Streckendaten:
- Name: Circuit de Monaco
- Ort: Monte Carlo
- Länge: 3,340 Kilometer
- Runden: 78
- Renndistanz: 260,520 Kilometer
- Kurven: 12 Rechtskurven, 7 Linkskurven
Darauf kommt es an:
In Monaco gibt es eine goldene Regel. Sie lautet: Überholen ist so gut wie unmöglich, das Rennen wird im Qualifying entschieden. Vier der letzten fünf Rennen gewann der Pole-Setter, 2010 gab es im gesamten Rennen nur vier echte Überholmanöver. Absoluter Negativ-Rekord: Die Saison 2003 - damals gab es keinen umkämpften Positionswechsel.
Doch gilt die Regel in 2011 noch? Dem Jahr der Stopp- und Überhol-Rekorde, verstellbaren Heckflügel (DRS) und Pirelli-Reifen? Lewis Hamilton sagt: nein! "In diesem Jahr wird alles anders", verspricht der McLaren-Pilot. "DRS, KERS und die Reifen werden das Rennen zum Leben erwecken. Ich freue mich auf Überhol-Action und echtes, hartes Racing."
Heißt das: Alles neu in Monaco? Wohl kaum. Denn die Zone auf der Start- und Zielgeraden, in der der verstellbare Heckflügel eingesetzt werden darf, ist mit 300 Metern viel zu kurz, um dem Hinterherfahrenden einen echten Vorteil vor der ohnehin nicht zum Überholen gemachten ersten Kurve zu ermöglichen. Und vor der besten Überholmöglichkeit (der Hafenschikane) ist der Einsatz verboten. "Ich weiß gar nicht, wo man DRS zum Überholen verwenden soll", sagt Renault-Pilot Nick Heidfeld.
Es bleibt also dabei: Die Startposition bestimmt das Rennen. Und das heißt auch, dass der gerade aufkommende Trend, im Qualifying freiwillig eine gute Position im Tausch für einen frischen Satz reifen zu opfern, in Monaco eher was für Nachzügler ist.
Ein Langeweile-GP droht damit aber noch lange nicht. Dafür sorgen allein schon die unterschiedlichen Strategien der Teams. "Die Taktik könnte die schwierigste des gesamten Jahres werden", stellt Mark Webber fest. Und Renault-Boss Eric Boullier fügt an: "Wenn das Timing beim Boxenstopp nicht passt, steckt man anschließend im Verkehr fest. Und das kann das Rennergebnis komplett durcheinander würfeln. Das wird ein großes Glücksspiel."
Unsicherheits-Faktor Nummer zwei: die Kombination aus Strecke und Fahrer. "Man muss so hart pushen wie auf einer normalen Strecke, aber der kleinste Fehler kann einen richtig bestrafen", weiß Vettel, der das 2009 am eigenen Leib erfahren, als er in St. Devote abflog. Nur für knapp zehn Sekunden steht das Lenkrad still, 130 Mal wird gelenkt, 55 Mal geschaltet - pro Runde. Und in dieser Saison kommen noch DRS und KERS hinzu.
19 der 24 Piloten baten die FIA deshalb in einem Brief darum, DRS im Fürstentum komplett zu verbieten. Ohne Erfolg. Rubens Barrichello kritisierte den Weltverband deshalb, er nehme "Verletzungen in Kauf". Timo Glock mahnte: "Das kann böse enden." Zu den Verweigerern des Heckflügel-Verbots zählen Michael Schumacher und Hamilton."Wem der Einsatz des Flügels zu gefährlich ist, der muss ihn ja nicht einsetzen", sagte Hamilton.
Unfälle sind programmiert. Und das eröffnet Raum für Experimente. "Je nachdem, wo man sich qualifiziert, wird man vielleicht die Strategie aufsplitten", sagt Sauber-Technikchef James Key. "So könnte man einen Fahrer zum Beispiel recht aggressiv ins Rennen schicken, weil in Monaco immer große Chancen auf eine Safety-Car-Phase bestehen."
Wetter-Prognose:
Donnerstag: leicht bewölkt, 25-27 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko
Samstag: leicht bewölkt, 24-26 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko
Sonntag: leicht bewölkt, 24-26 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko
Reifenwahl:
Supersoft und Soft: Das lange erwartete Debüt für die supersoften Pneus. Was die bringen? Keine Ahnung. Denn aktuell weiß niemand so genau, wie lange der neue Reifen bei den erwartet hohen Temperaturen hält. "Eine Vorhersage kann auch ich nicht treffen", sagt Pirelli-Sportchef Paul Hembery gegenüber "Autosport". "Aber es ist mit Sicherheit kein Reifen für 15 bis 20 Runden." Im Gegenteil. Aktuell gehen die Teams davon aus, dass der supersofte Pneu für genau eine richtig schnelle Runde (ca. eine Sekunde schneller als die Soft-Mischung) gut ist - und anschließend rapide abbaut. Eine Ein-Stopp-Strategie wie im Vorjahr wird es also definitiv nicht geben; Pirelli geht von mindestens zwei Reifenwechseln aus. "Es wird hektisch", sagt Jenson Button. Und er hat noch eine weitere Sorge: Die Gummireste der stark verschleißenden Pneus. "Da werden sich neben der Ideallinie wohl Berge auftürmen", sagt der McLaren-Pilot. "Und das macht das Überholen schwer."
