Nur Webber stört die Party

Von Falk Landahl
Sebastian Vettel (M.) hat mit seiner Crew nach dem Sieg in Melbourne ausgiebig gefeiert
© Getty

Der Grand Prix von Australien war für Red Bull in erster Linie ein großer Erfolg. Sebastian Vettel dominierte alle, der Red Bull fuhr sogar ohne KERS allen davon  - wenn da nicht die schwache Leistung von Lokalmatador Mark Webber gewesen wäre.

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Die Gemütslagen der beiden Red-Bull-Piloten hätten kaum unterschiedlicher sein können: Auf der einen Seite Weltmeister Sebastian Vettel, der seinen Sieg begoss und mit der gesamten Red-Bull-Crew sowie Vater Norbert feierte. Auf der anderen Seite Mark Webber, der nicht einmal seine Auslaufrunde fuhr. Der Australier war so enttäuscht aufgrund seines schwachen Rennens, dass er nur noch weg wollte und direkt hinter der Ziellinie sein Auto abstellte.

"Es war sehr frustrierend. Sebastian ist ein sehr gutes Rennen gefahren, aber für mich ist es nicht normal, dass ich meinen Rhythmus nicht finde. Ich sollte in der Lage sein, mit diesen Jungs mitzuhalten, aber ich kam viel weiter hinten ins Ziel", sagte der 33-Jährige ratlos.

Und weiter: "Ich habe so viel gegeben, wie ich nur konnte, aber ich kam nicht heran. Ich weiß nicht, warum. Jetzt muss ich mir alles anschauen und mir überlegen, wie ich mich steigern kann. Gerade in Australien hätte ich natürlich gerne besser ausgesehen, aber es hat nicht sollen sein."

Webber: "Ich freue mich schon auf Malaysia"

Trotz des überraschend schwachen Auftritts wollte Webber jedoch nicht den Teufel an die Wand malen: "Lasst uns ruhig bleiben: Es ist das erste Rennen. Ich freue mich schon auf Malaysia, ich wünschte, das Rennen wäre schon morgen".

Zu Webbers Verteidigung ist zu sagen: Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass sein Bolide nicht optimal lief. Seine Reifen hielten deutlich kürzer als Vettels, der sich jedoch auch nicht in Duellen mit anderen Fahrern aufreiben musste. "Es war schon ein ungewöhnlich großer Abstand zwischen den beiden Jungs", fand auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner und kündigte eine Prüfung an.

"Wir müssen uns das noch einmal ganz genau anschauen und herausfinden, wie genau diese Unterschiede zustande kommen. Mark ist recht ruppig mit den Reifen umgegangen, er hatte mehr Verschleiß. Mal schauen, ob das an irgendetwas am Auto liegt. Gestern haben wir nichts gefunden, aber vor Malaysia schauen wir noch einmal ganz genau hin."

Red Bull am Wochenende ohne KERS

Die Verwunderung im Team über Webbers Schwäche ist nicht zu überhören. Schon im Qualifying war er seinem Teamkollegen deutlich unterlegen. Mehr als acht Zehntel fehlten ihm auf Vettel, der das komplette Wochenende beherrschte - und das ohne KERS. "Wir wollten es vorher niemandem verraten", erklärte Horner nach dem Rennen.

"Sieht so aus, als hätten wir es nicht gebraucht", strahlte der Teamchef. "Wir wollten vor dem Rennen nicht darüber sprechen. Am Freitag haben wir das System ausprobiert, aber waren mit der Zuverlässigkeit nicht glücklich."

Rechnerisch lässt sich mit den zusätzlichen Pferdestärken rund eine halbe Sekunde pro Runde rausholen. Das lässt Vettels Dominanz noch einmal in einem anderen Licht erscheinen. Auch wenn erst ein Grand Prix gefahren und die Saison noch sehr lang ist, muss sich die Konkurrenz ernsthafte Gedanken machen. Die größte Gefahr für Red Bull lautet dieses Jahr Stand heute wohl nicht Ferrari oder McLaren, sondern die eigene Zuverlässigkeit.

Denn: Der Gewinn der Weltmeisterschaft hat Vettel einen zusätzlichen Schub gegeben. Der Heppenheimer wirkt gereifter und hat verstanden, bei Duellen auf dem Kurs vorsichtiger zu sein. Auch für die Psyche war der Titel Gold wert: Schon seit Freitag war der 23-Jährige blendend drauf und lief mit einem Lächeln durch die Gegend. Auch in Interviews wirkte er sehr befreit.

Marko: "Vettel ist reifer"

Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko bestätigte: "Er ist lockerer geworden. Er muss es nicht mehr beweisen. Wenn er hinten ist, weiß er, wo die Zeit fehlt. Er fährt mit weniger Druck, aber insgesamt ist er relaxter und auch reifer. Ich glaube, wir werden in dieser Saison einen noch besseren Sebastian sehen". Das darf man auch als Warnung an die Konkurrenz verstehen.

Nach dem Rennen übte sich Vettel jedoch in Understatement: "Lewis holte auf und wir gingen an die Box. Ich hätte nicht noch weitere Runden fahren können. Nach meinem Boxenstopp war es entscheidend, an Jenson vorbeizukommen, was mir sofort gelungen ist. Das war sehr, sehr wichtig. Es gab heute eine Menge Dinge, die wir lernen konnten, und wir müssen uns das Rennen noch einmal anschauen."

Webbers letzte Chance auf die WM

Blendender hätte für Vettel der Start in die Saison gar nicht laufen können. Ganz im Gegensatz zu Webber, der im Herbst vergangenen Jahres noch als Favorit auf die Weltmeisterschaft galt und sie letztendlich selbst vergeigte.

Jetzt hat er von seinem Teamkollegen deutlich aufgezeigt bekommen, wer die Nr. 1 im Rennstall ist. Keine einfache Situation für die Psyche eines Sportlers.

Hinzu kommt, dass es wohl Webbers letzte Chance auf einen WM-Titel ist - zumindest bei Red Bull. Falls der Australier wie in Melbourne weiter nur hinterher fährt, gilt es als sicher, dass Red Bull für die nächste Saison einen neuen Fahrer sucht.

Das Rennergebnis des Australien-GP

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