Es war bezeichnend, dass Michael Schumacher nach dem Japan-GP eigentlich überhaupt nicht über sich, sondern viel lieber über Sebastian Vettel reden wollte. Motto: Was kümmert mich mein sechster Platz, wenn mein Kumpel gerade Weltmeister geworden ist?
Stolz sei er, in der Jugend ein Beispiel für Vettel gewesen zu sein, sagte Schumacher. Beide sind Freunde, manchmal wirken sie sogar wie ein älterer und ein jüngerer Bruder.
Denn sie sind sich in vielem ähnlich. Vettel hat den gleichen Perfektionismus, den gleichen Arbeitswillen, den gleichen Ehrgeiz, die gleichen Führungsqualitäten, den gleichen Killerinstinkt auf der Strecke - all die Eigenschaften, die Schumacher zu seinen sieben WM-Titeln geführt haben.
Vettel fehlt die Verbissenheit
Was Vettel nicht hat, ist diese Verbissenheit, die einen mit Scheuklappen durch das Fahrerlager gehen und keine Rücksicht auf irgendjemanden nehmen lässt.
Vettel ist trotz allen sportlichen Drucks und allen Medienhypes immer gelassen, immer freundlich und immer zugänglich. Er ist der Prototyp des perfekten Formel-1-Fahrers der Neuzeit. In dieser Beziehung ist er der bessere Schumacher.
Schumacher gibt heute selbst zu, zu seiner Hochzeit die Dinge zu verbissen gesehen zu haben. Heute erkennt er das, denn mit 42 Jahren hat nun auch er die Gelassenheit entdeckt, die Vettel schon mit 24 besitzt.
Vettel ist als Persönlichkeit ein ganzes Stück weiter, als es Schumacher nach seinem zweiten WM-Titel 1995 war.
Schumis Rekorde bricht Vettel nicht
Bricht er deshalb auch dessen Rekorde? Eher nicht, denn er wird wohl erstens nicht so lange fahren wie Schumacher und zweitens wohl keine so lange Periode der Dominanz erleben können wie Schumacher zwischen 2000 und 2004 mit Ferrari.
Von den Zahlen her wird Schumacher der Größte bleiben und auch seine Fans in Deutschland werden ihn für immer zurecht verehren. Aber Vettel hat das Potenzial, aufgrund seines Auftretens global ein größerer Champion zu werden.
Schließlich mag man ihn sogar in England.
Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM