Wann bekomme ich schon einmal die Chance, Michael Schumacher zum Sieger meines Rankings zu machen? Seine Vorstellung beim Jubiläum lässt mich das mit ruhigem Gewissen tun. Sebastian Vettel macht den deutschen Doppelsieg perfekt. Zu Lewis Hamilton gibt es auch einiges zu sagen.
Meine Wertung für den Belgien-GP:
Platz 1, Michael Schumacher: 19 Plätze. So viele hat Schumacher in seiner Karriere noch nie gutgemacht - und er hat einige legendäre Aufholjagden hinter sich. Natürlich hat es beeindruckt, wie er durch das Feld gepflügt ist. Vor allem seine erste Runde war überragend. Ebenso beeindruckend fand ich aber auch, dass er es bei allem Einsatz nie übertrieben hat. Im Gegenteil: Er hatte zum Rennende sogar noch richtig gute Reifen. Das haben wir seit dem Comeback auch schon ganz anders von ihm gesehen. Da er für seinen letzten Startplatz überhaupt nichts konnte, gibt es bei ihm auch keine Abzüge in der B-Note.
Platz 2, Sebastian Vettel: Wie man ihn und sein Verhältnis zu Schumacher kennt, wäre er der erste, der dem Rekordchampion den Sieg in einem Fahrerranking gönnen würde. Auch Vettels Wochenende war perfekt. Er hat in der schwierigen Quali alles richtig gemacht und auch das Rennen trotz der großen Reifenprobleme von Red Bull dominiert. Einzig sein Start war nicht so toll, von daher ein winzig kleiner Abzug. Sein Weltmeisterstück hat er meiner Meinung nach trotzdem in Spa gemacht. Da brennt nichts mehr an.
Platz 3, Mark Webber: Sein großer Moment des Rennens war das waghalsige Überholmanöver gegen Alonso in Eau Rouge. Den Mumm, dort voll auf dem Gas zu bleiben, wenn man einen Gegner neben sich hat, haben nicht viele - Respekt! Grundsätzlich war Webbers Speed am Wochenende sehr gut. Nur im Qualifying, als es darauf ankam, war er wieder mal langsamer als Vettel. Und sein Start hat ihn eine mögliche Siegchance gekostet.
Platz 4, Nico Rosberg: Auch der zweite Mercedes-Pilot hat ein großartiges Rennen hingelegt. Sein Qualifying war wie so oft sogar besser, als es mit diesem Auto eigentlich hätte sein dürfen. Und dann sein Start und die ersten Kurven, in denen er die Führung übernommen hat: ein großer Moment für alle, die mit Mercedes fiebern. Auch später hat er sich im unterlegenen Auto stark verteidigt und es den Favoriten schwer gemacht, ihn zu überholen. Leider für ihn stand er ausnahmsweise mal im Schatten seines Teamkollegen.
Platz 5, Jenson Button: Sein Rennen war eine glatte Eins. In den ersten Runden lag er noch sehr weit zurück, nachdem er früh einen neuen Frontflügel holen musste. Danach holte er jedoch fast so rasant auf wie Schumacher. Bei ihm waren es 16 Plätze. Das alles spräche klar für einen Podestplatz im Ranking, aber den Fehler, im Qualifying nicht richtig auf die Uhr zu schauen, kann ich ihm und seinem Renningenieur nicht verzeihen. Angenommen, er hätte in den ersten beiden Startreihen gestanden. Dann hätte er sehr große Siegchancen gehabt. Die hat er am Samstag weggeworfen.
Platz 6, Fernando Alonso: Sein Qualifying war nicht ganz so schlecht wie das von Button, aber auch er hat mit Platz acht dort nicht gerade geglänzt. Vor allem angesichts des vierten Platzes von Teamkollege Massa. Im Rennen war Alonso dann stark unterwegs, hatte aber am Ende gegen den heranstürmenden Button keine Chance. Platz vier war für seine Ansprüche eine Enttäuschung.
Platz 7, Adrian Sutil: Tolles Rennen und wie Schumacher und Button eine tolle Aufholjagd. Sutil machte von Startplatz 15 aus acht Plätze gut und fuhr auf einen wohlverdienten siebten Rang. Er hat sich aus allen Scharmützeln herausgehalten und die Zweistopp-Strategie dadurch zum optimalen Ende gebracht.
Platz 8, Jaime Alguerusari: Bei seiner Bewertung habe ich mich schwer getan, denn wie will man jemanden einstufen, der keine einzige Rennrunde gefahren ist? Aber für sein großartiges Qualifying mit Startplatz sechs muss ich ihn belohnen. Sein Start war auch okay, bis Senna kam und ihn abräumte. Wenn mal Alguersuari in dieser Saison gesehen hat, kann man sich gut vorstellen, dass er bei seiner Konstanz einige WM-Punkte nach Hause gefahren hätte.
Platz 9, Felipe Massa: Sehr starkes Qualifying, aber dafür ein ziemlich uninspiriertes Rennen. Im Zweikampf mit Teamkollege Alonso hat er sich nicht gut angestellt. Er hat sich viel zu verbissen gewehrt und so dafür gesorgt, dass Hamilton auch noch an ihm vorbeigehen konnte. Das war nicht sehr clever. Unter dem Strich sieht es einfach nicht gut aus, wenn man in einem Ferrari als Vierter startet und nur als Achter ins Ziel kommt.
Platz 10, Witali Petrow: Im Qualifying hat den Russen sein neuer Kollege Senna sicher überrumpelt, aber auch Petrows zehnter Startplatz war aller Ehren wert. Im Rennen hat er sich aus allem herausgehalten und im Gegensatz zu Senna keine Fehler gemacht. Die logische Folge der soliden Vorstellung war ein ebenso solider neunter Platz.
Härtefall, die Streithähne Hamilton und Maldonado: Fangen wir mit Maldonado an. Ich habe lange überlegt, ob ich ihm Punkte gebe, schließlich hat er im Rennen von 21 auf 10 auch eine starke Aufholjagd hingelegt. Aber ich laste ihm im Gegensatz zu anderen Experten den Crash mit Hamilton am Samstag eher an als dem Engländer. Ich hatte sofort den Gedanken an ein Revanchefoul nach dem harten Überholmanöver von Hamilton wenige Meter zuvor. Ich fand die Strafe der Stewards dafür gerechtfertigt.
Hamilton wiederum hat sich nach starkem Qualifying nicht zum ersten Mal in dieser Saison durch eine Fehleinschätzung im Rennen alles vermasselt. Okay, er hat Kobayashi vor deren Crash nicht gesehen, aber er ist auch kein Anfänger mehr und sollte sich mit seiner Erfahrung denken können, dass es sicherer wäre, auf seiner Spur zu bleiben anstatt nach links auszuscheren. Das ist in diesem Jahr zu oft nicht der Hamilton, der in den letzten Jahren begnadete Rennen gefahren ist. Seine Genialität blitzt immer wieder auf, aber die Konstanz fehlt total. So wird er nie mehr Weltmeister.
Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM