Der 67-Jährige lobte Bundestrainer Marco Sturm in den höchsten Tönen und ist von einer erfolgreichen Weltmeisterschaft überzeugt. Zudem sprach der "Kleiderschrank auf Kufen" über seinen emotionalen Ausbruch beim Olympia-Wunder, durchgemachte Nächte und seinen Sohn Tom, der in dieser Saison mit den Pittsburgh Penguins den dritten Stanley-Cup-Triumph in Folge anpeilt.
SPOX: Herr Kühnhackl, wie häufig schlagen Sie sich derzeit die Nächte um die Ohren, um die Spiele von Ihrem Sohn Tom und den Pittsburgh Penguins zu verfolgen?
Erich Kühnhackl: Erst die DEL-Playoffs mit den tollen Finals zwischen München und Berlin, die ich mit großer Begeisterung teilweise auch vor Ort in der Halle verfolgt habe. Nun steht die Weltmeisterschaft vor der Türe, und dann laufen auch noch die Playoffs in der NHL - es sind intensive Zeiten für einen Eishockey-Verrückten wie mich. Klar fiebere ich mit meinem Sohn mit und lasse mir kein Spiel entgehen. Wenn ein Spiel deutscher Zeit um 21 Uhr beginnt, ist das noch angenehm. Die Partien an der Westküste beginnen aber teils erst um 3 oder 4 Uhr morgens. Da lohnt es sich nicht mehr, um 7 Uhr ins Bett zu gehen. Ich hole dann für meine liebe Frau Brötchen und mache durch. (lacht)
SPOX: Werden Sie wieder in die USA fliegen, falls die Pens erneut die Stanley-Cup-Finals (LIVE auf DAZN) erreichen sollten?
Kühnhackl: Selbstverständlich werden wir rüber fliegen, falls es so kommen sollte. Wir waren in dieser Saison schon einmal in den USA. Die Penguins machen am Anfang des Jahres immer so eine Art Vatertag. Da werden die Väter eingeladen und sind mit der Mannschaft für zwei, drei Spiele unterwegs.
Erich Kühnhackl: Tom füllt seine Rolle bei den Pittsburgh Penguins gut aus
SPOX: Wie bewerten Sie die Saison Ihres Sohnes und seine Rolle im Team?
Kühnhackl: Er spielt in einer Topmannschaft, was nicht so einfach ist. Der Leistungsdruck ist enorm. Tom ist wie jeder andere Spieler in Pittsburgh gefordert, in jeder Situation - ob vor dem Spiel, im Spiel oder nach dem Spiel - sehr hart zu arbeiten. Anders hast du keine Chance, in so einem Team zu spielen. Das macht er und er ist dafür belohnt worden, in dem er zuletzt zwei Mal Stanley-Cup-Sieger geworden ist. Meiner Meinung nach füllt Tom seine Rolle gut aus. Er ist fester Bestandteil dieser unglaublichen Mannschaft, was ich toll finde und mich auch ein Stück weit stolz macht.
SPOX: Inwiefern können Sie ihm mit Ratschlägen helfen?
Kühnhackl: Schon als er mit Eishockey angefangen hat und seinen Weg über Landshut durch die Mannschaften des DEB gegangen ist, haben wir viel gesprochen. Er hat mich immer wieder nach Rat gefragt. Ich habe ihm immer gesagt, dass er seine eigenen Erfahrungen machen muss. Das ist der wichtigste Punkt, da kann der Vater noch so viel erzählen. Was ich ihm mit auf den Weg geben konnte, war, dass man in Sachen Trainingsfleiß und Einstellung immer am Maximum agieren muss. Wirklich alles dieser wunderschönen Sportart unterzuordnen, ist die Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu sein. Das gilt für jede Liga der Welt, ob man nun in der DEL oder der NHL spielt.
SPOX: Die NHL ist der Traum eines jeden Eishockeyspielers, darüber müssen wir nicht diskutieren. Ist es nicht aber gleichzeitig unglaublich bitter für Ihren Sohn und die anderen NHL-Cracks wie Leon Draisaitl, dass Sie genau deshalb nicht beim größten Moment in der Geschichte des deutschen Eishockeys, nämlich dem Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang, dabei sein konnten?
Kühnhackl: Das ist ein schwieriges Thema. Ich weiß, dass alle deutschen Spieler, die in der NHL unter Vertrag stehen, gerne dabei gewesen wären. Das wäre ein riesiges Erlebnis für jeden einzelnen dieser Jungs gewesen. Erinnern Sie sich nur mal an das Qualifikationsturnier für Olympia in Riga. Da waren alle da. Jeder war so stolz, für sein Land bei Olympia zu spielen. Es ist anders gekommen, was den Jungs nicht leicht gefallen ist. Trotzdem muss man sagen: Das sind Profis. Und wenn sich die NHL eben dazu entscheidet, ihre Spieler nicht an Olympia teilnehmen zu lassen, dann gilt das. Vertrag ist Vertrag, das gehört einfach dazu und das muss man respektieren.
Das ist Erich Kühnhackl
Geburtsdatum | 17. Oktober 1950 |
Geburtsort | Citice (Tschechoslowakei) |
Spitzname | Kleiderschrank auf Kufen |
Größe | 1,96 Meter |
Position | Center |
Vereine als Spieler | EV Landshut, Kölner EC, EHC Olten (Schweiz) |
Deutscher Meister | 1970, 1977, 1979, 1983 |
Bundesliga-Statistik | 1.431 Scorerpunkte in 774 Spielen |
Erfolge Nationalmannschaft | Bronze bei Olympia 1976 |
SPOX: Wenn wir aus deutscher Sicht ehrlich sind, müssen wir froh darüber sein, dass die NHL-Spieler nicht in Südkorea dabei sein durften. Andernfalls wäre Silber unmöglich gewesen.
Kühnhackl: Das haben jetzt Sie gesagt und ich lasse es einfach mal unkommentiert stehen. (lacht)
Erich Kühnhackl über seine Emotionen während Olympia 2018
SPOX: Dass die NHL-Spieler nicht dabei waren, schmälert die grundsätzliche Leistung des DEB-Teams ohnehin in keiner Weise. Die Mannschaft hat das ganze Land für Eishockey begeistert. Es gibt ein Video von Ihnen, das in der Sekunde des Sieges im Halbfinale gegen Kanada entstanden ist. Sie waren den Tränen verdammt nahe.
Kühnhackl: Sie wissen ja selbst, dass es das deutsche Eishockey nicht immer leicht hatte. Und ich bin jemand, der Eishockey lebt, der diesem Sport so viel zu verdanken hat, der mit der Nationalmannschaft immer mitgefiebert hat. Und dann passiert so etwas, gelingt diesen großartigen Jungs der Einzug ins Olympia-Finale. Gegen Kanada! Das muss man sich einmal richtig vorstellen! Ich habe es der Mannschaft so sehr gegönnt, habe mich unglaublich mitgefreut - ein äußerst emotionaler Moment. Dieser Erfolg war für unsere Sportart einfach unfassbar wertvoll.
SPOX: An was denken Sie dabei genau?
Kühnhackl: Eishockey ist durch Olympia in der deutschen Öffentlichkeit endlich mal wieder angekommen. So richtig angekommen! Ich denke nur an die Nachwuchsarbeit, die davon profitieren kann. Sponsoren finden Eishockey plötzlich spannend. Da gibt es 1000 Möglichkeiten. Solche Erfolge sind für die gesamte Sportart unglaublich wichtig.