Schuldzuweisungen vor, Verhandlungen hinter den Kulissen: Der Streit zwischen dem Automobil-Weltverband FIA und der Teamvereinigung FOTA um die Zukunft der Formel 1 geht zweigleisig weiter.
Während die FIA am Montag öffentlich in einer Pressemitteilung die rebellierenden Teams und vor allem "ein Element in der FOTA" heftig kritisierte, gab es am gleichen Tag laut Teamchef Ross Brawn Gespräche zwischen der Finanzarbeitsgruppe der FOTA und FIA-Vertretern über eine Budget-Obergrenze oder, wie Brawn es formulierte, "Kontrolle der Mittel für die Zukunft".
"Es gab einige Kritikpunkte der FIA an unseren Vorschlägen. Die wurden heute zwischen der FIA und der Gruppe behandelt, um zu sehen, ob wir eine Lösung finden", sagte Brawn.
Unverständins bei der FIA
Auch zur Frage der künftigen Führung des Sports gebe es im Laufe dieser Woche noch Meetings, um zu sehen, "ob wir eine Einigung finden können, die jeder unterstützen würde. Ich denke, es gibt Chancen, diese Punkte in dieser Woche zu lösen, und wenn sie gelöst sind, werden wir gerne dabei sein", meinte der Brite.
Die FIA hatte sich unterdessen "erstaunt" gezeigt, dass nach einem Treffen am vorigen Donnerstag zwischen Verbandsvertretern auf der einen sowie Brawn, Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, Red-Bull-Teamchef Christian Horner und Toyota-Motorsportpräsident John Howett auf der anderen Seite "bestimmte FOTA-Mitglieder, die bei dem Meeting nicht dabei waren, fälschlicherweise erklärt hatten, dass nichts vereinbart wurde und das Treffen Zeitverschwendung war".
Ein FOTA-Mitglied stellt sich stur
"Es gibt auf jeden Fall ein Element in der FOTA, das entschlossen ist, jegliche Einigung zu verhindern, ohne Rücksicht auf den Schaden, den diese Haltung dem Sport bringen könnte", hieß es in der FIA-Mitteilung.
Den Namen dieses FOTA-Mitglieds nannte die FIA nicht. Allerdings hatte zuletzt vor allem Ferrari den Kampf gegen den Verband forciert und sogar ein ordentliches Gericht angerufen.
Ferrari-Präsident und FOTA-Chef Luca di Montezemolo hatte am Samstag am Rande der 24 Stunden von Le Mans noch einmal mit dem Ausstieg der Scuderia gedroht, falls sich an den momentan geplanten Regeln nichts ändere.
Die FOTA reagierte gelassen auf diese Attacke. "Die FOTA, die ihre Position zu diesen spezifischen Themen aufrechterhält, hat nicht die Absicht, das FIA-Statement zu kommentieren oder in eine langwierige Serie polemischer Aussagen verwickelt zu werden, die nur für Konfusion sorgen und nicht helfen würden, einen positiven Ausgang der fortlaufenden Diskussionen zu finden", sagte ein FOTA-Sprecher.
Ziele von FOTA und FIA liegen "sehr nah" zusammen
Ansonsten hatte die FIA erklärt, dass es ihrer Meinung nach ein "sehr konstruktives Meeting" gewesen sei und die Ziele der FOTA und der FIA in Bezug auf eine Kostenreduzierung inzwischen "sehr nah zusammenliegen" würden.
Details darüber sollten in Kürze geklärt werden. Zudem habe der Verband vorgeschlagen, um sich langwierige neue Verhandlungen zu ersparen, das Concorde Agreement, die "Verfassung" der Formel 1, in der inzwischen ausgelaufenen Version von 1998 bis 2014 zu verlängern.
Einigkeit bestehe nach Meinung der FIA auch über die technische Unterstützung für neue Teams.
Auch die europäischen Autohersteller werden involviert
Angegriffen hat der Weltverband den Verband europäischer Automobilhersteller ACEA, der sich auf die Seite der FOTA geschlagen und weitreichende Reformen innerhalb der FIA gefordert hatte.
In einer separaten Mitteilung rechnete die FIA der ACEA vor, wie viel Geld ihre in der Formel 1 vetretenen Mitglieder sparen würden, wenn die Kostensekungen verabschiedet würden, besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Krise der Automobilwirtschaft.