Statistik:
- Sieger 2010: Mark Webber (Red Bull): 1:50:13,355 Stunden
- Pole-Position 2010: Mark Webber (Red Bull): 1:13,826 Minuten
- Schnellste Rennrunde 2010: Sebastian Vettel (Red Bull): 1:15,192 Minuten
- Rekordsieger: Ayrton Senna (6 Siege - 1987, 1989, 1990, 1991, 1992, 1993)
Die Favoriten:
Red Bull: Seit dem Singapur-GP 2009 gab es nur ein Rennen (Italien 2010), bei dem kein Red Bull in der ersten Startreihe stand. Die Ansage für Monaco ist damit klar. Auch wenn die Charakteristik des Circuit de Monaco dem Red Bull wegen der fehlenden schnellen Kurven nicht so gut liegt, sollten Sebastian Vettel und Mark Webber das Qualifying dominieren, sich beim Start nicht überholen lassen und das Rennen nach Hause fahren.
"Wir waren 2010 in Monaco gut und ich hoffe, dass wir hier wieder sehr stark sind", sagt Vettel. Und selbst die Konkurrenz muss anerkennen, dass man den Bullen im in Monaco vorentscheidenden Qualifying nicht das Wasser reichen kann. "Wir werden im Qualifying noch eine ganze Weile nicht gegen sie kämpfen können", erklärt etwa Jenson Button. Im Red-Bull-internen Stallduell hat diesmal Vorjahressieger Mark Webber gute Karten. Der Australier gilt als ausgewiesener Monaco-Spezialist und fuhr im Fürstentum bereits 2006 im unterlegenen Williams um den Sieg mit, ehe ihn ein Motorschaden stoppte.
McLaren: Nach dem deutlichen Aufschwung durch das Barcelona-Update hofft man bei den Engländern, die gute Form ins Fürstentum retten und das direkte Duell mit Red Bull fortsetzen zu können. "Unsere Monaco-Statistik liest sich sehr gut", sagt Teamchef Martin Whitmarsh. "Wir haben hier 14 Mal gewonnen - und würden das auch in diesem Jahr gerne tun." Doch er muss auch eingestehen, dass man noch immer einen weiten Weg vor sich hat: "Wir haben zwar eine halbe Sekunde gefunden, doch um Red Bull wirklich Konkurrenz machen zu können, müssen wir noch mal eine halbe Sekunde finden."
Renault: Krise? Welche Krise? Monaco ist die Chance für Nick Heidfeld und das Renault-Team, ernsthaft in den Kampf um die Podestplätze einzugreifen. Schon im Vorjahr war man hier stark: Platz zwei in der Quali und Rang drei im Rennen durch Kubica. Und der R31 soll jetzt mindestens das gleiche Potenzial haben. Renault-Boss Eric Boullier meint sogar: "Ich hoffe, wir können gewinnen. Es gibt keinen Grund, warum wir nicht um die Spitze kämpfen können. So wie wir unser Auto gebaut haben, sollte es hier gut funktionieren."
Ferrari: Was in Monaco zählt, ist Abtrieb, Abtrieb und noch mal: Abtrieb. Neben dem Ungarn-GP ist Monte Carlo die Strecke, auf der man die meiste Haftung benötigt. Hier sind die Flügel so steil eingestellt, wie nur möglich. Doch was fehlt Ferrrari? Genau: "Die Scuderia hat nicht genug Abtrieb und verliert dadurch besonders mit abgefahrenen Reifen im späteren Rennverlauf extrem viel Zeit", erklärt Ex-F-1-Pilot Alexander Wurz im "ORF".
Erschwerend kommt hinzu, dass die FIA den neuen Heckflügel der Roten für regelwidrig und damit einen Großteil des Barcelona-Updates für nichtig erklärt hat. "Wir waren einfach nicht schnell genug", sagt Fernando Alonso. Und das wird sich auch in Monaco vermutlich nicht ändern. Auch wenn den Italienern, die zuletzt große Probleme mit den härteren Reifen hatten, die supersoften Pneus entgegenkommen sollten und die mangelnde aerodynamische Effizienz im Fürstentum nicht ganz so stark ins Gewicht fällt.
Mercedes: Das große Barcelona-Update hat nicht das gebracht, was es sollte. Mercedes ist noch immer weit von Red Bull entfernt - und hat im Vergleich mit McLaren sogar eher noch an Boden verloren. Dennoch ist Motorsportchef Norbert Haug für den Monaco-GP zuversichtlich. "Es steckt noch mehr in diesem Auto", ist er sich sicher. "Wir können dieses Potenzial aber eben nur auf einigen Kursen abrufen." Und genau so ein Kurs soll Monaco sein.
"Wir waren hier im letzten Jahr schon verdammt schnell. Hoffentlich können wir das in diesem Jahr wiederholen", sagt Haug. Seine Hoffnung ruht dabei auf den Fahrern: "Der Fahrer ist in Monaco extrem wichtig. Das Auto gibt dir das Selbstvertrauen, aber der Fahrer macht den Unterscheid." Und mit Michael Schumacher (fünf Siege) und Nico Rosberg (wuchs im Fürstentum auf) habe man schließlich zwei ausgewiesene Monaco-Experten im Cockpit. Unvergessen: Schumachers Schlitzohr-Aktion aus dem Vorjahr.
Zeitplan:
- Donnerstag, 10 Uhr: 1. Training
- Donnerstag, 14 Uhr: 2. Training
- Samstag, 11 Uhr: 3. Training
- Samstag, 14 Uhr: Qualifying
- Sonntag, 14 Uhr: Rennen
Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM