Die 13.000 Zuschauer in der Kölner Arena hielten den Atem an, als sich die Blutlache auf dem Eis rasch vergrößerte. Der Haie-Stürmer Jean-Francois Boucher lag regungslos hinter dem Tor, mehrere Sanitäter rannten zu ihm, legten ihn vorsichtig in einen Rettungsschlitten und brachten ihn auf den Weg ins Krankenhaus. Noch am Abend gaben die Kölner Entwarnung, doch das brutale Foul des Berliner Verteidiger-Hünen Milan Jurcina überschattete das Playoff-Viertelfinale in der DEL.
"Ihm geht es gut, er wird aber vorerst in der Klinik bleiben", sagte Haie-Geschäftsführer Peter Schönberger nach dem Kölner 4:0 im vierten Duell mit den Eisbären, eine genaue Diagnose gab es zunächst nicht. Der Verdacht: eine schwere Gehirnerschütterung, denn Boucher war mit dem Kopf frontal gegen die Schulter des 30 Kilo schwereren Jurcina und dann aufs Eis geprallt.
Der Deutsch-Kanadier, so die Darstellung seiner Haie-Teamkollegen, habe nicht wegen einer Kopfverletzung so stark geblutet, sondern weil er von Jurcina mit dem Schlittschuh über dem Knöchel getroffen worden sei. Dem Übeltäter, der eine Spieldauerdisziplinarstrafe erhielt, droht eine Sperre. Darüber entscheidet Ex-Nationalspieler Tino Boos, der seit Saisonbeginn den DEL-Disziplinarausschuss leitet.
Die erste Strafe erfolgte noch auf dem Eis: Die fünfminütige Berliner Unterzahl nutzten Fredrik Eriksson (9.) und Philip Gogulla (12.) zur vorentscheidenden 2:0-Führung der Haie. "Wir haben Berlin für das Foul bestraft", sagte Nationalspieler Gogulla, der noch einen Treffer im zweiten Drittel nachlegte (34.). Das 4:0 widmete Torschütze Shawn Lalonde (58.) Boucher: "Das habe ich für ihn geschossen."
"Da muss die Liga entscheiden"
Die Trainer wollten sich zu dem brutalen Foul nicht äußern. "Da muss die Liga entscheiden", sagte Kölns Coach Cory Clouston. Und Eisbären-Trainer Uwe Krupp erklärte, er habe die Szene nicht genau gesehen, sondern "nur das Ergebnis". Die Haie glichen in der Best-of-seven-Serie auf 2:2 aus und sicherten sich damit ein weiteres Heimspiel. Nach dem fünften Duell am Donnerstag (19.30 Uhr) in Berlin kehren die beiden Teams am Samstag (17.30 Uhr) auf das Eis der Kölner Arena zurück.
Das war nach der dramatischen Szene zu Beginn des vierten Spiels gleich zweimal gesäubert worden, bis endlich die letzten Blutspuren beseitigt waren. In der Werbepause mussten die Eismeister noch einmal zu Werke gehen.
Während im Duell zwischen Köln und Berlin noch alles offen ist, stehen drei Klubs bereits mit eineinhalb Kufen im Halbfinale. Hauptrundensieger Red Bull München vergab beim 1:2 bei den Straubing Tigers zwar seinen ersten Matchball, kann aber am Donnerstag (19.30 Uhr) daheim ebenso den notwendigen vierten Sieg einfahren wie die Nürnberg Ice Tigers und die Grizzlys Wolfsburg.
Nach dem 7:1-Kantersieg gegen die Iserlohn Roosters zweifelt niemand mehr daran, dass die Nürnberger um den früheren NHL-Torjäger Dany Heatley erstmals seit ihrem Finaleinzug 2007 wieder das Halbfinale erreichen. Auch Wolfsburg fehlt nach dem 1:0 nach Verlängerung bei der Düsseldorfer EG nur noch ein Sieg, um zum vierten Mal in Folge unter die letzten Vier einzuziehen.
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