Doppelsieg für Deutschland

SID
Nick Heidfeld (r.) steht im Driver-Ranking zum Malaysia-GP über Sebastian Vettel
© Getty

Auch in der Formel-1-Saison 2011 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Mey nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 2: Malaysia-GP.

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Die zweite Runde im Ranking macht mir richtigen Spaß, denn es gab in Malaysia großartige fahrerische Leistungen zu sehen. Einige machten taktisch alles richtig, manche bestachen durch großen Kampfgeist auf der Strecke. Einige machten auch Fehler.

Meine Wertung für den Malaysia-GP:

Platz 1, Nick Heidfeld: Für mich der Held des Wochenendes. Einige werden sich vielleicht wundern, dass ich ihn auf Platz eins setze, nachdem Petrow in meinem Melbourne-Ranking nur Zweiter war. Deutsche Brille? Mitnichten, denn ich habe gute Gründe für meine Entscheidung. Heidfeld hatte nach seiner Melbourne-Pleite schon einmal eine deutlich schwierigere Ausgangslage als der unbekümmerte Russe. Dann war sein Start einer der besten, an die ich mich in jüngerer Vergangenheit erinnern kann. Dazu sein Mut, in den ersten Kurven gegen Hamilton nicht zurückzustecken und am Ende seine Nervenstärke gegen den heranstürmenden Webber. Das alles reicht für Platz eins.

Platz 2, Sebastian Vettel: Der deutsche Doppelsieg ist perfekt. Ich bestreite keine Sekunde lang, dass auch Vettel den Sieg im Ranking verdient hätte, denn seine Qualifying-Runde war phänomenal, sein Start war stark und sein folgendes Rennen fehlerlos. Aber wenn man so will, "laste" ich ihm an, dass er im Rennen im überlegenen Auto gesessen hat. Ihm hat der ganz große Druck gefehlt.

Platz 3, Kamui Kobayashi: Ich gebe es zu, ich mag die Fahrweise des Japaners total. Seine rundenlangen Zweikämpfe erst gegen Webber und dann gegen Schumacher waren allesamt sehenswert. Hart, actionreich, aber immer fair. Seine Rundenzeiten waren zwar nicht die schnellsten, aber bei all diesen Zweikämpfen muss man es erst einmal schaffen, mit einer Zweistopp-Strategie durchzukommen. Das wertet seine Leistung noch einmal auf. Schon im Qualifying hat er mit Platz zehn das Maximum aus dem Sauber herausgeholt.

Platz 4, Mark Webber: Der Australier war der ärmste Hund in Sepang. Okay, er war im Qualifying wieder klar langsamer als Vettel, aber im Rennen hat er ohne KERS großartigen Kampfgeist gezeigt. Nach so einem desolaten Start hätten viele andere vielleicht die Flinte ins Korn geworfen und wären brav auf Platz acht oder neun ins Ziel getrudelt. Webber nicht. Er presste sich zu Beginn immer wieder auf der allerletzten Rille in den Kurven an den Gegnern vorbei, nur um dann auf den Geraden ohne KERS wieder aufgeschnupft zu werden. Dann stellten er und sein Team auf eine Vierstopp-Strategie um und schleusten ihn so doch noch bis auf Platz vier nach vorne. Auch wenn er im schnellsten Auto wieder nicht aufs Podium gekommen ist: Diese Leistung muss ihm erst einmal jemand nachmachen.

Platz 5, Jenson Button: Sein Rennen war nahezu das Gegenteil von Webbers. Button fuhr fehlerlos und schaute immer auf die Reifen. Er musste nach einem guten Start keine halsbrecherischen Manöver zeigen, um am Ende bis auf Platz zwei nach vorne zu kommen. Im Qualifying war er erstaunlich dicht an Hamilton dran, hätte ihn ohne dessen Reifenprobleme aber wohl kaum geschlagen. Trotzdem ein sehr gutes Wochenende von ihm.

