In den ersten Minuten schwiegen die Fans aus Protest, nach der Schlusssirene waren die Pfiffe umso lauter: Bei den Eisbären Berlin hängt der Haussegen kurz vor der heißen Saisonphase schief.
Durch das 2:3 im letzten Hauptrundenspiel gegen die Iserlohn Roosters hat der DEL-Rekordmeister das Heimrecht für die Vor-Playoffs und weiteren Kredit bei den Anhängern verspielt.
In der "Best-of-three"-Serie muss die Mannschaft von Trainer Uwe Krupp am Mittwoch zunächst bei den Nürnberg Ice Tigers antreten. Geht es nach der Statistik, wird aus der bislang enttäuschenden Saison der Eisbären eine katastrophale: Zweimal mussten die Berliner bislang in die Qualifikationsrunde fürs Viertelfinale, zweimal schieden sie aus (2007 und 2014). Ein erneut vorzeitiger K.o. würde endgültig das Ende der jahrelangen Eisbären-Dominanz im deutschen Eishockey bedeuten.
Auch die Fans sind gereizt
Die Stimmung unter den Fans ist gereizt. Beim Spiel gegen Iserlohn gab es einen zweiminütigen Schweige-Protest und Fanplakate wie "Wellishow und Kartenpreise - ihr fahrt auf den falschen Gleisen!". Hintergrund der Kritik ist, dass die Eisbären im zweiten K.o.-Spiel gegen Nürnberg am Freitag in den altehrwürdigen Wellblechpalast umziehen müssen, weil die dreimal so große Arena am Ostbahnhof belegt ist.
"Ich habe gehört, dass wir in ihrer Scheune spielen", wunderte sich sogar Nürnbergs Hauptrunden-Topscorer Steven Reinprecht. Die Eisbären-Fans sind sauer, weil viele von ihnen wegen der geringen Kapazität in der Kultstätte draußen bleiben müssen.
Dabei braucht die verletzungsgebeutelte Mannschaft mehr denn je die Unterstützung ihrer Anhänger. Trainer Krupp, der seit seinem Amtsantritt Mitte Dezember die Wende zum Guten auch nicht bewirken konnte, ist dennoch optimistisch. "Ich denke, die Spieler freuen sich auf die Pre-Playoffs", sagte der ehemalige Bundestrainer: "Die Art und Weise, wie sich die Mannschaft in den letzten beiden Spielen gezeigt hat, stimmt mich zuversichtlich."
"Wir sind nicht der Favorit"
Angesichts nur eines Sieges aus den letzten fünf Vorrundenspielen eine gewagte Meinung. Angst vor dem früheren "Playoff-Monster" Berlin hat die Liga schon lange nicht mehr, zumal Kapitän André Rankel vor dem Duell gegen Nürnberg kleinlaut zugibt: "Wir sind nicht der Favorit."
Ungeachtet des Ausgangs der Saison dürfte es im Sommer den längst fälligen Umbruch bei den Eisbären geben. Dem Kader fehlt es sowohl in der Spitze als auch in der Breite an Qualität, um mit den Topteams mitzuhalten. Auf einen radikalen Schnitt verzichtete Manager Peter John Lee bislang auch aus Dankbarkeit für verdiente Spieler.
Trainer Krupp, der bei den Kölner Haien viel Mitspracherecht bei Spielertransfers hatte, wird auf deutlich mehr Qualität drängen. Schließlich trat der frühere Stanley-Cup-Sieger mit großen Zielen in Berlin an: "Hier ist der richtige Ort, um Titel zu gewinnen." Davon sind die Eisbären Berlin derzeit aber weit entfernt.
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