Nach dem Training zum Indien-GP waren fast alle begeistert. Die Strecke hatte mit ihren schnellen und flüssigen Kurven und den Höhenunterschieden die Herzen der Piloten im Sturm erobert.
"Die Strecke ist Wahnsinn", twitterte Nico Rosberg. Im Interview ergänzte er: "Die Strecke ist richtig super und sehr gelungen. Es gibt tolle Kurven, die auch einmal ein bisschen anders sind als gewöhnlich. In Kurve zwei kommt man zum Beispiel von der Senke unten hoch und dann geht es in die Spitzkehre hinein. Man sieht diese Spitzkehre gar nicht, bevor man dort ankommt."
Michael Schumacher stimmte in den Jubel ein: "Das ist eine sehr interessante Strecke mit einem herausfordernden Layout. Es ist ein Genuss, hier zu fahren."
Zynischer Hamilton nimmt Schuld auf sich
Nur Lewis Hamilton konnte den Genuss nicht teilen. Er bezahlte seine Bestzeit im ersten Training teuer, denn er hatte sie unter Gelben Flaggen erzielt. Dafür bestraften die Stewards ihn und auch Sauber-Pilot Sergio Perez mit einer Strafversetzung um drei Startplätze.
"Damit sinken natürlich meine Hoffnungen auf die Pole-Position", kommentierte der Brite zynisch. Grundsätzlich nahm er die Schuld aber auf sich, auch wenn er seinen Zynismus beibehielt.
Er sagte: "Ich habe DRS benutzt, obwohl ich es nicht hätte tun dürfen. Ich bin mit erhobenen Händen zu den Stewards gekommen und habe gesagt, dass ich jede Strafe akzeptieren werde. Und sie haben mir eine gegeben. Darüber bin ich nicht verbittert, denn es war mein Fehler - wie üblich. Dafür kann ich niemand anderen verantwortlich machen, denn ich bin ja schließlich der einzige Mann hinter dem Lenkrad."
Ganz streckte er fürs Qualifying die Waffen aber noch nicht. "Morgen ist ein anderer Tag. Ich werde alles tun, was ich kann, egal, auf welcher Position ich mich qualifiziere", sagte Hamilton.
Massa: Bestzeit nicht überbewerten
Diejenigen, die er ohne seine Strafe im Kampf um Startplatz eins hätte herausfordern können, heißen nach den Eindrücken des Trainings vor allem Sebastian Vettel, Fernando Alonso und überraschender Weise Felipe Massa.
Der Ferrari-Pilot erzielte nämlich am Freitag die Tagesbestzeit. Er kam auf der neuen Strecke offensichtlich sehr gut zurecht. "Es ist immer schön, am Ende des Tages ganz oben zu stehen, aber die Freitags-Ergebnisse sind immer relativ", sagte Massa vorsichtig. "Es wäre zwar sehr schön, diese Position zu halten, aber das wird sehr schwierig werden."
Alonso warnt für "Eis" auf der Strecke
Nicht zuletzt gegen Teamkollege Alonso, der das Training als Dritter beendete, obwohl er fast die ganze erste Session wegen eines Motorschadens verpasst hatte. Der Spanier rechnet mit einem "aufregenden" Highspeed-Qualifying auf einem der schnellsten Kurse des Jahres.
Und er machte klar, dass es trotz der breiten Strecke keinen Raum für Fehler gibt: "Sobald du auch nur einen Tick von der Ideallinie abkommst, ist es, als würdest du auf Eis fahren."
Vettel will von Pole-Rekord nichts wissen
Darin ist er mit Vettel einer Meinung. "Der Staub auf der Strecke wird das Thema des Wochenendes werden", sagte der Weltmeister. "Wir müssen unbedingt auf der Ideallinie bleiben, denn diese Strecke verzeiht keine Fehler."
Das ist Vettel in dieser Saison immerhin schon zwölf Mal gelungen, denn genau so viele Poles hat er auf dem Konto. Zwei noch, dann hat er den ewigen Rekord von Nigel Mansell erreicht.
Aber: "Das ist noch ein weiter Weg", sagte Vettel. "Der Freitag lief gut für uns. Ich fühle mich wohl im Auto und die Balance stimmt. Der Rest wird sich zeigen."
Mercedes besser als es aussieht?
Vor Mercedes wird er kaum Angst haben müssen. Für Michael Schumacher und Nico Rosberg geht es trotz der mäßigen Trainings-Positionen 14 und 15 wieder darum, die vierte, vielleicht sogar die dritte Startreihe zu erreichen.
Das hält Rosberg für möglich, denn die Trainingsergebnisse sind aufgrund der großen Benzinmengen, mit dem die Silberpfeile im zweiten Training unterwegs waren, nicht repräsentativ. "Insgesamt war es ein sehr guter Tag für uns", konstatierte er.
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