Das Image ist angekratzt, dunkle Schatten liegen auf der Glitzerwelt. Doch Funktionäre und Fahrer verschließen auch weiter die Augen vor den teilweise blutigen Auseinandersetzungen in dem kleinen Königreich.
"Die Formel 1 ist eine starke Marke. Alle, mit denen ich hier im Fahrerlager gesprochen habe, sind glücklich", sagte Jean Todt.
"Müssen uns auf den Sport konzentrieren"
Geredet haben im Fahrerlager in den vergangenen Tagen nur ganz wenige. Auch Todt, der Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA, hatte in den vergangenen Wochen wie viele andere lange geschwiegen. Nach seinem Auftritt am Rande des umstrittenen Grand Prix wäre es wohl besser gewesen, er hätte es weiter getan.
Todt kritisierte die Medien, die die Geschehnisse angeblich falsch widerspiegeln und mahnte, sich auf den Sport zu konzentrieren. "Wir müssen uns da heraushalten. Es ist ein Sportevent", sagte Todt.
Auch Promoter Bernie Ecclestone stieß ins gleiche Horn. "Was uns jetzt wirklich noch fehlt, ist ein Erdbeben oder dergleichen, damit ihr darüber schreiben könnt", sagte er voller Sarkasmus. Es sollte womöglich witzig sein. All dies habe nichts mit der Formel 1 und nichts mit dem Rennen zu tun. "Wir sind hier. Wir haben eine Vereinbarung, um hier zu sein", sagte der 81-Jährige.
Schwache Außendarstellung
Es geht wie immer ums Geld und um Verträge. Doch wo hört der Sport auf und wo fängt die Politik an? Es war ein schmaler Grat, als man sich entschloss, das Rennen trotz aller Bedenken auszutragen. Und die Formel 1 geriet mehrmals bedenklich ins Wanken, als sie verzweifelt versuchte, mit der brisanten Situation umzugehen.
Die Außendarstellung war bisweilen eine Farce, das Fahrerlager wurde zum Hochsicherheitstrakt erklärt und von Panzern und Polizisten umgeben. Richtiger Sport sieht anders aus.
Der Formel-1-Zirkus schuf sich seine eigene Welt, schloss die Türen ab und wurde selbst zur Lachnummer. Was draußen vor sich ging, wollte oder durfte man nicht sehen. Kritische Stimmen? Blieben aus. Fragen nach dem Sinn? Fehlanzeige. Stattdessen Business as usual. The Show must go on: Man müsse die Geschehnisse ausblenden.
Der Sport mache keine Politik, hieß es zumeist. Doch das tat die Formel 1 durch die bloße Anwesenheit und die Tatsache, beiden Gruppen eine Bühne geboten zu haben. Die Formel 1 stand und steht in der Kritik, eine Regierung zu unterstützen, die ihr Volk unterdrücke und foltere, hieß es von Menschenrechtlern und Politikern.
Formel 1 schwächt sich selbst
Und die Welt schaute dank der Formel 1 auf den kleinen Wüstenstaat am Persischen Golf. Die Opposition bekam die Aufmerksamkeit, die sie wollte und auch ausgiebig nutzte. Täglich gab es Proteste und gewalttätige Zusammenstöße mit der Polizei, am Freitag sogar den ersten Toten.
Doch die Rückkehr in den Rennkalender spielte auch der Regierung in die Karten, die ihr Rennen und damit ihr Prestige-Event zurückbekam, um so angebliche Normalität vorheucheln zu können.
"Wir haben echte Probleme. Aber eine Absage würde nur die Extremisten stärken", sagte Bahrains Kronprinz Salman bin Hamad Al Khalifa. Geschwächt hat es aber vor allem die Formel 1 selbst.
Und der Tross wird wie üblich weiterziehen. Am Montag schon werden nur noch die Plakate an das umstrittene Rennen erinnern.
Verlässt man die Rennstrecke, springen die einem sofort ins Auge. Es wirkt ein wenig wie Hohn.
"Vielen Dank fürs Kommen, bis bald und fahren Sie vorsichtig", steht dort geschrieben. Wäre es nicht so traurig, man könnte fast darüber lachen.
Der Rennkalender 2012