Der russische Präsident hielt nach dem 2:0-Triumph des Titelverteidigers im WM-Finale in Moskau gegen Finnland völlig überraschend eine Ansprache, in der er sich beim Eishockey-Mutterland bedankte.
"Danke an Kanada, dass es der Welt diesen faszinierenden Sport geschenkt hat", sagte Hobby-Eishockeyspieler Putin, bevor Kapitän Corey Perry vom alten und neuen Weltmeister Kanada den Pokal im Konfettiregen in die Höhe stemmen durfte. Wie schon bei Olympia 2014 in Sotschi und wie bei der letzten WM im Riesenreich 2007 gewann ausgerechnet Russlands Erzrivale Gold, während der Gastgeber den Erwartungen einmal mehr nicht gerecht wurde.
"Sport ist Sport, und Eishockey ist Eishockey"
Russlands Bronzemedaille dank eines 7:2-Kantersieges im Spiel um Platz drei gegen die USA war kein wirklicher Trost für den Halbfinal-K.o. gegen Finnland, auch wenn Putin zumindest öffentlich keine Kritik übte. "Ich weiß natürlich, dass die Fans auf mehr gehofft haben. Aber Sport ist Sport, und Eishockey ist Eishockey", sagte der 63-Jährige: "Die Jungs haben mit totalem Einsatz gespielt. Ich gratuliere ihnen von ganzem Herzen."
Fakt ist aber auch: Im ewigen Kräftemessen zwischen den Eishockey-Großmächten Kanada und Russland ist die Sbornaja ins Hintertreffen geraten. Die WM-Titel 2015 und 2016 sowie die Olympiasiege 2010 und 2014 unterstreichen Kanadas momentane Vormachtstellung. Sollten die kanadischen NHL-Stars auch bei der WM 2017 in Köln und Paris triumphieren, würden sie mit dann 27 Titeln mit Rekordweltmeister Russland gleichziehen.
Sbornaja-Trainer Oleg Snarok, der seit seiner aktiven Zeit in Landsberg, Freiburg und Heilbronn auch den deutschen Pass besitzt, steht jedenfalls enorm unter Druck - sollte er seinen Job überhaupt behalten dürfen. Zumal Snarok, der schon bei der WM 2014 mit einer "Kopf-ab-Geste" in Richtung der schwedischen Spielerbank für viel Wirbel gesorgt hatte, nun wegen einer angeblichen Beleidigung eines Journalisten erneut am Pranger steht.
Das kanadische Team bewies derweil im Finale, dass es anders als Russland auch die Kunst des Verteidigens beherrscht. Während die Russen um Offensivstar Alexander Owetschkin und WM-Topscorer Wadim Schipatschow im Halbfinale gegen Finnland ins offene Messer gerannt waren, schlug der Titelverteidiger das bis dahin unbesiegte Team Suomi mit dessen eigenen Waffen.
"Es war langweiliges Hockey"
Nach dem Führungstor von Top-Talent Connor McDavid (12.) verteidigten die Kanadier konsequent das eigene Tor. 0,9 Sekunden vor der Schlusssirene traf dann Matt Duchene zum Endstand ins leere finnische Tor. "Es war langweiliges Hockey", stellte die Zeitung Calgary Herald fest: "Aber unsere Jungs wollten das so."
"Wir haben alles richtig gemacht", bestätigte Kapitän Perry, für den sich der WM-Sieg gleich doppelt auszahlte: Der Stanley-Cup-Gewinner von 2007 und zweimalige Olympiasieger zog als 27. Mitglied in den "Triple-Gold-Club" ein. Auch Torschütze McDavid schrieb Geschichte. Der Teamkollege des deutschen Nationalspielers Leon Draisaitl bei den Edmonton Oilers ist mit 19 Jahren der jüngste Spieler mit WM-Titeln bei den Profis, der U20 und der U18.
Beim WM-Zweiten Finnland durfte sich Ausnahmetalent Patrik Laine mit der Auszeichnung zum wertvollsten Spieler des Turniers (MVP) trösten. Der 18-Jährige, der bei seiner ersten "großen" WM auf Anhieb zwölf Scorerpunkte erzielte, gilt neben dem ebenfalls überzeugenden Amerikaner Auston Matthews als erster Anwärter auf den Nummer-1-Pick beim NHL-Draft am 24. und 25. Juni.
Die Eishockey-WM auf einen Blick