Fernando Alonso ist der Mann der Stunde. Der Ferrari-Pilot gewann nach Monza in Singapur das zweite Rennen in Folge und schob sich damit auf Rang zwei in der Fahrer-WM. Sein Rückstand auf Spitzenreiter Mark Webber beträgt nur noch elf Punkte.
Alonso verdankte den Sieg seiner Pole-Position am Samstag, denn er konnte Sebastian Vettel dank des gewonnenen Starts 61 Runden lang hinter sich halten. Vettel lieferte ebenfalls ein fehlerfreies Rennen ab und machte bis zur letzten Runde Druck auf Alonso, aber es gab keinen Weg an ihm vorbei.
Alonso: "Forza Ferrari!"
"Das war ein langes und hartes Rennen, das härteste der Saison. Entsprechend viel bedeutet mir dieser Sieg. Wir wollten unseren Monza-Sieg unbedingt auf einer anderen Strecke bestätigen, das hat geklappt. Wir sind auf jeder Strecke konkurrenzfähig. Forza Ferrari!", sagte Alonso.
Vettel konnte auch mit Rang zwei ganz gut leben: "Ich konnte nur hoffen, dass Fernando irgendwann einen Fehler macht. Er hat aber nur ein paar kleine gemacht, nie einen großen. Ein Überholversuch wäre einfach zu riskant gewesen. Platz zwei sind auch gute Punkte."
Hamilton scheidet nach Crash mit Webber aus
Webber rettete Rang drei und damit die WM-Führung ins Ziel, hatte dabei aber eine ganze Menge Glück. Erst profitierte er nach einem frühen Reifenwechsel von einer Safety-Car-Phase, die ihn vor beide McLaren brachte, dann überstand er einen Crash mit Lewis Hamilton unbeschadet.
Es war die Szene es Rennens, als Hamilton Webber außen angriff und beide kollidierten. Ein Rennunfall, der für Hamilton aber dramatische Folgen hatte. Er schied zum zweiten Mal in Folge aus und fiel in der WM-Wertung vielleicht schon entscheidend zurück.
Hamilton nimmt Schuld auf sich
"Ich dachte, ich könnte ihn beim Bremsen überholen, habe ihm beim Einlenken in die Kurve aber nicht genug Platz gelassen", gab sich Hamilton selbstkritisch.
Webber war sich seines Glücks bewusst: "Das war das schwerste Wochenende des Jahres für mich. Ich habe mich auf der Strecke ganz und gar nicht wohl gefühlt. Hätte mir heute Morgen jemand einen dritten Platz angeboten, ich hätte sofort akzeptiert. Die beiden anderen waren zu schnell für mich."
Rosberg und Glock stark
Nico Rosberg fuhr im Mercedes ein starkes Rennen und kam hinter dem fünften WM-Anwärter Jenson Button als Fünfter ins Ziel. Michael Schumacher hatte eine Kollision mit Nick Heidfeld und belegte nach einem Notstopp nur Rang 13.
"Das war das Beste, was heute drin war", resümierte Rosberg. Schumacher sagte: "Die Kollisionen waren reine Rennunfälle. Mein eigentliches Problem war, dass mein erster Reifensatz extrem abgebaut hat. Ich bin zum Ende des Stints nur noch herumgerutscht. Später hat es dann Spaß gemacht."
Nico Hülkenberg und Adrian Sutil holten Punkte, obwohl beide wegen Abkürzens einer Schikane nachträglich bestraft wurden. Timo Glock musste nach einem beherzten Rennen im Virgin kurz vor Schluss aufgeben.
Schlüsselszenen des Rennens:
Start: Sehr guter Start von Vettel. Er greift Alonso an, doch der Spanier macht die Linie zu. Hamilton kommt nicht ganz so gut weg und kann keinen Druck auf Vettel ausüben. Die Positionen bleiben gleich. Im Mittelfeld kommt Rosberg an Barrichello vorbei und ist Sechster.
Runde 1: Kollision zwischen Heidfeld und einem Force India. Bei Heidfeld ist der Frontflügel kaputt. Er muss zum Notstopp.
Runde 3: Liuzzi rollt aus. Die linke Hinterradaufhängung ist hin, da gab es einen Kontakt mit der Mauer. Das Auto steht ungünstig auf der Strecke, daher kommt das Safety-Car raus. Webber nutzt das und kommt zum Boxenstopp. Mit den harten Reifen kann er jetzt das Rennen zu Ende fahren. Er kommt als Elfter zurück auf die Strecke. Die Spitze bleibt geschlossen draußen.
Runde 11: Webber arbeitet sich stark nach vorne, nachdem sein Boxenstopp nicht ideal war, weil ein Vorderrad geklemmt hat. Er geht an Schumacher vorbei, nachdem der einen Fehler gemacht hat. Doch dann hängt er auf Rang acht hinter Barrichello fest und verliert viel Zeit.
