Erst gratulierte Wayne Gretzky, dann Mark Messier. In der Kabine der Edmonton Oilers standen die Legenden bei Leon Draisaitl regelrecht Schlange. "Das war unglaublich. Ihnen die Hand zu schütteln, ist wohl die coolste Sache, die ich jemals erlebt habe", sagte der deutsche Eishockey-Nationalspieler, nachdem er alle Glückwünsche abgeholt hatte. Mit dem letzten Tor im letzten Spiel vor dem Abschied aus der altehrwürdigen Arena hat Draisaitl ein Kapitel der Klubgeschichte geschlossen.
Nach über 40 Jahren lässt der fünfmalige Stanley-Cup-Sieger aus Kanada seine traditionelle Heimstätte hinter sich. Ab der kommenden Saison spielen die Oilers im Rogers Place. Die neue Multifunktionsarena wird derzeit in Downtown von fast 1000 Arbeitern errichtet, erst am Montag besuchte die Mannschaft die Baustelle. Statt Trikots trugen die Spieler grelle Warnwesten, dazu große Schutzbrillen und Bauhelme. Sie sahen viel grauen Beton, es gibt noch viel zu tun.
Das gilt auch für die Verantwortlichen der Franchise. Auch die erste komplette NHL-Saison von Draisaitl, der 1:57 Minuten vor der allerletzten Schlusssirene den Treffer zum 6:2-Endstand gegen die Vancouver Canucks markierte, war eine Enttäuschung. Der Playoff-Zug ist schon lange abgefahren, am Samstag endet eine verlorene Hauptrunde.
"Das ist etwas ganz besonderes"
Nichtsdestotrotz freute sich Draisaitl über den einzigartigen Moment. "Das ist etwas ganz besonderes, bei dieser Historie der Arena", sagte der Kölner nach dem 1558. Spiel im Rexall Place. Die Atmosphäre wird er vermissen: "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. In den letzten Jahren ist es nicht gelaufen, wie wir es uns vorgestellt haben. Aber die Fans kommen trotzdem. Hoffentlich können wir ihnen in Zukunft mehr Freude machen."
Im Jahr 1974 waren die Oilers aus dem Edmonton Garden ins damalige Northlands Coliseum umgezogen. Später hieß die Arena Edmonton Coliseum und Skyreach Centre, seit 2003 liegen die Namensrechte bei einem Pharmaunternehmen. Vor dem Bau steht eine Bronzestatue von Wayne Gretzky.
Eine Ära geht zu Ende
"The Great One" hatte von 1978 bis 1988 für die Oilers gespielt und mit dem Team vier Titel geholt. Natürlich kam die Klublegende wie fast 200 andere ehemalige Spieler, als die Ära zu Ende ging - wie Mark Messier, der bei allen Stanley-Cup-Siegen dabei war.
Jeder einzelne wurde vom Hallensprecher namentlich genannt, alle versammelten sich in Trikots auf dem Eis, umrandeten das Klublogo und reckten zum Abschied die Schläger in die Höhe. Bei der Einweihung der neuen Halle, seit März 2014 im Bau und knapp 500 Millionen Dollar teuer, werden viele wiederkommen.
Neue Halle braucht noch
Es dauert noch etwas, bis das Eis in der neuen Halle liegt. Und ob es so gut ist wie das im Rexall Place, ist die Frage. Bis heute gilt die Eisfläche der zweitältesten NHL-Spielstätte hinter dem weltberühmten Madison Square Garden in New York als beste der Liga.
Die Oilers werden die Halle nicht vergessen. Allein schon das Gretzky-Denkmal wird an die alten Tage erinnern. Die Statue zieht mit um.
Leon Draisaitl im Steckbrief