Bis zu 50 Grad sind angesagt. Nein, nicht Lufttemperatur, Valencia liegt schließlich nicht in der Wüste. Aber die erwarteten über 30 Grad Lufttemperatur könnten den Asphalt bis auf besagte 50 Grad aufheizen.
45 Grad waren es schon im Qualifying und: "Wir müssen uns am Sonntag möglicherweise auf noch höhere Asphalttemperaturen einstellen", gab Mercedes-Teamchef Ross Brawn zu Protokoll.
Mercedes "im Niemandsland"
Keine guten Nachrichten für sein Team, das bisher immer nur dann konkurrenzfähig war, wenn es kühl war. Immerhin hat Nico Rosberg im Qualiying einen Satz weiche Reifen gespart, den er im Rennen als Joker einsetzen kann.
Aber für einen Platz in Podestnähe wird das kaum reichen. "Unser Abstand nach vorne ist sehr, sehr groß", gab Rosberg nach Rang sieben im Qualifying zu. "Wir haben das Maximum herausgeholt", sagte der Achte Michael Schumacher und fügte hinzu: "Wir befinden uns im Moment etwas im Niemandsland."
Hitzeschlacht in Valencia
Die Hauptrollen werden in Valencia wohl in der Tat andere spielen. Allen voran natürlich Sebastian Vettel, der nach der siebten Pole-Position den fünften Sieg dieser Saison anstrebt. Wie immer warnt er: "Es ist ein langes Rennen."
Sein Standardspruch nach jeder Pole, aber nach den Erfahrungen der Saison und angesichts der zu erwartenden Hitzeschlacht im Hafen von Valencia treffender denn je.
Hamilton glaubt an Siegchance
Am liebsten würde Vettel unter Geleitschutz seines Teamkollegen Mark Webber vorneweg fahren und den Sieg sicher nach Hause bringen. Aber die letzten Rennen haben allesamt gezeigt, dass vor allem McLaren, aber auch Ferrari das Tempo der Bullen oft mitgehen kann.
Da überrascht es nicht, wenn der Drittplatzierte Lewis Hamilton sagt: "Von dieser Position aus können wir gewinnen." Sein Teamchef Martin Whitmarsh ergänzt: "Wir hatten in den letzten drei Rennen das schnellste Auto. Warum sollten wir das nicht auch hier haben?" Fernando Alonso glaubt von Startplatz vier aus immerhin noch fest an einen Podestplatz.
Keine Prognose über Anzahl der Boxenstopps
Der Schlüssel sind die Pirelli-Reifen. Die Medium-Mischung kommt am Sonntag zu ihrem ersten Renneinsatz und niemand kann sagen, wie lange sie bei den extremen Asphalttemperaturen halten wird. Gleiches gilt für die weiche Mischung, die zwar mehr als eine Sekunde pro Runde schneller ist, aber schneller abbauen wird als die mittlere.
"Ich bin davon überzeugt, dass niemand genügend Daten gesammelt hat, um sagen zu können, wie sich die Reifen im Laufe des Rennens entwickeln", bestätigt der neue Ferrari-Chefstratege Pat Fry.
Sicher ist nur, dass es definitiv mehr als den einen Stopp aus dem Vorjahr geben wird. Ob zwei, drei oder vier, traut sich keiner vorherzusagen.
Vettel fürchtet verstellbaren Heckflügel
Das hängt natürlich bei vielen vom Rennverlauf ab. Wie in Montreal gibt auch in Valencia zwei lange Geraden, auf denen der Heckflügel flach gestellt werden darf. Dadurch sollte das in der Vergangenheit geltende Überholverbot aufgehoben sein.
Überholen wird anno 2011 zwar immer noch eine schwierige, aber keine unlösbare Aufgabe mehr sein. Ein Problem für Vettel, sollte er am Start die Führung übernehmen.
"Wenn du die Gegner direkt im Nacken hast, wird es tückisch. Das ist schon bei einer DRS-Zone so, bei zweien aber umso mehr", sagt Vettel. "Es wird darauf ankommen, dass man genügend Abstand auf die Verfolger hat."
Böse Erinnerungen an letzte Runde in Kanada
Schmerzhaft wird sich Vettel bei diesen Worten an die letzte Runde des Kanada-GP erinnern, als er krampfhaft versucht hat, genau diese Lücke auf Jenson Button groß genug zu halten. Er machte den entscheidenden Fehler und verlor das Rennen.
Damals kam er mit dem Hinterreifen auf den nassen Teil der Fahrbahn - das wird ihm bei strahlendem Sonnenschein in Valencia zumindest nicht passieren.
Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM