Sebastian Vettel (Red Bull): WM-Platz 1, 216 Punkte, 6 Siege
Bis zum Rennen auf dem Nürburgring war seine Saison ein einziger Traum. Sechs Siege, sieben Pole-Positions, nie schlechter als Zweiter. Die Folge: Er hatte nach neun Rennen 80 Punkte Vorsprung in der Fahrerwertung.
Und auch wenn er beim Heimspiel einen Fahrfehler begangen hat und sein Red Bull zum ersten Mal nicht schnell genug für erste Startreihe und Podium war, hat sich seine Situation in Sachen Titelverteidigung kaum verändert. Noch immer liegt er 77 Punkte vor Mark Webber.
Vettel warnt zwar zurecht davor, dass Ferrari und McLaren zu Red Bull aufgeschlossen haben, aber es muss trotzdem eine Menge schiefgehen, damit ihm sein zweiter WM-Titel noch durch die Lappen geht.
Der Meilenstein des ersten Titels hat ihm genügend Gelassenheit und Selbstsicherheit gegeben, damit er auch gegen stärker werdende Konkurrenz nicht nervös wird. Auf seinen Vorsprung in der WM gibt er ohnehin nicht viel. Sein Credo: "Ich bin kein großer Fan von Statistiken."
Prognose: Vettel wird 2011 noch ein paar Rennen gewinnen und locker die Punkte holen, die ihm noch zum WM-Titel fehlen.
Nico Rosberg (Mercedes): WM-Platz 7, 46 Punkte
Rosberg hat seit einigen Rennen einen Standardspruch: "Ich hoffe, dass ist jetzt die Wende!" Es ist beeindruckend, mit welcher Konsequenz er diesen Spruch ständig wiederholt.
Rosberg war schon immer Optimist. Er hat auch zu seiner Williams-Zeit immer daran geglaubt, irgendwann um Siege fahren zu können. Obwohl das bei objektiver Betrachtung so gut wie ausgeschlossen war.
Bei Mercedes ist die Lage zum Glück etwas anders. Das Team hat zwar nicht die Ressourcen, die Red Bull, Ferrari oder McLaren haben, aber es hat das Know-How. Viele Teammitglieder waren schon Weltmeister und werden früher oder später auch wieder in die Position kommen, um um den Titel zu kämpfen.
Wenn es soweit ist, wird es an Rosberg nicht scheitern. Das hat er auch 2011 immer wieder bewiesen. Sein schlechtester Startplatz war der neunte, in Q3 hat er es immer geschafft - im Gegensatz zu seinem Teamkollegen. Im Gegensatz zu Michael Schumacher macht Rosberg auch im Rennen so gut wie keine Fehler und holt mit wenigen Ausnahmen das Maximum aus dem Mercedes heraus. Dass das oft genug nur Platz sieben aufwärts bedeutet, dafür kann er nichts.
Prognose: Rosberg hat mehr verdient als den Kampf um sechste und siebte Plätze. Aber 2011 wird ihm der große Wurf nicht mehr gelingen. Da kann er noch so oft von einer Wende orakeln. Vielleicht sollte er sich langsam mal der harten Realität stellen.
Nick Heidfeld (Lotus-Renault): WM-Platz 8, 34 Punkte
Könnte Heidfeld Qualifying, dann hätte er mit Sicherheit schon einige WM-Punkte mehr auf dem Konto. Aber das Zeittraining ist genau wie in BMW-Sauber-Zeiten seine Achillesferse. Heidfeld schafft es viel zu selten, die Reifen so auf Temperatur zu bringen und die entscheidende Runde so gut zusammen zu bekommen, dass es für die Top Ten reicht. Ganze vier Mal ist ihm das bisher gelungen, seinem wahrlich nicht übermächtigen Teamkollegen Witali Petrow doppelt so oft.
Man will sich gar nicht vorstellen, wie alt Heidfeld gegen einen gesunden Robert Kubica im Lotus-Renault ausgesehen hätte. Da hilft es auch kaum, dass Heidfeld in den Rennen immer wieder gute Strategien hat, konstant schnell fährt und stark überholt. So kam er zwar sechsmal in die Punkte, aber die Ausreißer nach oben fehlen seit dem dritten Platz in Malaysia.
Prognose: Heidfeld muss Werbung in eigener Sache machen, denn wenn Kubica 2012 wiederkommt, ist er bei Lotus-Renault höchstwahrscheinlich weg. Dafür reicht das bisher Gezeigte nicht. Welches Team braucht ihn dringend? Am ehesten noch Lotus als Nachfolger von Jarno Trulli.
