Praktikant am Kommandostand

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel verfolgte das Rennen in Abu Dhabi vom Red-Bull-Kommandostand aus
© Getty

Sebastian Vettel zeigte nach dem Ausfall in Abu Dhabi seine Teamplayer-Qualitäten und beeindruckte damit seine Red-Bull-Bosse. War sein Reifenschaden die späte Rache von Paul McCartney?

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Das kommt davon, wenn man sich mit einer Legende anlegt. In einem Interview mit dem Musikmagazin "Rolling Stone" hatte Sebastian Vettel einmal gesagt, dass er zwar riesiger Beatles-Fan sei, dass seine Sympathien aber deutlich mehr bei John Lennon liegen und nicht bei Paul McCartney.

"McCartney war mehr der Beatle fürs Kommerzielle, die Hitfabrik. John Lennon aber hatte eine Botschaft. Er hat Millionen von Menschen beeinflusst. Auch heute noch", sagte Vettel seiner Zeit.

Nun war aber Sir Paul McCartney zu Gast beim Rennen in Abu Dhabi und sagte auf Vettel angesprochen: "Ich liebe Sebastian, aber er soll die britischen Jungs mal gewinnen lassen!"

Vettel sucht selbst nach Ursache für Reifenschaden

So ist es gekommen. Vettel musste den Briten Lewis Hamilton gewinnen lassen, weil ihn ein mysteriöser Reifenschaden schon in der zweiten Kurve stoppte. Die Ursache für den Ausfall ist noch immer ungeklärt.

"Pirelli bringt die Teile, die von meinem Reifen noch übrig sind, ins Labor, um zu untersuchen, ob es irgendwelche Löcher oder Schnitte gibt", sagte Vettel der "BBC". "Ich war selbst an der Unfallstelle, um zu sehen, ob es irgendeinen offensichtlichen Grund für den Reifenschaden gab. Aber den gab es nicht."

Typisch Vettel, diese Akribie. Er hätte es angesichts der längst entschiedenen WM auch einfach gut sein lassen und die Strecke verlassen können, aber er wollte genau wissen, was passiert war.

Vettel "ist wie ein Schwamm"

"So ist er nun einmal. Er ist wie ein Schwamm für jegliche Form von Informationen", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Und weil das so ist, hatte Horner für die meiste Zeit des Rennens einen neuen Nachbarn am Kommandostand, der interessiert all die Bildschirme beobachtete und den Funkverkehr mit Mark Webber mithörte.

"Ich konnte mir auf diese Weise einmal anschauen, was am Kommandostand alles abläuft: Wie wird über die Strategie entschieden, wie lange vor dem Boxenstopp bereiten sie sich vor, wie lesen sie das Rennen und so weiter?", beschrieb Vettel. "Zunächst wollte ich nur fünf Runden bleiben, aber dann habe ich mir doch fast das ganze Rennen angeschaut."

Vettel war laut seinem Teamchef sogar an der Entscheidung beteiligt, Webbers Strategie nach dem verpatzten ersten Boxenstopp von zwei auf drei Stopps umzustellen. "Er hat die Chance gesehen zu erfahren, wie es am Kommandostand zugeht und wie wir Entscheidungen treffen. Außerdem hat er gemerkt, dass er mit seiner Erfahrung seinem Teamkollegen bei der Wahl der Strategie helfen konnte", erklärte Horner.

Trost von Ecclestone: "Gutes Timing"

Wenn es nach dem Teamchef geht, kann Vettel offenbar sofort als Praktikant in der Taktik-Abteilung anfangen. Dumm nur, dass er nicht gleichzeitig Rennen fahren kann, denn: "Auf dem Kommandostand zu sitzen, ist nicht so aufregend wie mitzufahren", stellte Vettel klar.

Er wurde zwar direkt nach seinem Ausfall von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone persönlich mit den Worten "gutes Timing" getröstet, doch geärgert hat sich der Weltmeister über das erste Aus seit mehr als einem Jahr trotzdem. "Bernie hat schon Recht, aber wir hatten eine sehr gute Chance, das Rennen zu gewinnen."

McCartney signiert Bassgitarre für Vettel

Vielleicht hat Vettel ja der abendliche Besuch des Konzerts von Paul McCartney endgültig getröstet. Immerhin lobte der ihn artig vor 30.000 Fans dafür, dass er seinen Wunsch nach einem britischen Sieger erfüllt hatte.

Und er erfüllte seinerseits dem Beatles-Groupie einen Wunsch. Er signierte eine Bassgitarre der Band, die Vettel zuvor vom TV-Sender "RTL" geschenkt bekommen hatte.

Tag gerettet, könnte man sagen.

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