Für den finanziell schwer angeschlagenen Deutschen Eishockey-Bund (DEB) steht das Wochenende der Wahrheit ins Haus. Beim ersten Dialogtag am Samstag und der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung am Tag darauf dürfte sich in München die Zukunft des Verbandes entscheiden. Wird dem DEB die angestrebte Finanzreform verweigert, wäre er in seiner Existenz bedroht.
"Dann wäre der DEB am Abgrund, und 2018 müsste man die Lichter am Betzenweg ausmachen", sagte der für Finanzen zuständige DEB-Vizepräsident Berthold Wipfler dem "SID".
So weit wird es nicht kommen, glaubt zumindest der neue Verbandsboss Franz Reindl. Der ehemalige Nationalspieler hat in den vergangenen Wochen im Hintergrund fleißig für sein Sanierungskonzept geworben. "Wir können das Problem nur gemeinsam lösen. Die Familie muss zusammenhalten", sagte er dem "SID".
Unangenehme Zahlen
Reindl wird den Mitgliedern nicht nur seine 100-Tage-Bilanz seit seiner Wahl zum Nachfolger von Uwe Harnos erläutern, sondern auch unangenehme Zahlen präsentieren. Nach "SID"-Informationen ist der Gewinn der Heim-WM 2010 (1,3 Millionen Euro) nicht nur aufgebraucht, nach dem Geschäftsjahr 2014 wird sich sogar ein Minus von 400.000 Euro angehäuft haben.
Hauptgrund dafür ist die Nachzahlung an den Landesverband NRW in Höhe von 300.000 Euro, die durch eine Vertragsverlängerung mit Vermarkter Infront abgedeckt wird.
Ehe die Heim-WM 2017 wieder frisches Geld in die Kassen spült (kalkuliert 1,44 Millionen), rechnet der DEB auch für die kommenden zwei Jahre mit einem dicken Minus in der Bilanz: 306.400 Euro 2015 und 682.400 Euro 2016.
Investitionen erforderlich
Die Ausgaben seien bewusst höher angesetzt worden, betonte Reindl: "Wenn du nur verwaltest, wirst du immer schlechter. Wir wollen in Nachwuchs und Trainer investieren. Wenn wir 2026 um Medaillen spielen wollen, müssen wir jetzt damit anfangen."
Diese Strategie geht allerdings nur auf, wenn wie geplant ab 2015 jährliche Mehreinnahmen von 600.000 Euro verzeichnet werden. Das Geld soll durch Solidaritätsbeiträge von den Landesverbänden, der DEL und der DEL II sowie einer Lizenzgebühr für jeden Spieler im DEB-Bereich (5 bis 20 Euro) hereinkommen.
Die DEL, die bislang rund 750.000 Euro pro Jahr an den Verband - plus 200.000 Euro in die Nachwuchsförderung - zahlt, soll weitere 150.000 Euro jährlich beitragen. Im Gegenzug soll die Profiliga wieder Mitglied im DEB werden und per Satzungsänderung ein Stimmrecht erhalten.
Reindl optimistisch
"Die DEL hat signalisiert, ihr Scherflein beizutragen, um das deutsche Eishockey zu retten. Aber sie will nicht nur Zahlmeister sein", sagte Wipfler. Gegen die stärkere Abhängigkeit von der Liga dürfte es vor allem bei den LEV Bedenken geben. Sie müssten zudem ihren Mitgliedern die Beitragserhöhung schmackhaft machen - für reichlich Konfliktpotenzial ist also gesorgt.
Reindl aber ist optimistisch gestimmt, auch dank des gelungenen Krisengipfels mit der Eishockey-Familie vor zwei Wochen in München. "Es gibt positive Signale und Hilfsbereitschaft", sagte der DEB-Boss.