Runde 29: Alonso und Vettel kommen gleichzeitig an die Box. Vettel hat deutlich aufgeholt, aber der Spanier bleibt vorne. Auf den harten Reifen ist Vettel zu Beginn klar schneller als Alonso.
Runde 33: Crash im Tunnel! Kobayashi rutscht in die Leitplanken, Senna kann nicht mehr ausweichen und knallt in den Sauber rein. Safety-Car. Riesenpech für Kubica und Barrichello, die noch nicht an der Box waren. Webber lacht sich kaputt, er ist dank seines frühen ersten Stopps Dritter vor beiden McLaren.
Runde 36: Restart: Alonso kann Vettel auf Distanz halten, aber dahinter wird es eng. Hamilton greift Webber an - Kollision! Hamilton ist außen, zieht rein und es kracht. Hamilton ist raus, Webber kann weiterfahren.
Runde 38: Kollision zwischen Schumacher und Heidfeld! Gleiche Stelle wie bei Webber/Hamilton! Heidfeld dreht sich in die Reifenstapel, bei Schumacher ist der Frontflügel hin. Er kommt zum Notstopp.
Runde 61: Alonso gewinnt das Rennen in Singapur! Vettel hängt ihm in den letzten Runden direkt im Heck, aber der Ferrari-Pilot macht keinen Fehler und rettet die 25 Punkte ins Ziel.
Mann des Rennens:
Timo Glock: Eine große Show, die der Deutsche 16 Runden lang abgeliefert hat. Im haushoch unterlegenen Virgin nutzt er die Safety-Car-Phase, um weit nach vorne zu kommen. Er hält sich rundenlang vor Sutil im Force India, Hülkenberg im Williams und Massa im Ferrari. Allesamt Autos, die pro Runde mehrere Sekunden schneller fahren können als er. Später wird er zwar Opfer der Strategie, in der Safety-Car-Phase nicht zum Reifenwechsel gekommen zu sein, aber bis dahin ist er das auffälligste und beste Rennen der Saison gefahren. So lange war Virgin noch nie im Fernsehbild.
Flop des Rennens:
Michael Schumacher: Das Rennen war gar nichts. Am Start kam er nicht so gut nach vorne wie gewohnt, dann hat er sukzessive Boden auf Rosberg verloren. Beim Boxenstopp klemmte es dann auch noch, sodass Schumacher bis auf Rang 16 durchgereicht wurde. Zur Krönung dann noch der Crash mit Heidfeld, dessen Schuldfrage ähnlich zu bewerten ist wie bei Webber/Hamilton. Schumacher war deutlich hinter Heidfeld, aber eben auch innen. Keine eindeutige Schuld bei Schumacher, aber eine unnötige Aktion. So positiv Schumachers bisheriges Wochenende bei der Premiere war, so schlecht lief es im Rennen.
Szene des Rennens:
Crash zwischen Hamilton und Webber: Der zweite Crash in Folge für Hamilton. Seine Rennen verlaufen ausgerechnet in der entscheidenden Phase der WM vogelwild. Schon in Spa hatte er Glück, aus dem Kiesbett wieder herauszukommen, dann der Crash in Monza. Und jetzt? Schon wieder ein Crash, schon wieder null Punkte. Die Schuldfrage beim Webber-Crash ist nicht eindeutig, Hamilton war zwar außen und ist hart nach innen gezogen, aber er hatte auch mehr Schwung und war klar vorne. Letztlich war das Risiko bei dem Überholversuch enorm. Kein eindeutiger Fehler von Hamilton, aber vielleicht trotzdem die Vorentscheidung gegen ihn in der WM. Webber hatte mehr Glück als Verstand, dass seine Vorderradaufhängung gehalten hat.
Lehren des Rennens:
Unglaublich, dieser Titelkampf! Alonso bleibt der Mann des letzten Saisondrittels, ist jetzt schon WM-Zweiter und mausert sich zum Favoriten auf den Titel. Er hat Vettel nie eine echte Chance gegeben, an ihm vorbei zu gehen.
Trotzdem ist auch Red Bull ein Gewinner des Rennens. Vettel ist dank Rang zwei weiterhin im Rennen und hat wenigstens drei Pünktchen auf Teamkollege Webber gutgemacht. Nur drei Punkte, weil Webber aus seinem Defizit an Speed in Singapur das Optimum gemacht hat. Der frühe Boxenstopp und das Glück mit dem Safety-Car haben ihm geholfen, die WM-Führung zu verteidigen.
Großer Verlierer im Titelrennen ist McLaren. Hamilton ist zwar noch einen Punkt vor Vettel, aber mit Blick auf die letzten Rennen sieht es so aus, als könnte der Champion von 2008 mit dem zweiten Crash in Folge den Titel weggeworfen haben. Button hat als Fünfter in der WM-Wertung auch nur noch Außenseiter-Chancen.