Zwei Rennen, zwei Siege, 50 von 50 WM-Punkten, 24 Zähler Vorsprung auf den ärgsten Verfolger Jenson Button: Sebastian Vettel hatte keinen Grund, seinen Rennsonntag in Malaysia nicht als perfekt zu bezeichnen.
Sogar KERS funktionierte bei der Rennpremiere im Red Bull - zumindest am Start. "KERS hat heute den Unterschied gemacht. Ohne das System wäre ich nach dem Start nicht da gewesen, wo ich war", sagte Vettel nach seinem Triumph.
Vettel nur teilweise mit KERS, Webber ganz ohne
Alles schön und gut, wären da nicht die Funksprüche bei Halbzeit des Rennens gewesen. Vettel fragte: "Darf ich KERS benutzen?" Sein Renningenieur antwortete mit eindringlich warnender Stimme: "Nein, benutze KERS auf keinen Fall."
Vettel konnte es zu diesem Zeitpunkt ziemlich egal sein. Er führte komfortabel vor Button und musste sich um seinen Sieg auch ohne die 82 Zusatz-PS keine großen Sorgen machen.
Wenn er trotzdem wissen wollte, wie fatal der Ausfall von KERS sein kann, konnte er seinen Teamkollegen Mark Webber fragen. Der fiel ohne KERS am Start von drei auf zehn zurück und war danach auf den Geraden den Angriffen eigentlich deutlich schwächerer Autos hilflos ausgeliefert. Überholen konnte er nur, wenn er Kopf und Kragen riskierte.
Adrian Newey: Keine schnelle Lösung in Sicht
Auch Red Bull braucht unbedingt KERS, um 2011 Weltmeister zu werden. Das hat die Fahrt von Webber in Malaysia klar gemacht. Am Start sowieso, aber die Zeiten, in denen Vettel danach weit vor dem Feld herumfahren kann, werden auch irgendwann vorbei sein und er wird den Hybridantrieb in Zweikämpfen herbeisehnen.
Eine schnelle Lösung der Probleme ist also von Nöten, aber sie ist schwierig. "Die Tatsache, dass wir immer noch auf neue Schwierigkeiten stoßen, lässt den Schluss zu, dass wir noch einige Zeit brauchen werden", gab Adrian Newey zu.
Der Grund für die Verzögerung: "Das System steckt noch in den Kinderschuhen. Wir sind kein Hersteller und müssen KERS auf eigene Faust entwickeln. Darin waren wir in der Vergangenheit keine Experten", sagte Newey. "Dazu kommt, dass wir das Projekt mit limitierten Ressourcen, limitiertem Budget und limitierter Erfahrung durchziehen. Wir sind mitten in einer steilen Lernkurve und es ist noch nicht abzusehen, wann wir ganz oben ankommen werden."
Neweys Auto ist KERS-feindlich gebaut
Red Bull hat darauf verzichtet, auf das gut funktionierende KERS von Motorenpartner Renault zurückzugreifen, weil es nicht in das Fahrzeugkonzept von Newey passte. Der Design-Guru ist zwar genial, aber auch radikal, was den Bau seiner Autos angeht.
Sein Selbstverständnis lässt es nicht zu, ein Auto um ein System wie KERS herum zu bauen. Das System hat gefälligst so zu sein, dass es in sein Auto hineinpasst.
Der Red Bull ist um die Seitenkästen und das Heck herum extrem schlank, was bei der Unterbringung der für KERS nötigen Elemente wie Generator, Batterien und Kühlelemente Kreativität erfordert.
KERS-Elemente lose im Auto verteilt
In der Regel werden alle nötigen Bausteine in einer Kassette gebündelt und entweder unter dem Tank oder dem Fahrersitz untergebracht. Beides erhöht den Schwerpunkt des Autos und erfordert bei der Konstruktion Kompromisse.
Diese war Newey beim RB7 nicht bereit einzugehen und hat daher die KERS-Elemente so im Auto verteilt, dass sie den Schwerpunkt nicht wesentlich beeinflussen. Diese lose Anordnung ist nun offenbar ein gewichtiger Grund für Red Bulls anhaltende Probleme, auch wenn Newey das nicht bestätigen will und noch andere Problemfelder andeutet.
In China braucht Red Bull KERS
KERS ist die Achillesferse, die den Lauf von Sebastian Vettel stoppen könnte. Der Weltmeister hat saisonübergreifend die letzten vier Rennen gewonnen und das Selbstbewusstsein kommt ihm fast schon zu den Ohren raus.
In China kann er den fünften Streich schaffen - aber nur, wenn KERS funktioniert. Denn auch auf dem Kurs in Shanghai ist man am Start und beim Überholen ohne die Zusatz-Power aufgeschmissen.
Malayisa-GP: Das komplette Rennergebnis