Doch trotz des holprigen Beginns im Vorjahresauto genießt das 20-jährige Supertalent die uneingeschränkte Rückendeckung seines Toro-Rosso-Teams. Vettel bleibe in jedem Fall bis 2010, ließ Toro-Rosso-Mitbesitzer Gerhard Berger unlängst wissen.
SPOX.com erwischte Vettel am Rande der Testfahrten in Barcelona und sprach mit ihm über Haifischflossen, Zukunftsperspektiven und das Rennen auf dem Circuit de Catalunya am kommenden Sonntag.
SPOX: Wissen Sie, wie viele Runden Sie in dieser Saison schon gefahren sind?
Sebastian Vettel: 40.
SPOX: Nicht allzu viel für drei Rennen. Ist der Saisonstart verpatzt?
Vettel: Klar hätte ich gerne mehr Runden und vielleicht auch mehr WM-Punkte auf dem Konto, aber so ist das Leben. Manchmal geht es bergauf, manchmal bergab. Ich darf jetzt nur nicht aufhören zu kämpfen.
SPOX: Erleben Sie jetzt die Kehrseite der glänzenden Vorsaison?
Vettel: Es ist ja nicht das erste Mal in meiner Karriere, dass es nicht gut läuft. In der Formel 1 schon, aber da bin ich ja auch noch nicht lange dabei. Aber früher im Kart hatte ich auch schon Jahre, in denen nicht viel klappte. Daher kenne ich das, auch wenn ich mich natürlich nicht daran gewöhnen möchte.
SPOX: War der Saisonstart mit dem alten Auto ein Fehler?
Vettel: Nein. Der Schritt war auch im Nachhinein betrachtet absolut richtig. Wenn überhaupt, hätten wir das neue Auto nur ganz knapp vor dem Saisonstart fertig bekommen, von daher war es besser so.
SPOX: Wie sind vom Zusehen die ersten Eindrücke des neuen Autos?
Vettel: Positiv, auch wenn das Auto nicht allzu viel gerollt ist. Ich kann ja leider nicht selbst fahren, weil Sebastien das Auto am Mittwoch bei den Tests kaputt gemacht hat.
SPOX: Auch Toro Rosso trägt jetzt Haifischflosse wie Red Bull und Renault. Schön sieht das nicht aus. Ist die Devise: Lieber hässlich und schnell als schön und langsam?
Vettel: Hauptsache schnell, der Rest ist scheißegal. Ob wir vorwärts, rückwärts oder seitwärts fahren, Hauptsache wir fahren schnell. Die Sponsoren werden sich über das neue Design freuen, denn sie haben jetzt mehr Platz (lacht).
SPOX: Laut Teameigner Gerhard Berger sind Sie der Held des Teams.
Vettel: Ich mag es nicht, über meine eigene Position zu reden. Ich kenne die Mannschaft mittlerweile sehr gut und habe mit jedem ein sehr gutes Verhältnis. Es ist aber auch klar, dass man mal das Heft in die Hand nehmen und sagen können muss, wenn irgendetwas nicht gut läuft.
SPOX: Auch wenn Sie nicht gerne über sich reden, Ihre Chefs tun es umso mehr. Laut Team-Berater Helmut Marko ist es gut möglich, dass Sie 2009 für Red Bull Racing fahren.
Vettel: Das habe ich hier in Barcelona jetzt schon ein paar Mal gehört. Im Moment gibt es genügend Sachen, die wichtiger sind. Über solche Dinge kann man später einmal sprechen.
SPOX: Red Bull will Toro Rosso verkaufen, Sie sind bei Red Bull angestellt. Wie haben Sie und das Team auf die Nachricht von den Verkaufsplänen reagiert?
Vettel: Das war keine tolle Nachricht für alle, aber letztlich hat es unsere tägliche Arbeit nicht beeinflusst. Alle wollen auch weiterhin ihr Bestes geben. Dieses Jahr bleibt noch alles wie gehabt, was danach kommt, weiß ich nicht.
SPOX: Wenn mein Chef den Geldhahn zudrehen würde, würde ich mir viele Gedanken um meine Zukunft machen.
Vettel: Ich will jetzt einfach nur fahren.
SPOX: Ist der Rest der Saison eine große Bewerbungsfahrt?
Vettel: Ich nutze das Jahr, um das Beste aus mir und dem Auto herauszuholen. Ob das dann eine Bewerbungsfahrt ist, muss man sehen, wenn es soweit ist.
SPOX: Beim Spanien-GP steht das letzte Rennen mit dem alten Auto an. Was ist das Ziel? Nur ein Abschied mit Anstand oder mehr?
Vettel: Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Wir sind trotz der Probleme zu Saisonbeginn auf jeden Fall in der Lage, das Rennen zu Ende zu fahren. Wir geben alles und sehen, was dabei herauskommt.
SPOX: Und dann geht es mit dem neuen Auto in die Türkei.
Vettel: Das wird ein zweiter Saisonstart.