Um ein Haar hätten die Macher der Eisbären Berlin die eigenen Fans bereits vor dem Saisonstart gegen sich aufgebracht. Für die Fernsehsendung "Mein bester Feind" (ProSieben) sollte ein Kandidat im Eisbärenkostüm vor 14.000 Eishockey-Anhängern die Vereinshymne singen - und diese ohne Wissen des Klubs durch den Kakao ziehen. Nach zum Teil heftigen Fanprotesten im Internet wurde der geplante Auftritt in letzter Sekunde gestoppt.
Das peinliche PR-Desaster konnte gerade so abgewendet werden, jetzt will der Rekordmeister seinen sportlichen Niedergang in der DEL stoppen. Nachdem die Eisbären zuletzt zweimal in Folge die Play-offs verpassten, spricht in der Hauptstadt längst keiner mehr vom Titel. Ein Vorrundenplatz unter den besten Sechs wäre schon ein Erfolg, zumal der große Umbruch im Kader ausgeblieben ist.
"Wo die Mannschaft wirklich hingehört, werden wir erst sehen, wenn wir einmal gegen jeden Gegner in der Liga gespielt haben", sagte Trainer Uwe Krupp vor dem Auftaktspiel am Freitag gegen die Nürnberg Ice Tigers. Für den ehemaligen Bundestrainer ist es die erste komplette Saison in Berlin, nachdem er im Winter die Nachfolge des glücklosen Jeff Tomlinson übernommen hatte und als "Feuerwehrmann" nur wenig bewirken konnte.
Gervais hat noch Probleme
Nach der Saison wurde viel darüber spekuliert, dass Krupp in Berlin schnell das Handtuch werfen und auf den Bundestrainer-Posten zurückkehren könnte. Doch der frühere NHL-Star blieb in Berlin, er will den einstigen Seriensieger mittelfristig zurück nach ganz oben führen.
Aber bis dahin ist es ein weiter Weg, das bewiesen auch die Auftritte in der Champions Hockey League. Zwar qualifizierten sich die Eisbären für die Runde der besten 32, doch zu oft erinnerte das Spiel des Krupp-Teams an die enttäuschenden Vorjahre. Kein Wunder, die dringend benötigte Personalauffrischung fand aufgrund vieler gültiger Verträge für altgediente Profis kaum statt.
Der namhafteste Neuzugang ist Bruno Gervais. Der 30 Jahre alte Kanadier hat immerhin 423 NHL-Spiele auf dem Buckel, das letzte liegt allerdings bereits zweieinhalb Jahre zurück. In der Vorbereitung zeigte der Verteidiger einige Umstellungsprobleme. Die dürfte der einsatzfreudige Stürmer Spencer Machacek (aus Augsburg) nicht haben.
Neuzugänge sind "keine Flops"
Genauso wenig wie der aus der Schweiz zurückgekehrte Micki DuPont. Der Abwehrspieler, der mit den Eisbären bereits zweimal Meister geworden war, hat seine Stärken allerdings in der Offensive. Zudem ist DuPont bereits 35 Jahre alt, eine Verjüngungskur sieht anders aus.
Manager Peter John Lee, der für seine Einkaufspolitik in den vergangenen zwei Jahren viel Kritik einstecken musste, ist sich dennoch sicher: "Die Jungs sind keine Flops." Trainer Krupp ließ jedoch durchblicken, dass er die eher dünne Personaldecke für nicht optimal hält: "Ein Trainer will immer mehr Spieler. Aber ich glaube, wir sind trotzdem gut aufgestellt."
Hoffnung macht den Eisbären die Rückkehr von Constantin Braun. Der Verteidiger musste wegen eines Knorpelschadens im Sprunggelenk lange pausieren, im Champions-League-Spiel beim französischen Meister Cap Rapaces (1:3) lief der 27-Jährige erstmals wieder auf.
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