Streckendaten:
- Name: Silverstone-Circuit
- Ort: Silverstone, England
- Länge: 5,891 Kilometer
- Runden: 52
- Renndistanz: 306,227 Kilometer
- Kurven: 7 Linkskurven, 10 Rechtskurven
Darauf kommt es an:
Von einem Neubeginn ist die Rede. Von einem Rennen, das das Kräfteverhältnis gehörig durcheinander wirbeln kann. Von einem Ereignis, das den Ausgang der WM noch einmal spannend machen soll. Von einer Regeländerung, die besonders Red Bull betrifft.
So ist es ab Silverstone verboten, den Diffusor unter dem Fahrzeug auch dann mit Abgasen aus dem Motorraum anzublasen, wenn der Pilot nicht am Gas steht. Das hatte bisher angeblich besonders beim Team von Sebastian Vettel für ein stabileres Fahrverhalten beim Bremsen und damit für bessere Rundenzeiten gesorgt.
Stürzt Red Bull also ab? Renault-Technikchef James Allison rechnet jedenfalls damit, dass Vettel und Teamkollege Mark Webber deutliche Einbußen hinnehmen müssen. "Mit einem Gebläse an der Rückseite wird der Anpressdruck des Auspuffs an der Hinterachse generiert. Da die neuen Regeln die Auswirkung des Anblasens beim Kurveneingang viel mehr reduzieren als beim Ausgang einer Kurve, ist es möglich, dass die Autos mit rückwärtigem Gebläse beim Bremsen am Kurvenausgang mehr Nervosität erzeugen sowie mehr Untersteuern produzieren", erklärt er mit Blick auf das Red-Bull-System.
Angeblicher Profiteur: Ferrari. "Die Scuderia dürfte auf dem richtigen Weg sein", räumt selbst McLaren-Pilot Lewis Hamilton ein. "Ich habe gehört, dass sich Ferrari - während sich die anderen Teams über die Reglementänderungen beschwert haben - überhaupt nicht gerührt hat. Das sagt mir, dass sie in diesem Punkt irgendwie ganz entspannt sind."
Und auch Felipe Massa bestätigt: "Dank einiger neuer Teile rechne ich auch für Silverstone damit, konkurrenzfähig zu sein." Trotz oder gerade wegen der Regeländerungen.
Ist die Red-Bull-Übermacht also vorbei? Bei den Bullen selbst will man vom bevorstehenden Einbruch jedenfalls nichts wissen. Im Gegenteil. Man sieht sich sogar im Vorteil. "In unserem Fall passiert das Anblasen schließlich mit kalter Luft", stellt Teamchef Christian Horner bei "Servus TV" klar. "Andere Teams blasen mit heißer Luft an, das bringt noch mehr Leistung."
Wie groß der Zeitverlust tatsächlich ist? "Das wird laut unseren Simulationen so zwischen 0,3 und 0,5 Sekunden ausmachen, bei manchen Teams vielleicht sogar ein bisschen mehr", so Horner. Das heißt: Zeitenwende? Von wegen! "Ich glaube, dass die Überlegenheit von Red Bull in Silverstone sogar noch größer sein wird", erklärte der ehemalige F-1-Pilot Karl Wendlinger auf "Servus TV". "Das System wird für alle verboten, (Red-Bull-Designer Adrian) Newey ist aber als Aerodynamikgenie bekannt und lässt sich etwas einfallen."
Wetter-Prognose:
- Freitag: leichte Gewitter, 15 - 16 Grad, 75 Prozent Regen-Risiko
- Samstag: leichte Schauer, 15 - 17 Grad, 60 Prozent Regen-Risiko
- Sonntag: leichte Schauer, 13 - 19 Grad, 60 Prozent Regen-Risiko
Reifenwahl:
Soft und hart: Es darf wieder munter taktiert werden. Denn hatte Pirelli in den letzten beiden Rennen (Montreal und Valencia) jeweils benachbarte Reifenmischungen mit einem verhältnismäßig geringen Zeitunterschied mit an die Strecke gebracht, so setzt man diesmal wieder auf die soften und harten Pneus. So wie zuletzt in Barcelona oder China, wo Mark Webber im Red Bull dank eines zusätzlichen weichen Reifensatzes von Platz 18 noch aufs Podium fuhr. Und nicht weniger erwartet man sich für Silverstone."Der harte Reifen gibt den Teams die Zuverlässigkeit, die sie zur Bewältigung der Strecke benötigen. Der weiche Reifen lässt zu, dass die Fahrer ihre wahre Leistung zeigen", sagt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. Und: Er prophezeit große Unterschiede bei den Vorlieben der Teams. "Diejenigen, die glauben, dass sie einen Leistungsvorsprung haben, werden den weichen Reifen bevorzugen. Wer jedoch die Zeit durch Longruns gewinnen will, wird den harten Reifentyp wählen." Und: "Diese Entscheidung hat auch Einfluss auf die Qualifikation", erklärt Hembery. Heißt konkret: Er glaubt, dass einige Piloten einen möglicherweise besseren Startplatz opfern, und dafür lieber einen Reifensatz sparen.
Doch egal wie sich die Teams entscheiden: "Beide Taktiken sollten am Rennende nah beieinander liegen", so Hembery. Und: "Außerdem kann es in Großbritannien zu jedem Zeitpunkt anfangen zu regnen, was alle Strategieplanungen kaputt macht."