Platz 6, Michael Schumacher: Noch so ein armer Tropf wie Webber. Schumacher verpasste erst die Top Ten im Qualifying, weil er den verstellbaren Heckflügel nicht nutzen konnte. Dann kämpfte er im Rennen nach tollem Start mit einem Auto, das von der Leistung her schlichtweg nicht auf den achten Platz gepasst hat, auf dem er lag. So kamen aber großartige Zweikämpfe zustande, in denen Schumacher klar gezeigt hat, dass er es fahrerisch durchaus noch drauf hätte, ganz vorne mitzumischen, wenn sein Auto irgendwann einmal mitspielen würde. Besonders gut war, wie er kurz vor Schluss noch di Resta nieder gekämpft hat. Nico Rosberg war im Rennen deutlich blasser, was aber vor allem an seinem miserablen Start lag.

Platz 7, Paul di Resta: Der Schotte fährt zu Beginn seiner F-1-Karriere beeindruckende Rennen. Zum zweiten Mal in Folge in den Punkten, diesmal im Gegensatz zu Melbourne, als er von der Sauber-Disqualifikation profitiert hat, aus eigener Kraft. Sowohl in der Quali als auch im Rennen hatte er Sutil im Griff. Das ist dem Deutschen mit einem Teamkollegen bisher selten passiert. Dass er am Ende Schumi doch nicht hinter sich halten konnte, darf man einem Rookie wohl kaum vorwerfen. Weiter so!

Platz 8, Lewis Hamilton: Ihn stufe ich so weit hinten ein, weil er aus dem Speed, den er an diesem Wochenende hatte, viel zu wenig gemacht hat. Sein Qualifying fand ich noch sehr stark, aber er hat sich dabei einen Satz weiche Reifen unnötig ruiniert, den er im Rennen bitter nötig gehabt hätte. Kein anderer Fahrer ist mit den Pirelli-Reifen so in Not gekommen wie er. Ich glaube, er rätselt im Moment selbst noch, wieso die Gummis ausgerechnet bei ihm so extrem abgebaut haben und bei allen anderen nicht. Vielleicht ist ihm in Malaysia zum ersten Mal sein aggressiver Fahrstil so richtig zum Verhängnis geworden.

Platz 9, Fernando Alonso: Zu aggressiv war auch der Fahrstil von Alonso. Einem so ausgebufften Mann wie ihm darf es eigentlich nicht passieren, dass er im Eifer des Gefechts auf einen praktisch wehrlosen Gegner auffährt. Hamilton konnte sich mit seinen Reifen ohnehin nicht lange gegen den Ferrari-Piloten wehren, ein bisschen Geduld, die man von einem Doppel-Weltmeister eigentlich erwarten kann, hätte gereicht. Dann hätte Alonso sich einen Notstopp und die folgende Zeitstrafe gespart und wäre vielleicht sogar aufs Podium gefahren. Das hat er leichtfertig weggeworfen. Wahrscheinlich meinte er, so aggressiv angreifen zu müssen, weil der verstellbare Heckflügel nicht mehr funktionierte. Eine Fehleinschätzung.

Platz 10, Felipe Massa: Er landet bei mir hinter Alonso, weil er in Sachen Speed mit seinem Teamkollegen nicht annähernd mithalten konnte. Aber Massa ist ein weitgehend fehlerfreies Rennen gefahren und wurde so vor Alonso gespült. Diesmal durfte er seinen Platz sogar behalten. Früher oder später wird er aber schneller werden müssen, um nicht endgültig als Wasserträger bei Ferrari zu enden.

Härtefall: Heikki Kovalainen: Ihm hätte ich gerne Punkte gegeben, wenn ich wüsste, wen ich aus den Top Ten herausnehmen sollte. Er ist im Lotus wahrscheinlich kaum jemandem aufgefallen, konnte aber das Tempo beider Toro Rosso mitgehen. Im Ziel hing er direkt im Heck von Alguersuari. Einen Lotus so nah ans Mittelfeld heranzuführen, ist eine großartige Leistung.

WM-Stand bei Fahrern und Teams

Meine Punkte für das Sepang-Wochenende:

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