Reine Nervensache

Von Jan-Hendrik Böhmer
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© Getty

Der Europa-GP in Valencia war für Nick Heidfeld ein Desaster. Vom achten Platz gestartet, hatte er sich mit seinem vermeintlich schweren BMW-Sauber einen großen Sprung nach vorne erwartet. Rausgekommen ist aber Platz neun - und jede Menge Ärger.

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Denn anstatt sich von Kritik zu befreien, lieferte Heidfeld neuen Stoff für die nicht enden wollende Diskussion um seinen Verbleib bei BMW-Sauber und in der Formel 1 überhaupt.

"Nick ist noch nicht über den Berg", meint selbst BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. Er will 2009 mit seinem Team um den Titel kämpfen und sagt deshalb: "Wir brauchen zwei Autos, die in der Lage sind, ordentlich zu punkten."

Vom Lehrling überholt

Gesagt zwei Autos, gemeint zwei Fahrer. Denn dass Heidfelds Valencia-Nullnummer nicht an mangelnder BMW-Power gelegen hat, zeigt der dritte Platz von Robert Kubica.

Doch nicht nur der direkte Vergleich mit dem Teamkollegen macht Heidfeld zu schaffen. Mittlerweile fahren ihm selbst seine ehemaligen Lehrlinge um die Ohren.

Mit Sebastian Vettel und Timo Glock landeten in Valencia gleich zwei ehemalige BMW-Testfahrer in vermeintlich schwächeren Autos vor Heidfeld. Und besonders Vettels Werdegang macht Heidfelds Misere deutlich.

Lernen von Vettel?

Denn gegensätzlicher könnte eine Saison für zwei Piloten kaum verlaufen.

Während Nick Heidfeld mit einem zweiten Platz in die Saison startete, mit BMW in der Konstrukteurs-WM führte und scheinbar endlich um den WM-Titel mitfahren konnte, musste sich Sebastian Vettel zum Saisonstart einiges gefallen lassen.

In den ersten vier Rennen kam Vettel  kein einziges Mal ins Ziel und drohte von seinem Teamkollegen Sebastien Bourdais abgehängt zu werden. Doch der Toro-Rosso-Pilot kam zurück, profitierte vom neuen Boliden und verdiente sich einen Vertrag bei Red Bull Racing.

"Wir haben einfach alles richtig gemacht und 100 Prozent aus uns und dem Auto herausgeholt", sagte Vettel nach Valencia. Etwas, das Heidfeld derzeit einfach nicht gelingt.

Titelkampf oder Magenkrampf?

Warum? Das weiß Heidfeld nicht. "Ich bin im Moment schon ein bisschen ratlos", so der 31-Jährige. Vielleicht ist es der Bolide? Doch mit dem kommt er mittlerweile besser zurecht. Eigentlich. Denn: "Manchmal stimmt die Pace - und dann wieder nicht", so Heidfeld.

Oder ist es die Angst vor dem Karriere-bedrohenden Cockpit-Verlust? Heidfeld sagt nein: "Meine Zukunft sieht gut aus. Ich hoffe, dass ich auch im nächsten Jahr bei BMW bin. Schließlich haben wir all unsere Ziele erreicht. 2009 wollen wir um den Titel kämpfen."

Katastrophe für Heidfeld

Klingt unbeschwert. Dennoch: Laut Theissen ist Heidfelds Problem reine Kopfsache. Eine Kopfsache, um die sich mittlerweile sogar ein Mentalcoach kümmert.

"Die Situation ist eben neu für mich", erklärt Heidfeld. "Denn bei allem was bisher in der Formel 1 auf mich zukam, konnte ich immer sagen, dass es nicht an meiner Leistung lag." Doch die Zeiten sind vorbei. Erinnerungen an gewonnene Stallduelle mit Kimi Räikkönen (2001) und Felipe Massa (2002) bringen Heidfeld nicht weiter.

Noch gibt sich BMW geduldig, aber auch Heidfeld weiß: "Ein Rennen, in dem mein Teamkollege Dritter wird, und ich Neunter, ist für mich eine Katastrophe."

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