"Es war am Ende noch hochdramatisch", sagte Wolf, der nach einer 5:2-Führung fünf Minuten vor Schluss mit seinem Team plötzlich noch zittern musste, "das hätte nicht sein müssen. Wir hätten es cleverer runterspielen müssen."
Schon am Dienstag (19.30 Uhr) könnte der Liga-Krösus mit den österreichischen Brause-Millionen im heimischen Olympia-Eisstadion mit dem dritten Erfolg für eine kleine Vorentscheidung sorgen - nur sechs Jahre nach dem Aufstieg. Und drei Tage später (19.30 Uhr) könnten Wolf und Co. der vierte deutsche Meister aus München werden - nach dem MTV 1922, dem EC Hedos 1994 und den Barons 2000. "Die Serie ist noch lange nicht zu Ende", warnte Yannic Seidenberg.
Kapitän Wolf, mit 277 Toren die Nummer eins in der DEL, glänzte diesmal als vierfacher Vorbereiter. Bei den Treffern von Jeremy Dehner (9.), Seidenberg (34.), Jason Jaffrey (53.) und Domink Kahun (54.) leistete er die Vorarbeit. Außerdem traf Steve Pinizzotto (33.) für die Münchner, die das Auftaktspiel zu Hause 2:1 nach Verlängerung gewonnen hatten. Entscheidend waren die beiden Powerplay-Tore im Schlussdrittel.
Brent Aubin (2.) und Vincenz Mayer (6.) hatten die Gastgeber mit 2:0 in Führung gebracht. Das dritte Wolfsburger Tor erzielte James Sharrow (55.). Als Mark Voakes (59.) auf 4:5 verkürzte, keimte noch einmal Hoffnung auf, doch die Münchner brachten den Sieg letztlich über die Zeit.
Wolfsburg beginnt mit Wut im Bauch
40 Stunden nach dem unglücklichen Finalstart begannen die Wolfsburger mit Wut im Bauch und Offensiv-Eishockey im Sinn - und wurden dafür früh belohnt. Aggressives Forechecking ermöglichte das 1:0 nach 117 Sekunden. Ein Konter aus dem Lehrbuch führte zum zweiten Treffer.
Beim Team von Trainer Pavel Gross, zum zweiten Mal nach 2011 im Finale, funktionierte die angestrebte Amnesie perfekt. "Wer Siege und Niederlagen am schnellsten vergessen kann, der wird am Ende weit kommen", hatte Stürmer Sebastian Furchner erklärt: "Wir haben die Niederlage in dem Moment vergessen, in dem wir die Halle verlassen."
Brückmann unglücklich
München wirkte kurz überrascht ob des Blitzstarts der Niedersachsen, schaltete aber schnell ebenfalls in den Angriffsmodus. Beim Anschlusstreffer durch Dehner machte Grizzlys-Goalie Felix Brückmann, bislang der überragende Torhüter der Playoffs, nicht die beste Figur.
Die 4503 Zuschauer in der erst zum zweiten Mal in dieser Saison ausverkauften Eis Arena im Allerpark, der kleinsten in der DEL, trauten ihren Augen nicht.
Nach knapp neun Minuten waren bereits genauso viele Tore gefallen wie in 72 Minuten Eis-Schach in Spiel eins, in dem sich beide Teams mit hoher taktischer Disziplin und konzentrierter Abwehrarbeit über weite Strecken neutralisiert hatten.
Schiris nehmen Tor zurück
Im zweiten Drittel wurde das Spiel verbissener und härter, die Rangeleien nahmen zu. Pinizzotto schien selbst überrascht, wie frei und unbedrängt er zum Ausgleich einschießen konnte.
Nur 45 Sekunden später brachte Seidenberg die Bullen erstmals in Führung. Das vermeintliche 3:3 nahmen die Schiedsrichter nach dem Videobeweis zurück - Schlittschuhtor (37.).
Das Werksduell zwischen dem Red-Bull-Klub und den von VW finanzierten Wolfsburgern blieb auch im Schlussdrittel temporeich und mitreißend.
Die DEL-Finals im Überblick