Der Weltmeister fährt in Melbourne in einer eigenen Welt. Im Qualifying knallte er in allen Sessions die Bestzeit hin und sicherte sich letztlich in 1:23,529 Minuten mit riesigem Vorsprung die erste Pole-Position des Jahres - und das auch noch ohne den Einsatz von KERS, was weitere rund vier Zehntel gebracht hätte. "Ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis", sagte Vettel. "Wir wussten nach den Tests schließlich nicht ganz genau, wo wir stehen, auch wenn wir schon ein gutes Bauchgefühl hatten."
Auf Platz zwei landete überraschend Lewis Hamilton im McLaren. Er fing in den letzten Sekunden von Q3 noch Mark Webber ab. Beide haben jedoch rund acht Zehntelsekunden Rückstand auf Vettel. Vor allem für Webber im gleichen Auto eine böse Klatsche.
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"Ich bin von meiner Leistung enttäuscht. Ich habe Sebastians Zeiten einfach nicht fahren können und dann auch noch die erste Reihe verpasst. Gerade hier in Australien ist das frustrierend", gestand Webber ein. Hamilton freute sich dagegen: "Ich bin begeistert, das Auto fühlt sich fantastisch an. Die Jungs im Werk haben unglaubliche Arbeit geleistet. Der Fortschritt, den wir im Vergleich zu den Tests gemacht haben, ist irre."
Schumi verpasst dritte Quali-Runde
Während Jenson Button als Vierter McLarens Wiederauferstehung komplettierte, landeten Ferrari und Mercedes hart auf dem Boden der Tatsachen. Die Roten mussten sich mit den Plätzen fünf für Fernando Alonso und acht für Felipe Massa begnügen. "Wir können natürlich mit den Ausgang dieses Qualifyings nicht zufrieden sein", sagte Alonso. "Aber wir müssen auch kein großes Drama daraus machen. Wir haben einfach nicht das aus dem Auto heraus geholt, was drin steckt. Jetzt müssen wir herausfinden, warum."
Sogar noch schlechter lief es für die Silberpfeile. Nico Roberg machte als Siebter noch das Beste aus der schwierigen Situation im Zeittraining, Michael Schumacher verpasste jedoch als Elfter den Einzug in Q3. Er scheiterte unter anderem an Sebastien Buemi im Toro Rosso. Sowohl er als auch Witali Petrow im Lotus-Renault und Kamui Kobayashi im Sauber sorgten für kunterbunte Top Ten und ließen einige ambitionierte Piloten hinter sich.
Mercedes-Piloten geschockt und ratlos
Sowohl Schumacher als auch Rosberg wirkten nach dem Ende der Quali geradezu geschockt. "Ich bin mit anderen Erwartungen hierher gekommen. Von daher ist es schon überraschend, wo wir uns gerade wiederfinden. Die Zeit, die wir mit unserem Auto fahren können, ist nicht gut genug. Das ist Fakt. Ob ich dann Elfter, Zehnter oder Neunter bin, macht auch keinen Unterschied mehr", sagte Schumacher mit Blick auf ein KERS-Problem, das ihn eventuell den Einzug in Q3 kostete, und fragte ratlos: "Warum sind wir nicht da, wo wir hin wollen?"
Rosberg ging es genauso: "Ich war gestern noch total optimistisch und hatte auf dem Weg zum Hotel ein breites Lächeln auf dem Gesicht. Ich dachte, da geht was. Aber da geht nix. Unser Ergebnis ist erschreckend." Immerhin schränkte er ein: "Ich glaube nicht, dass wir ganz so weit weg sind, wie es jetzt den Anschein hat, aber es liegt einiges an Arbeit vor uns."
Fast wehmütig kommentierte er die Leistung von Landsmann Vettel: "Seine Zeit ist gigantisch. Wenn es so passt, wie zwischen ihm und seinem Auto, dann läuft es einfach."
Heidfeld erlebt Debakel
Die zweite große Enttäuschung aus deutscher Sicht neben Schumacher war Nick Heidfeld. Mit der vagen Hoffnung auf einen Podestplatz ins Wochenende gegangen, flog er schon in der ersten Session raus. Das ist umso bitterer, da sein Lotus-Renault-Kollege Petrow in der gleichen Session Dritter wurde.
Heidfeld hatte laut dem Team Verkehr, der ihn aufgehalten hat. Aber in so einem Auto darf das keine Entschuldigung sein. Da tröstet es auch nicht, dass er sich um Platz 17 mit dem Ferrari von Massa duellierte. Das war eher ein Armutszeugnis für den Ferrari-Piloten.
"Ich habe schlecht begonnen. Ab jetzt kann es hoffentlich nur noch besser werden. Das Auto scheint nicht schlecht zu sein. Ich hoffe, dass ich bei den nächsten Rennen das Potenzial ausschöpfen kann", kommentierte ein maßlos enttäuschter Heidfeld.
Glock schafft es, HRT nicht qualifiziert
Ebenso frustrierend war der Tag für HRT. Fast ohne jede Trainingsrunde war an eine Qualifikation nicht zu denken. Beide Autos blieben an der wieder eingeführten 107-Prozent-Hürde hängen und dürfen laut Reglement nicht im Rennen starten.
Das hat Virgin geschafft. Timo Glock kam als 21. sogar bis auf eine halbe Sekunde an die bei den Tests noch überlegen scheinenden Lotus heran.