Mitten in der Nacht klingelte bei Peter Draisaitl das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war sein Filius Leon (Edmonton Oilers), der im 9155 km entfernten Los Angeles soeben erfahren hatte, dass sein Dad das Traineramt beim achtmaligen deutschen Eishockey-Meister Kölner Haie übernimmt.
"Er ist jetzt ein glücklicher Sohn, schließlich ist er ein kölsche Jong und drückt mir deshalb die Daumen", sagte Draisaitl Sen. lachend, als er am Dienstag im Trainingszentrum der Haie als Nachfolger des glücklosen Kanadiers Cory Clouston vorgestellt wurde.
Aber auch für ihn selbst habe sich ein Traum erfüllt, schließlich habe er das Haie-Emblem nach insgesamt sechs Profijahren in der Domstadt mit dem Titelgewinn 1995 als Höhepunkt stets "im Herzen getragen".
Von daher habe er nicht lange überlegt, als am Sonntagabend die Anfrage von Kölns Manager Mark Mahon kam. "Das ist außergewöhnlich und sehr speziell für mich", sagte Draisaitl recht emotional, ehe er mit viel Elan seine Arbeit aufnahm.
Als der 146-malige Nationalspieler um 10.38 Uhr die Kabine betrat, herrschte ehrfurchtsvolle Stille bei Kapitän Christian Ehrhoff und Co.. "Meine vordringlichste Aufgabe ist es, die Köpfe der Spieler freizubekommen. Der Kopf ist im Moment wichtiger als das, was darunter ist", sagte der neue Haie-Coach, der bereits am Mittwochabend bei den Iserlohn Roosters erstmals als Chefcoach an der Bande der Domstädter steht.
"Die Psyche ist ein eigenes Thema"
Bis dahin will er möglichst schon die Blockade bei seinen Spielern lösen: "Die Psyche ist ein eigenes Thema. Ich muss allen klarmachen, dass wir wieder bei null anfangen." Am Wochenende stehen dann zwei weitere Auswärtsspiele in Schwenningen und beim Erzrivalen Düsseldorfer EG auf dem Programm, ehe er am 28. November sein Heimdebüt gegen die Straubing Tigers gibt.
"Es ist ganz gut, dass wir erst einmal ein bisschen reisen. Da kann man viel reden und das kann in unserer Situation nicht schaden", sagte Draisaitl, der beim Tabellenneunten der DEL behutsam die ein oder andere Veränderung vornehmen will. "Es wird zunächst nur kleine Anpassungen geben. Wir fangen schließlich nicht bei null an, denn mein Vorgänger hat hervorragende Arbeit geleistet. Grundsätzlich stimmt das System", sagte der gebürtige Tscheche.
Auf Dauer müsse sein Team aber "schneller, härter und einfacher" spielen. Zudem müsse die Abwehr wieder an Stabilität gewinnen: "Es kann doch nicht sein, dass wir vergangene Saison die beste und aktuell die zweitschlechteste Defensive haben. Daran müssen wir arbeiten." Am Dienstag hat Peter Draisaitl mit den Reparaturarbeiten begonnen.