Blog-Vorschau: Silverstone, Schauplatz eines der größten Crashs der F-1-Geschichte
Statistik:
- Sieger 2010: Mark Webber (Red Bull) in 1:24:38,200 Stunden
- Pole-Position 2010: Sebastian Vettel (Red Bull) in 1:29,615 Minuten
- Schnellste Rennrunde 2010: Fernando Alonso (Ferrari) in 1:30,874 Minuten
- Rekordsieger: Alain Prost (5 Siege)
Favoriten:
Red Bull: Die Streckenführung fordert eine effiziente Aerodynamik und guten Grip. Schnelle Kurven, klassische Aerodynamik-Strecke - das schreit nach einem Red-Bull-Sieg. Und die Bullen sind auch der klare Favorit für den Silverstone-GP. Und das trotz der Regeländerungen und trotz allen Geredes über den angeblasenen Diffusor. "Im letzten Jahr hat sich gezeigt, dass uns die Charakteristik der Strecke gut liegt. Und wir gehen davon aus, dass es dieses Mal auch so ist", sagt Mark Webber.
Also: Keine Angst vor dem prophezeiten Einbruch? Nein. "Unterm Strich betrifft es doch alle", sagt Designer Newey. "Man sagt zwar, dass Ferrari möglicherweise mehr davon profitiert, weil man dort ein anderes System verwendet. Doch erst in Silverstone wissen wir mehr."
Ferrari: Wenn also jemand Red Bull schlagen kann, dann ist es Ferrari. Die Scuderia ist im Aufwind. Doch jetzt kommt mit Silverstone eine aerodynamisch anspruchsvolle Strecke, die dem Ferrari 150° Italia überhaupt nicht liegt. "Ich hoffe, dass es uns die Verbesserungen der letzten Wochen erlauben, uns weiter zu steigern, obwohl wir auf einer Strecke fahren, die unserem Auto eigentlich nicht entgegen kommen sollte", sagt Massa.
Weiteres Problem: die harten Reifen. Besonders Massa bekam diese am Ferrari bisher nicht zum Funktionieren. "Es liegt an uns, die Reifen durch das Setup und die Aerodynamik so gut wie möglich zum Arbeiten zu bringen", erklärt Fernando Alonso.
Und genau darauf hofft auch Massa: "Es wäre ein gutes Zeichen, wenn wir in Silverstone konkurrenzfähig wären. Denn es würde bestätigen, dass wir in den vergangenen zwei Monaten in die richtige Richtung gearbeitet haben."
Für die Scuderia wäre es die letzte Hoffnung auf den Titel. "Wenn das Auto jetzt siegfähig ist, dann haben wir noch genug Zeit, um zurückzuschlagen. Wenn wir aber ständig eine Sekunde hinter Red Bull liegen, dann ist es unmöglich, vom Titel zu sprechen. Daher warten wir gerade jetzt auf wichtige Verbesserungen am Auto", sagt Alonso.
McLaren: Bei Lewis Hamilton herrscht Frust. "Der Titel ist weit, weit weg", sagt der Brite der Zeitung "Independent". "Das ist enttäuschend, denn ich habe mir dieses Jahr viel Mühe gegeben. Ich weiß auch, wie hart das Team pusht. Wir haben uns seit 2007 massiv verbessert und unsere größte Stärke ist es, zurückzuschlagen. Das ist aber jetzt das dritte Jahr in Folge, in dem ich kein titelfähiges Auto habe. Ich will haben, was Red Bull hat, aber es ist eben nicht so einfach."
Stimmt. Und dennoch hofft das "Team England" auf einen Heimsieg. "Wir werden mit einigen neuen, sehr strengen Interpretationen der Regeln konfrontiert", erklärt Hamilton. "Während dies alle Teams betrifft, wird es interessant sein, zu sehen, ob sich die Hackordnung deswegen ändert. Ich freue mich wirklich auf Silverstone. Das ist einer der besten Kurse der Welt und ich denke wirklich, dass DRS und KERS für einen der besten und spannendsten Britischen Grand Prix sorgen werden."
Mercedes: Und was macht Mercedes? Silverstone ist für die Silberpfeile ein Heimspiel - und eigentlich ein gutes Pflaster. Im vergangenen Jahr fuhr Nico Rosberg hier eines seiner besten Rennen und stand am Ende auf dem Podium. "Nach meinem dritten Platz im letzten Jahr hoffe ich erneut auf ein gutes Ergebnis", sagt er. "Wir haben einige Updates und ich bin gespannt, wie sie sich auswirken - hoffentlich können wir damit den Abstand zur Spitze etwas verringern."
Mercedes-Sportchef Norbert Haug rudert allerdings zurück: "Zuletzt blieben wir deutlich hinter den Top-Drei-Teams zurück und das wird sich in Silverstone nicht grundsätzlich ändern. Denn Silverstone ist eine schwierige Prüfung. Im vergangenen Jahr ist Nico aufs Podium gefahren. Das wird in diesem Jahr schwierig sein, aber wir werden uns Stück für Stück steigern." Fazit: Kein Podium.
Zeitplan:
- Freitag, 10 Uhr: 1. Training
- Freitag, 14 Uhr: 2. Training
- Samstag, 11 Uhr: 3. Training
- Samstag, 14 Uhr: Qualifying
- Sonntag, 14 Uhr: Rennen
Der aktuelle Stand in der Fahrer- und Konstrukteurswertung