Nach dem erneuten Debakel in den Pre-Play-offs traten die Spieler des einstigen Serienmeisters Eisbären Berlin als selbsternannte "Deppen" beschämt den frühen Urlaub an. Für Uwe Krupp beginnt die Arbeit dagegen erst jetzt richtig.
Der Eishockey-Trainer legte nach dem Aus in der ersten K.o.-Runde gegen die Nürnberg Ice Tigers mit unverhohlener Kritik den Finger in die Wunde und stärkte intern seine Position für den dringend benötigten Neuaufbau beim DEL-Rekordchampion.
"Ab sofort beginnt die neue Saison. Wir werden alles aufarbeiten und schauen, wo wir ansetzen müssen", sagte der ehemalige Bundestrainer nach dem 2:3-Krimi nach Verlängerung im dritten und entscheidenden Spiel am Sonntag in Nürnberg.
Krupp, der Mitte Dezember als Heilsbringer verpflichtet worden war, die katastrophale Saison aber nicht mehr retten konnte, stellte unmissverständlich klar: "Ich selbst werde mich künftig in ein intensives Scouting einbringen. Wir haben in unserem Kollektiv derzeit nicht die Mischung, um oben mitspielen zu können."
"Werden den Kader verbreitern"
Für die Kaderzusammenstellung war bislang Manager Peter Jon Lee hauptverantwortlich. Ihm wird schon länger vorgeworfen, zu lange an verdienten Spieler festgehalten und damit den längst fälligen Umbruch blockiert zu haben.
Nachdem die Eisbären nun aber zum zweiten Mal in Folge schon vor dem Viertelfinale die Segel streichen mussten, ist allen klar: Die Ära der Eisbären mit sieben Titeln in neun Jahren ist vorerst beendet. Lee versprach daher: "Wir werden den Kader verbreitern."
Den ganz radikalen Schnitt wird es aber wohl nicht geben, da viele Spieler auch über die Saison hinaus noch vertraglich an den Klub gebunden sind.
Ob die Eisbären so viel Geld in die Hand nehmen, um den ein oder anderen Profi auszuzahlen, bleibt abzuwarten. Die ausländischen Kufencracks Jimmy Sharrow, Casey Borer oder Matt Foy dürften aber wohl keine Zukunft mehr in Berlin haben.
"Stehen wie die Deppen da"
Krupp findet bei seinem Neuaufbau jedoch keinen Scherbenhaufen vor, das haben die letzten beiden Spiele im Duell mit Nürnberg bewiesen. Beim 6:3-Heimsieg am Freitag im Wellblechpalast und auch beim unglücklichen 2:3 in Nürnberg zeigten die Eisbären die Einsatzfreude und auch Klasse, die sie während der Hauptrunde zu oft hatten vermissen lassen.
"In den letzten zwei Spielen habe ich gesehen, dass die Mannschaft auch einen anderen Gang hat. Wenn sie den früher einlegt, hat man mit den Pre-play-offs nichts zu tun", sagte Krupp. Die Spieler konnte der ehemalige NHL-Star damit nicht trösten. "Jetzt stehen wir wie die Deppen da", meinte Stürmer Marcel Noebels.
Das totale Kontrastprogramm zu den niedergeschlagenen Berlinern boten die freudetrunkenen Nürnberger. Dass im Viertelfinale ab Mittwoch Vorrundenprimus Adler Mannheim wartet, trübte die Partystimmung kein bisschen.
"Ich habe dort drei Jahre gespielt und bin mit dem Klub Meister geworden, ich weiß, was uns erwartet", sagte Siegtorschütze Jason Jaspers: "Aber wir werden versuchen, auch Mannheim zu schlagen."
Die DEL-Playoffs im Überblick