"So weit weg war er noch nie"

SID
Michael Schumacher war beim Türkei-GP nur ein Schatten seiner selbst
© Getty

Michael Schumacher steht nach seinem schwachen Wochenende in der Türkei beim Spanien-GP unter Druck. Die immer wiederkehrenden Rücktritts-Spekulationen weist er zwar zurück, aber die Kritik von Experten und Kollegen wächst.

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Zu langsam, zu erfolglos, zu lustlos - Michael Schumacher lässt sich von derartigen Vorwürfen nicht entmutigen. Trotz der immer lauter werdenden Kritik an seinen fahrerischen Leistungen ist ein Rücktritt für den siebenmaligen Formel-1-Weltmeister kein Thema. Das Feuer in ihm brenne und auch die Motivation sei immer noch da, verkündete der 42-Jährige auf seiner Homepage.

Doch viele sehen in dem Gastspiel am Wochenende in Barcelona schon so etwas wie Schumachers Schicksalsrennen. Steht er auch auf dem Circuit de Catalunya im Schatten seines jungen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg und fährt wie in den ersten vier WM-Läufen des Jahres hinterher, dürfte es eng werden in der Beziehung zwischen Schumacher und Mercedes.

Doch davon will der nichts wissen. "Beim Großen Preis von Spanien habe ich traditionell das Gefühl, dass die Europa-Saison richtig beginnt. Ich habe viele gute Erinnerungen an das Rennen", sagt der Rekordsieger der Formel 1.

Danner glaubt nicht an vorzeitigen Rücktritt

Dieser Ansicht widerspricht der ehemalige Formel-1-Fahrer Christian Danner ganz entschieden. "Die Saison hat in Melbourne begonnen und nicht in Barcelona. Und zwar für alle Fahrer, auch für Schumacher", sagt Danner, der heute als Formel-1-Experte für den Fernsehsender "RTL" bei allen Rennen dabei ist.

Dass Schumacher bei anhaltendem Misserfolg den Helm vorzeitig an den Nagel hängen könnte, glaubt Danner nicht. Der Mercedes-Pilot werde sicher weiterfahren bis zum Ende seines Vertrages 2013, sagt der Münchner.

Danner rät Schumacher allerdings, die Realität nicht aus den Augen zu verlieren. Und die ist alles andere als rosig. "Er war beim Rennen in der Türkei eine Sekunde langsamer als Rosberg, so weit war er noch nie von seinem Teamkollegen weg."

Denkt Mercedes schon an Trennung?

Danner sagt aber auch, dass nicht allein der Fahrer über seine Zukunft entscheidet. Es könne durchaus passieren, dass sich das Team nach Alternativen umsehe. Schumacher sei schließlich nicht der erste Fahrer, der sich in einer Formkrise befinde. Danner: "Das Team wird an den Punkt kommen, an dem sich die Frage stellt, ob es sinnvoll ist, mit dem Fahrer weiterzumachen."

Noch deutlicher als Danner wird Mike Gascoyne. Die Form von Schumacher sei enttäuschend, meint der Lotus-Technikchef in der englischen Zeitung "The Telegraph" und fordert den Rekordweltmeister bereits zum Rücktritt auf: "Mit all den guten Fahrern, die gerade in der Formel 1 sind, wäre es das Beste für ihn, wenn er aufhört. Wahrscheinlich hätte er diese Entscheidung schon vor drei Monaten fällen sollen."

Schumacher sieht erste Fortschritte

Schumacher selbst gibt zwar zu, dass er mit dem Wochenende in der Türkei nicht zufrieden war, aber als Team habe man deutliche Anzeichen von Verbesserungen gesehen: "Das treibt mich noch mehr an und gibt meiner Motivation einen frischen Schub. Es ist mehr als ermutigend, zu sehen, dass die harte Arbeit des Teams sich langsam auszahlt."

Über diese Einschätzung schütteln neutrale Formel-1-Beobachter nur den Kopf. "Mercedes ist besser geworden, aber nur mit einem Auto, dem von Rosberg", sagt Danner und fügt leicht ironisch hinzu: "Vielleicht weiß Michael etwas, was wir nicht wissen."

Stuck: "Sollten froh sein, das Schumi dabei ist"

Keinen Grund zur Sorge sieht Ex-Rennfahrer Hans-Joachim Stuck. "Wir sollten froh sein, dass Schumi dabei ist. Er polarisiert, egal, ob er gut ist oder hinterherfährt", sagt der heutige VW-Repräsentant. Laut Stuck sei es keine Schande, gegen einen Teamkollegen wie Rosberg zu verlieren.

Und sollte Schumacher sein Auto technisch so entwickeln wie er das für seinen Fahrstil brauche, werde er auf Augenhöhe mit Rosberg kämpfen können. Dass Schumacher aber jemals wieder um den WM-Titel fährt, schließt auch Stuck aus: "Das war von Anfang an nur Wunschdenken."

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