Diesmal ist mein Ranking auf den ersten Plätzen wenig kreativ, muss ich zugeben. Aber die ersten fünf Piloten im Ziel waren für mich auch die besten fünf. Und zwar genau in der Reihenfolge. Über Lewis Hamilton ist alles gesagt. Sergio Perez habe ich nach seinem Crash im Qualifying nicht gewertet.
Meine Wertung für den Monaco-GP:
Platz 1, Sebastian Vettel: An ihm geht meiner Meinung nach erneut kein Weg vorbei. Schon in Barcelona hat er gezeigt, dass er in den letzten Runden unter Hochdruck einen Sieg nach Hause fahren kann. Das hat er in Monaco wieder geschafft. Klar kann man im Fürstentum nur sehr schwer überholen, aber auf diesen abgefahrenen Reifen so cool zu bleiben, hatte schon was. Niemand kann sagen, ob es Vettel auch ohne die Rennunterbrechung ins Ziel gerettet hätte, aber er hätte auf jeden Fall eine Chance gehabt. Zudem hat mich seine Rennintelligenz beeindruckt. Gegen den Rat des Teams auf einen Stopp zu setzen und den Überblick zu haben, dass er nur so das Rennen gewinnen kann, ist stark. Über seine Pole-Positions sage ich schon gar nichts mehr. Die sprechen für sich.
Platz 2, Fernando Alonso: Die Frage, ob er ohne Rennunterbrechung noch gewonnen hätte, ist genauso hypothetisch wie die, ob Vettel sich weitere sechs Runden lang hätte verteidigen können. Alonsos Wochenende war aber auch so schon ausgezeichnet. Mit etwas mehr Glück hätte er nach der Quali in Reihe eins gestanden und Vettel eventuell relativ früh im Rennen knacken können. Denn er bestach durch einen großartigen Start gegen Webber. Sein Rennen war fehlerlos.
Platz 3, Jenson Button: Er hat meiner Meinung nach einen richtig guten Lauf im Moment. Er ist sehr konstant und auch im Qualifying gar nicht weit weg von Teamkollege Hamilton. In Monaco hat er sogar die Gunst der Stunde genutzt und ihn geschlagen. Sein Rennen war ebenso fehlerlos wie das von Alonso, seine Dreistopp-Strategie ist aber wegen der Safety-Car-Phase nicht aufgegangen. Doch auch ohne sie wäre sein Sieg nicht sicher gewesen, denke ich.
Platz 4, Mark Webber: Gleiches Spiel wie immer: Er hat keine Chance gegen Vettel. Abgesehen davon war sein Qualifying nicht schlecht und im Rennen hat er nach großem Pech beim Boxenstopp toll gekämpft. Sinnbild dafür, dass er nie aufgegeben hat, war sein Überholmanöver kurz vor Schluss gegen Kobayashi. Zwar kein Podium für Webber, aber er sammelt weiterhin konstant Punkte und hat wenigstens nicht so überdreht wie Hamilton.
Platz 5, Kamui Kobayashi: Platz fünf für seine Reifenflüsterer-Qualitäten. Kobayashi hat den Sauber wie Vettel mit einer Einstopp-Strategie über den Kurs getragen und dank der klugen Sauber-Strategie während der ersten Safety-Car-Phase einen grandiosen fünften Platz nach Hause gebracht. Klar, für die Strategie konnte er nicht viel, aber im Gegensatz zu Sutil hat er seine Position auch am Ende unter Druck gehalten. Ausnahme war das Überholmanöver von Webber, aber gegen einen Red Bull kann man den Schlussspurt auf neuen Reifen schon mal verlieren. Kobayashi entwickelt sich weiter vom genialen Überholer zum kompletten Top-Fahrer. Nur sein Qualifying war kritikwürdig.
Platz 6, Pastor Maldonado: Bei der F-1-Premiere in Monaco den Veteranen Barrichello im Griff gehabt, eine tolle Quali absolviert und im Rennen klar auf Punktekurs gewesen. Das war das mit großem Abstand beste F-1-Wochenende, das Maldonado bisher hatte - bis Hamilton kam und ihn in die Leitplanken schubste. Bitter, dass ihm deshalb WM-Punkte entgangen sind. Als Trostpreis gibt's Rang sechs im Ranking.
