Als die deutsche Hymne erklang, huschte ein Lächeln über Marco Sturms Gesicht. Während seine Spieler auf dem Eis lautstark mitsangen, genoss der frühere NHL-Star an der Bande seinen ersten WM-Sieg als Eishockey-Bundestrainer still. "Ich bin schon erleichtert, aber mehr für die Jungs. Man hat gemerkt, dass die Spannung da war", sagte der 37-Jährige nach dem überzeugenden 5:1 (0:1, 3:0, 2:0)-Erfolg gegen die Slowakei, der neue Hoffnung auf das Viertelfinale weckte.
Der Trainerneuling hatte sein Team nach dem Fehlstart in St. Petersburg umgestellt - und damit Wirkung erzielt. "Gut, dass er was durcheinandergerüttelt hat", sagte Kapitän Marcel Goc: "Das hat alle wachgerüttelt." Unter anderem hatte Sturm die Paradereihe mit den NHL-Jungstars Leon Draisaitl und Tobias Rieder sowie DEL-Topscorer Patrick Reimer auseinander gerissen. "Das war gut fürs Team", gab Draisaitl zu.
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"Versuchen, da was zu holen"
Nach dem höchsten WM-Sieg gegen den Ex-Weltmeister ist die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) zurück im Rennen um die Plätze in der K.o.-Runde. Der Rückstand auf die Slowakei, den vermeintlich größten Konkurrenten, verringerte sich auf zwei Punkte.
"Das heißt aber noch gar nichts", mahnte Goc: "Wir haben erst ein Spiel gewonnen." Das allerdings mit einer Glanzleistung: Patrick Hager (25.), Philip Gogulla (29.), Patrick Reimer (35.), Brooks Macek (44.) und Dominik Kahun (54.) drehten mit ihren Treffern die 1:0-Führung der Slowaken durch Peter Cehlarik (9.). "Die Mannschaft hat das Spiel an sich gerissen und dominiert", meinte DEB-Präsident Franz Reindl: "Jetzt sind wir wieder im Spiel."
Für den ersten WM-Viertelfinaleinzug seit fünf Jahren muss die DEB-Auswahl aber wohl noch zwei Siege einfahren. Im kommenden Gruppenspiel am Donnerstag gegen Titelverteidiger und Olympiasieger Kanada ist das Sturm-Team krasser Außenseiter. "Wir wollen versuchen, auch da was zu holen", sagte Gogulla.
Sturm kann mit weiterer Verstärkung aus der NHL planen. Torhüter Thomas Greiss von den New York Islanders wird am Mittwoch in St. Petersburg erwartet. "Wenn ein NHL-Goalie spielen will, sage ich natürlich nicht nein", erklärte der Bundestrainer.
Ausgleich nach Druckphase
Seine Spieler kamen vor rund 3000 Zuschauern engagiert aus der Kabine und zeigten sich in den Zweikämpfen anders als in den Spielen zuvor vom Start weg bissig. Sturms Umstellungen sorgten für mehr Ausgeglichenheit in den Angriffsreihen.
Der Rückstand verunsicherte die DEB-Auswahl allerdings kurz, die leichten Fehler und Unkonzentriertheiten nahmen zu.
Im Mitteldrittel erhöhten Draisaitl und Co. aber den Druck und wurden mit dem Ausgleich belohnt. Nach einem feinen Zuspiel von Felix Schütz hatte Hager aus kurzer Distanz keine Mühe. Beim 2:1 zog Gogulla mit einem wuchtigen Schlagschuss erfolgreich von der blauen Linie ab.
Die Führung gab dem DEB-Team kräftigen Rückenwind, die weiteren Treffer durch Reimer in Überzahl, Macek und Kahun waren die Folge. Aber auch das deutsche Unterzahlspiel war im Vergleich zum Finnland-Spiel deutlich verbessert. Zudem war in brenzligen Situationen auf Torhüter Timo Pielmeier erneut Verlass.
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