiavierten USA ist ein weiterer Erfolg notwendig, um doch noch unter die besten Acht zu kommen.
Bislang war lediglich auf den Hamburger WM-Neuling Thomas Oppenheimer Verlass. Der 25-Jährige erzielte vier von sieben deutschen Toren und bereitete ein weiteres vor. Jeder dritte Schuss war ein Treffer. "Bei mir gehen sie momentan rein", sagte der Hamburger, "ich freue mich, wenn ich mit meinen Toren helfen kann."
Davon kann der Rest der Mannschaft nur träumen. Nach vier Spieltagen hatte nur Aufsteiger Italien noch weniger Tore markiert als die deutsche Mannschaft. Lediglich 5,65 Prozent der 124 Torschüsse landeten im Netz - eine indiskutable Quote. "Wir haben mit den Jungs darüber gesprochen, sie müssen hungriger vor dem Tor, präsenter vor dem Netz sein", sagte Bundestrainer Pat Cortina.
Schlechte Ausbeute beim Powerplay
Besonders schlecht ist das Powerplay: Nur einmal traf die DEB-Auswahl in 14 Überzahlsituationen. Zum Vergleich: Die Letten, die trotz der 2:3-Niederlage gegen Deutschland mit neun Punkten auf Viertelfinalkurs sind, waren in der gleichen Zeit fünfmal erfolgreich. "Früher oder später gehen sie rein", meinte Cortina, "wenn wir weiter so Chancen kreieren."
Das Problem ist nicht neu. Im vergangenen Jahr war NHL-Verteidiger Christian Ehrhoff, der in Minsk nach einer Gehirnerschütterung fehlt, bezeichnenderweise mit drei Treffern und zwei Assists bester Punktesammler in Helsinki. Mit einer Torquote von nur 6,13 Prozent war das Cortina-Team die ineffektivste Mannschaft bei der WM 2013.
Die besten Torjäger aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) fehlen in Minsk. Der Nürnberger Patrick Reimer, mit 33 Treffern Torschützenkönig der abgelaufenen Spielzeit und als Spieler des Jahres ausgezeichnet, verzichtete aus "persönlichen Gründen" auf die Reise nach Weißrussland. Den Ingolstädter Thomas Greilinger, bester deutscher Scorer in den Play-offs, ließ Cortina zu Hause, weil er nach dem sensationellen Titelgewinn "emotional runtergekommen" sei. Der Iserlohner Michael Wolf, mit 48 Toren erfolgreichster aktiver Nationalspieler, musste wegen eines Mittelfußbruches passen.
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