"Aussie, Aussie, Aussie, Oi, Oi, Oi!" Wenn Sie jemanden dabei beobachten, wie er diese sechs Worte voller Inbrunst so laut schreit wie er kann, dann wissen Sie zwei Dinge: Erstens: Derjenige hat irgendetwas erreicht, das es zu feiern gilt. Zweitens: Er ist Australier.
Daniel Ricciardo ist Australier, auch wenn man bei einem flüchtigen Blick auf die Teilnehmerliste an den Young Driver Days in Jerez denken könnte, dass irgendein junger Italiener im Red Bull Platz nimmt.
Der nächste Vettel, Buemi oder Alguersuari?
Nein, Ricciardo ist ein waschechter Aussie, geboren am 1. Juli 1989 in Perth. Seit 2007 ist er Red Bull Junior, 2009 gewann er überlegen die britische Formel-3-Meisterschaft und brachte sich so ins Blickfeld des Formel-1-Teams.
Er ist womöglich der nächste Sebastian Vettel, Sebastien Buemi oder Jaime Alguersuari. Sie alle haben den Sprung vom Red Bull Junior ins Formel-1-Cockpit geschafft.
Klare Bestzeit am Schlusstag
Warum? Vor allem natürlich, weil er verdammt schnell und fehlerfrei gefahren ist. An drei Tagen in Jerez drehte Ricciardo 282 Runden, ohne Kleinholz zu produzieren, und war dabei einmal Vierter, einmal Dritter und am letzten Tag sogar deutlich Schnellster. In 1:17,418 Minuten fuhr er klar die beste Runde der gesamten Tests.
Schon während des ersten Tages hat Ricciardo das Grinsen nicht aus dem Gesicht bekommen, berichten Journalisten vor Ort. "Als ich zum ersten Mal aus der Boxengasse gefahren bin, das war der große Moment", sagte Ricciardo. "Ich war nervös und ich war aufgeregt."
Punkrock zur Entspannung
Und er war cool. Ein Dreher direkt zu Beginn schockte ihn überhaupt nicht. Später äußerte er sich sogar leicht enttäuscht über das Feeling im Formel-1-Auto: "So witzig es klingt, aber ein Formel-1-Auto ist für den Grip, den es generiert, eigentlich untermotorisiert."
Passt irgendwie zu einem Kerl, der zur Entspannung (!) Punkrock hört, als Hobbys Boxen und Motorradfahren angibt und in seiner Freizeit gerne Extremsport im Fernsehen schaut. "Ich bin immer locker drauf. Einige Dinge, die andere Fahrer machen, sind mir ein bisschen zu heftig. Ich werde heute Nacht gut schlafen können, während andere im Kopf immer noch mit 160 km/h unterwegs sind", sagte Ricciardo nach dem ersten Testtag.
Red-Bull-Teamchef macht Ricciardo Hoffnung
Ein Mann für Red Bull eben. "Er ist ein sehr viel versprechendes Talent und entwickelt sich sehr gut. Wir werden jetzt den Test analysieren und uns dann im Winter entscheiden", sagte Teamchef Christian Horner über Ricciardos Chancen, 2010 den Job als Ersatzfahrer hinter Sebastian Vettel und Mark Webber zu bekommen. "Es wäre schon toll, so etwas für 2010 angeboten zu bekommen", sagte Ricciardo.
Der 20-Jährige wäre neben seinem Vorbild Webber, der ihm am Abend vor Testbeginn in Jerez noch Tipps per Telefon nach Jerez durchgegeben hat, schon der zweite Aussie bei Red Bull.
Ricciardo muss sich mit Hartley streiten
Streiten muss er sich um den Job des Ersatzfahrers ausgerechnet mit einem Kiwi. Der Neuseeländer Brendon Hartley, ebenfalls ein Red-Bull-Junior, steht in der Hierarchie eigentlich noch vor Ricciardo. Das könnte sich durch die drei Tage in Jerez jedoch geändert haben. Pikanter Weise werden beide auch noch 2010 Teamkollegen in der Renault-World-Series sein.Ein Problem? "Um ehrlich zu sein, kommen wir sehr gut miteinander aus. Wir wohnen in England nur zehn Minuten voneinander entfernt und haben ein gutes Verhältnis", sagte Ricciardo. "Das soll bitte auch so bleiben, denn dann können wir uns gegenseitig in die richtige Richtung pushen, anstatt uns nach unten zu ziehen."
So sind sie eben, die Jungs von Red Bull. Total entspannt.