Der Malaysia-GP war turbulent, dafür haben allein schon die Reifen gesorgt. Insgesamt 63 Mal steuerten die Fahrer in den 56 Runden die Box an. Entsprechend schwierig war es, den Überblick zu behalten und keine Fehler zu machen.
Das ist einigen Vertretern der Top-Teams besser gelungen, anderen weniger gut. Welche Geschichten haben Red Bull, McLaren, Lotus-Renault, Ferrari und Mercedes vom Rennen zu erzählen? Ein Streifzug durch das Fahrerlager.
Red Bull: Wie in Melbourne war auch in Sepang Sebastian Vettel Mark Webber überlegen. Aber bei weitem nicht mehr so deutlich wie beim Auftakt. Vettel verstand es besser, die Reifen zu schonen, und profitierte von perfekten Boxenstopps. Da störte es auch nicht sonderlich, dass nach dem Start KERS nur noch sporadisch eingesetzt werden konnte.
"Hätte ich es am Start nicht gehabt, wäre das Rennen ganz anders gelaufen", gab Vettel zu und erklärte: "KERS kam irgendwann im Laufe des Rennens zurück, es war also mal in Betrieb und mal nicht."
Bei Webber war es nicht in Betrieb, was ihn am Start von Position drei auf zehn zurückwarf. "Ein hartes Rennen, wenn man kein KERS hat. In den ersten Runden habe ich zwar immer wieder ein paar Leute überholt, aber auf der Geraden hatte ich keine Chance", sagte Webber. Immerhin brachte ihm das Umstellen auf eine Vierstopp-Strategie noch den vierten Rang.
Während Webber weiter sein Glück in dieser Saison sucht, läuft bei Vettel alles wie am Schnürchen. Er hat in der WM schon fast einen Sieg Vorsprung. Grund genug für Motorsportchef Helmut Marko, mit Blick auf die Konkurrenz erste kleine Seitenhiebe zu verteilen. "Das Rennen war einfacher als gedacht, zumindest für Sebastian", sagte er. "Solange die Gegner Fehler machen wie Hamilton, der seine Reifen abfährt, oder Alonso, der Hamilton unnötig ins Heck knallt, kann uns das nur recht sein."
McLaren: Auch hier war in Sepang der Tag des Perfekten gekommen. Jenson Button wurde seinem Ruf als "Reifenflüsterer" gerecht und kam mit den kritischen Pneus deutlich besser zurecht als Teamkollege Lewis Hamilton.
Aber selbst der bekannt starke Rennstratege Button gab zu, dass das Rennen "sehr verwirrend" war. "Wir haben ständig versucht, die Boxenstopp-Strategien zu verstehen und zu entscheiden, ob es sich lohnt, Reifen zu schonen, oder nicht", sagte Button.
Offensichtlich hat er die richtigen Entscheidungen getroffen, denn am Ende fühlte er sich auf den harten Reifen so wohl, dass er sogar Vettel noch gerne attackiert hätte. Sein Team pfiff ihn aber aus Angst vor einem Defekt zurück.
So stark Button gegen Rennende war, so schwach war Hamilton. Er verzweifelte am Start am blitzschnellen Nick Heidfeld und später an den Reifen. "Eigentlich war ich in einer komfortablen Situation, aber dann bauten meine Reifen so stark ab, dass ich immer etwas früher an die Box musste als geplant. Am Ende waren die Pneus einfach fertig", analysierte Hamilton.
Erschwerend kam hinzu, dass ihm das Team beim zweiten Stopp die harten anstatt die weichen Reifen aufzog - ein Fehler. "Unsere Strategie war nicht gut", sagte Hamilton und resümierte nach der Strafe wegen unerlaubten Spurwechsels im Zweikampf gegen Alonso, die ihn von Platz sieben auf acht zurückwarf: "Das war eine Katastrophe."
