"Frentzen hatte mehr Talent als Schumacher"

SID
Arbeiteten mehrere Jahre zusammen in der Formel 1: Frentzen und Sauber (r.)
© Getty

Peter Sauber hat Michael Schumacher den Sprung in die Formel 1 ermöglicht. Dafür hat der 67 Jahre alte Schweizer, der heute noch einen eigenen Rennstall in der Königsklasse leitet, einst sogar 150.000 Pfund an Eddie Jordan bezahlt. Vor 20 Jahren war das der Beginn einer großen Karriere.

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Bis zum Tag seines ersten Rücktritts 2006 wusste Michael Schumacher nicht einmal, wer ihm sein Debüt in der Formel 1 ermöglicht hatte. Als er es schließlich erfuhr, schickte er umgehend ein Paket mit einem Helm in die Schweiz. Der Adressat: Peter Sauber. Der hatte das damals 20 Jahre alte Talent aus dem rheinischen Kerpen unter seine Fittiche genommen.

Die Premiere in der Formel 1, die sich für Rekordweltmeister Schumacher am Wochenende ausgerechnet an selber Stelle in Spa zum 20. Mal jährt, ermöglichte ihm Sauber schließlich durch eine Zahlung von 150.000 Pfund (104.000 Euro) an Teamchef Eddie Jordan.

Jordan wollte eigentlich Stefan Johansson für den nach einer Reizgas-Attacke gegen einen Taxifahrer im Gefängnis sitzenden Stammfahrer Bertrand Gachot fahren lassen. Saubers Scheck gab aber letztlich den Ausschlag für Schumacher. Der ungewöhnliche Start einer in der Formel 1 einmaligen Karriere mit sieben WM-Titeln und unzähligen Rekorden.

Ehrgeiziger Schumacher

"150.000 Pfund - das war schon ein hübsches Sümmchen für einen einzigen Grand Prix", sagt Sauber heute im Gespräch. Doch der Schweizer hatte große Ziele mit Schumacher: Gemeinsam mit Mercedes wollte er in die Formel 1, und niemand schien dafür besser geeignet als der extrem ehrgeizige junge Deutsche.

Der spätere Vize-Weltmeister Heinz-Harald Frentzen, der einst gemeinsam mit Schumi und Karl Wendlinger Saubers Junior-Team in der Sportwagen-WM bildete, habe "ähnlich viel, vielleicht sogar ein wenig mehr Talent" gehabt, erzählt der 67-jährige Sauber rückblickend: "Aber Michael war ein harter Arbeiter, sehr ehrgeizig, mental stark und physisch immer auf den Punkt vorbereitet. Deshalb war schon früh erkennbar, dass da ein besonderes Talent heranwächst."

Helm als Dank

Das Startgeld hat Schumacher nicht zurückgezahlt. "Das musste er gar nicht. Er stand bei uns unter Vertrag. Es war ganz normal, dass wir ihm sein erstes Rennen ermöglicht haben", sagt Sauber.

Der Helm 15 Jahre später blieb die erste und einzige Rendite: "Das Formel-1-Engagement ist letztlich daran gescheitert, dass Mercedes nicht als Werksteam eingestiegen ist. Und so konnten wir Schumacher dann auch nicht halten."

Eine fatale Entwicklung für den Schweizer, hatte er doch den späteren Serienweltmeister von der Angel lassen müssen. Auch den besten Fahrer der Geschichte? "Solche Vergleiche von Fahrern verschiedener Epochen mag ich grundsätzlich nicht, aber in jedem Fall war er der erfolgreichste", sagt Sauber: "Um ein großer Fahrer zu sein, braucht man Talent, mentale Stärke, technisches Verständnis und Physis. Und wenn man in allen Punkten nahezu 100 Prozent nimmt, bekommt man den Michael Schumacher, der sieben WM-Titel gewonnen hat."

Schumacher brennt

20 Jahre nach Schumachers Debüt sind Sauber und der inzwischen doch noch im Silberpfeil angekommene Superstar wieder gemeinsam in der Formel 1. Die Kontakte sind aber selten geworden, zu einem gemeinsamen Rennen ist es nie gekommen. Dass der Kreis sich irgendwann noch einmal schließt, glaubt Sauber nicht: "Das kann ich mir nicht vorstellen."

Stattdessen trägt Schumacher derzeit mit Saubers Piloten Sergio Perez und Kamui Kobayashi harte Kämpfe im Mittelfeld aus. Aber das, da ist sein alter Förderer sicher, "liegt sicher eher am Auto als an Michael".

Obwohl dieser auch um Platz zehn verbissen kämpft und Sauber so schon das eine oder andere Mal hadern ließ, wirkt er auf seinen Ex-Chef "ausgeglichener, lockerer, entspannter. Mein Eindruck ist, dass er seine nicht so einfache Situation sehr gut meistert."

Dennoch: Sauber weiß, dass der Ehrgeiz in Schumacher noch brennt. Jener Ehrgeiz, der einst vor 20 Jahren einem jungen deutschen KfZ-Mechaniker den Weg zur Formel-1-Legende ebnete.

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