Platz 7, Felipe Massa: Das nächste Hamilton-Opfer, auch wenn die Sachlage bei Massa für mich nicht so klar war wie bei Maldonado. Massa hat bei Hamiltons Überholversuch den Crash billigend in Kauf genommen, als er vor der Loews nach innen gezogen ist. Es war natürlich auch eine dumme Situation, weil Webber Massa den Weg ganz nach außen blockiert hat. Abgesehen von diesem Tete-a-tete und dem folgenden Abflug war Massa aber ganz gut unterwegs. Im Training war er fast auf Augenhöhe mit Alonso, im Qualifying hatte er Pech mit dem Abbruch nach dem Perez-Unfall. Gebt dem Brasilianer superweiche Reifen und er ist plötzlich wieder vorne dabei.
Platz 8, Witali Petrow: Der Dritte im Bunde derer, die die Zielflagge nicht gesehen haben und trotzdem Punkte bekommen. Petrow hatte das ganze Wochenende über Heidfeld klar im Griff und lag sicher auf Punktekurs, bevor er Opfer des Massenunfalls wurde, der den Rennabbruch auslöste. Alles in allem ein gutes Wochenende des Russen.
Platz 9, Adrian Sutil: Der doppelte Glückspilz des Rennens. Erst tat er es Kobayashi gleich und kam in der ersten Safety-Car-Phase zum einzigen Stopp, was ihn auf Rang vier nach vorne spülte. Dann löste er durch seinen Reifenschaden kurz vor Schluss, der das Aus bedeutet hätte, ungewollt den oben erwähnten Massencrash und die folgende Unterbrechung aus. Dank der durfte er einen neuen Reifen aufziehen und das Rennen als Siebter zu Ende fahren. Sutil landet deutlich hinter Kobayashi, weil er den Japaner passieren lassen musste, als bei ihm die Reifen nicht mehr mitmachten.
Platz 10, Lewis Hamilton: Der letzte Punkt als Anerkennung für seine bis zu Q3 starken Quali-Leistungen, seinen grundsätzlich sehr starken Rennspeed, sein mutiges und nicht übertriebenes Überholmanöver gegen Schumacher und für das Pech, das auch er mit einem verkorksten Reifenwechsel hatte. Der hat ihn erst in die Lage gebracht, von hinten aufholen zu müssen. An der Massa-Kollision gebe ich nicht Hamilton alleine die Schuld, die Strafe geht trotzdem in Ordnung, weil Paul di Resta genau für das gleiche Vergehen auch bestraft wurde. Die Aktion gegen Maldonado geht voll auf seine Kappe. Alles, was nach dem Rennen passiert ist, spielt für mein Ranking keine Rolle.
Härtefall 1, Michael Schumacher: Im Prinzip war sein Wochenende gar nicht schlecht. Er war im Qualifying so gut wie noch nie und er hat im Rennen gegen Hamilton und Rosberg zwei freche Überholmanöver in der Loews gezeigt. Die sind beide gut gegangen - aber auch nur, weil die Gegner mitgespielt haben. Punkte bekommt Schumacher trotzdem keine, weil er erstens den Start total verpatzt hat und zweitens zu früh ausgefallen ist, um ihn abschließend bewerten zu können. Er hatte es in dem im Rennen völlig desolaten Silberpfeil aber auch nicht leicht. Ebenso wie Nico Rosberg.
Härtefall 2, Nick Heidfeld: Wieder ist er im Rennen von weit hinten noch in die Punkte gefahren. Das ist lobenswert, auch wenn er in Monaco hauptsächlich nach vorne gespült wurde. Aber seinen und den Ansprüchen des Teams genügt das keinesfalls. Heidfeld darf nicht deutlich hinter einem Petrow herhinken, der 2010 von Robert Kubica in Grund und Boden gefahren wurde. Vor allem nicht in seiner großen Schwäche, dem Qualifying. Platz 16 ist völlig indiskutabel. So macht er keine Werbung in eigener Sache. Aussagen von Teamchef Eric Bouiller, Heidfeld sei "gut, aber nicht gut genug", müssen ihn in Alarmstimmung versetzen. Ihm ist es noch nicht ansatzweise gelungen, sich bei Lotus-Renault unentbehrlich zu machen, sollte Kubica doch früher zurückkommen als erwartet.
So steht's in der WM-Wertung