Lotus-Renault: Nick Heidfeld war neben Vettel der große Gewinner des Tages. Dank seines sensationellen Blitzstarts von Platz sechs auf zwei fuhr er seinen ersten Podestplatz seit dem Malaysia-GP 2009 ein.
Das freute sogar Konkurrent Vettel. "Das hat er nach langer Zeit und viel Kritik nach dem Australien-GP verdient", sagte der Sieger über den Drittplatzierten. Heidfeld selbst gab zu: "Ich hätte nicht gedacht, dass ich heute auf dem Podium stehen würde."
Neben dem Start war für Heidfeld entscheidend, in der Schlussphase schnell an Hamilton vorbei zu kommen und gegen den heranstürmenden Webber das im Lotus-Renault sehr gut funktionierende KERS taktisch geschickt einzusetzen. Das hat geklappt, von daher war auch er einer der perfekten Fahrer.
Witali Petrow wäre das auch fast gewesen, aber kurz vor Schluss kam er von der Strecke ab und wurde von einer Bodenwelle so heftig ausgehoben, dass er das Lenkrad aus der Verankerung riss und hilflos ins Aus rollte. "Ich habe einen kleinen Fehler gemacht, aber der hätte niemals so gravierende Folgen haben sollen", gab der Russe zu Protokoll.
Ferrari: Die Plätze fünf und sechs klingen nicht nach einem perfekten Rennen, vor allem nicht, wenn man bedenkt, dass Fernando Alonso ohne seine leichte Kollision mit Hamilton und den zusätzlichen Boxenstopps vielleicht sogar Podiums-Chancen gehabt hätte.
"Wir können mit diesem Ergebnis nicht zufrieden sein. Wir hätten aufs Podium fahren können, aber technische Probleme haben das verhindert", resümierte folgerichtig Teamchef Stefano Domenicali. "Unsere Piloten sind tolle Rennen gefahren, unser Job ist es aber, ihnen ein besseres Auto zu geben."
Bei Massa ging ein Boxenstopp schief, bei Alonso gab es neben dem gegen Hamilton verlorenen Frontflügel das Problem, dass er zeitweise seinen Heckflügel nicht verstellen konnte. Beim Überholen natürlich ein enormer Nachteil.
Erstaunlicher Weise war Alonso trotz all dieser Probleme und 30 Punkten Rückstand auf Vettel in der Fahrerwertung glücklich: "Ich bin mit diesem Rennen sehr zufrieden. Natürlich nicht wegen des Ergebnisses, sondern wegen der Tatsache, dass wir in der Lage waren, Rad an Rad um einen Podestplatz zu kämpfen. Wir waren im Rennen konkurrenzfähig." Wie Hamilton akzeptierte auch Alonso seine 20-Sekunden-Strafe für den Zweikampf der beiden. Für ihn kein Problem, schließlich durfte er seinen sechsten Platz trotzdem behalten.
Mercedes: Das Trauerspiel des Rennens. Fast noch erschreckender als die nackten Zahlen - die Plätze neun für Michael Schumacher und zwölf für Nico Rosberg - war die Tatsache, dass sich die Silberpfeile nicht mal in Duellen mit Sauber, Force India und Toro Rosso klar behaupten konnten.
Die zwei WM-Punkte für Schumacher sind für Mercedes-Sportchef Norbert Haug "nur ein schwacher Trost". Er, Schumacher und Rosberg waren sich einig: "Wir sind eine Ecke zu langsam."
Während Schumachers Rennen nach gutem Start abgesehen vom fehlenden Grundspeed halbwegs planmäßig lief, war Rosbergs Sonntag schon nach dem Start gelaufen. Seiner Meinung nach war die Kupplung falsch eingestellt. Die Räder drehten durch und Rosberg verlor vier Positionen.
Danach hatte er 56 Runden Zeit, um zu folgender Erkenntnis zu kommen: "Das war kein gutes Wochenende für uns."
Malayisa-GP: Das komplette Rennergebnis