Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali hatte eine angriffslustige Woche. Offenbar angestachelt vom bevorstehenden Heimspiel der Scuderia in Monza haute Domenicali in verschiedenen Interviews ordentlich auf den Putz. Ziele seiner Angriffe: Red Bull und Sebastian Vettel.
Los ging es in der letzten Ausgabe der "Bild am Sonntag". Dort stichelte Domenicali in Richtung Red Bull: "Mit allem Respekt: Sie haben einen Titel, wir haben 16. Wenn Red Bull irgendwann mal halb so viel gewonnen hat wie wir, dann müssen wir vielleicht umdenken."
Obwohl Red Bull unmittelbar vor dem Gewinn des zweiten Titels steht, zweifelte Domenicali daran, dass der Erfolg der Österreicher von Dauer ist. "Die Frage ist, wer die besseren Fundamente hat. Ich weiß nicht, was bei Red Bull passiert, wenn ein oder zwei gute Leute gehen", sagte er.
Horner über Domenicali: "Reden kann jeder"
Eine Woche später nutzte Red-Bull-Teamchef Christian Horner bei einem Pressegespräch in Monza die Chance zurückzuschlagen und sagte: "Reden kann jeder. Wir haben zwar nicht die Tradition von Ferrari, aber wir haben in unserer kurzen Geschichte 22 Grands Prix gewonnen, 32 Poles geholt und zwei WM-Titel gewonnen. Ich denke, wir haben uns Respekt verdient."
Und weiter: "Ich respektiere jeden unserer Gegner, aber letztlich zählt doch, was man auf der Strecke leistet. Und da hatten wir in den letzten Jahren einen ganz guten Lauf, denke ich."
Auch Domenicalis Andeutung, Red Bull sei ohne Superhirne wie Adrian Newey nichts wert, weist Horner weit von sich: "Du kannst den besten Mittelstürmer der Welt haben, doch ohne Mittelfeld, Abwehr und guten Torhüter gewinnst du kein Fußballspiel. Bei uns ist es das gleiche. Adrian hat in fünf Jahren bei McLaren nichts gewonnen. Er ist also nicht das einzige Geheimnis unseres Erfolgs."
Domenicali kündigt "unbesiegbare" Ferrari-Struktur an
Klare Worte vom einen Teamchef in Richtung des anderen. Sonderlich beeindruckt von Horners verärgerter Reaktion zeigte sich Domenicali in Monza jedoch nicht. "Was ich genannt habe, sind doch alles Tatsachen. Aber es ist interessant, Christians Reaktion zu beobachten. Vielleicht will er mir ja irgendetwas sagen. Er kennt ja meine Telefonnummer."
Unter den kritischen Augen der Tifosi und der kompletten Ferrari-Chefetage demonstriert der Teamchef unerschütterliches Selbstbewusstsein.
Passend dazu seine Aussagen aus einem Interview mit "La Repubblica". Dort äußerte sich Domenicali zu seinen Zukunftsplänen mit Ferrari: "Wir sind uns im Team alle sicher, dass das die letzte enttäuschende Saison für Ferrari sein wird. Wir bauen gerade die Basis für eine unbesiegbare Struktur auf. Nicht wie Red Bull mit einem Mann wie Newey an der Spitze, sondern als komplettes Team."
"Vettel ist noch kein Anführer"
Zu guter Letzt hatte Domenicali während der Woche auch noch einen Seitenhieb auf Weltmeister Sebastian Vettel übrig. "Vettel ist noch kein Anführer. Er ist auf dem Weg, aber er ist noch nicht so weit wie Michael Schumacher oder Fernando Alonso. Dazu fehlt ihm die Erfahrung."
Im Gegensatz zu seinem Teamchef hat sich Vettel in Monza zu keiner Reaktion auf diese Aussagen hinreißen lassen. Er ist auf einem guten Weg, die Antwort auf der Strecke zu geben.
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