"Ich gebe nicht einfach auf"

Von SPOX
Michael Schumacher liegt mit zwei WM-Punkten nur auf Platz 18 in der Fahrer-WM
© Getty

Michael Schumacher hätte allen Grund, angesichts des Saisonverlaufs stinksauer auf alles und jeden zu sein und seinen zweiten Rücktritt zu planen. Aber er bleibt auffallend cool. In Valencia ist er wieder einmal Favorit.

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Paul Hembery ist noch nicht allzu lange in der Formel 1 dabei, aber als Sportchef von Reifenhersteller Pirelli hat sein Wort Gewicht. Keiner weiß so viel über die tückischen Pneus wie er. Wenn er sich vor einem Grand Prix also auf einen Favoriten festlegt, dann sollte man aufhorchen.

Hemberys Favorit für den Europa-GP am kommenden Wochenende in Valencia heißt: Michael Schumacher. "Michael in Valencia - das ist es, worauf man wetten sollte", sagte Hembery und verwies zur Begründung seiner Prognose auf Ähnlichkeiten zum Monaco-GP. "Überholen ist auch in Valencia nicht einfach und Michael könnte für die Pole-Position in Frage kommen", fuhr Hembery fort.

Schumi-Rechnung: WM-Leader vor Montreal

Viele Vorschusslorbeeren für jemanden, der nach sieben Rennen klägliche zwei WM-Punkte auf dem Konto hat. Fünf Mal ist Schumacher ausgefallen, fast immer unverschuldet. Am mangelnden Speed des Rekordchampions hat es so gut wie nie gelegen.

"Wir haben uns nach Monaco einmal zusammengesetzt und die Positionen, auf denen ich bei meinen Ausfällen lag, als Platzierungen im Ziel angenommen. In Monaco sind wir davon ausgegangen, dass ich das Rennen als Pole-Mann angeführt hätte. Hätte ich all diese Punkte geholt, wäre ich vor Montreal WM-Leader gewesen", rechnet Schumacher im Interview mit "Motorsport aktuell" vor.

"Vielleicht bin ich ja der Testfahrer im Team"

Solche Rechnungen macht man nur auf, wenn man entweder den Frust nicht mehr aushalten kann und sich selbst geißeln muss, oder wenn man die ganze Sache trotz allem extrem gelassen nimmt.

Bei Schumacher scheint Letzteres der Fall zu sein: "Was bringt es, wenn ich mit Fingern auf andere zeige? Solche Schuldzuweisungen machen überhaupt keinen Sinn. Ich bin sicher, dass sich alle im Team jetzt noch mehr reinhängen. Das ist die richtige Reaktion."

Die Flut an Pannen und technischen Defekten sieht er sogar mit Humor: "Vielleicht bin ich ja der Testfahrer im Team." Im Ernst fügt er an: "Formel-1-Autos sind nun einmal Prototypen, die aus hunderten von Einzelteilen bestehen. Dass da ab und zu mal was schiefgehen kann, ist für mich absolut nachvollziehbar. Daher werde ich auch den Glauben ans Team und dieses Projekt nicht verlieren."

Schumi lässt Zukunft weiter offen

Den Glauben an sich selbst verliert Schumacher erst recht nicht. "Seit Mitte 2011 bin ich wieder da. Ich war in den Rennen auf Augenhöhe mit Nico und das eine oder andere Mal sogar besser unterwegs", vergleicht sich Schumacher mit seinem Mercedes-Kollegen Rosberg, der im Gegensatz zu ihm 2012 sogar noch im Titelrennen ist.

Ob er selbst 2013 einen weiteren Anlauf auf seinen achten WM-Titel nehmen wird, lässt Schumacher nach wie vor offen. "So weit sind wir noch nicht. Wenn das Team und ich der Meinung sind, dass alle wichtigen Faktoren bekannt sind, werden wir uns über eine weitere Zusammenarbeit unterhalten", sagt Schumacher.

Pannenserie ohne Einfluss auf Zukunftsentscheidung

Immerhin: Seine aktuelle Pechsträhne wird entgegen aller Unkenrufe keinen Einfluss auf die Entscheidung über seinen zweiten Rücktritt haben, das garantiert Schumacher: "Ich lasse mich weder im Negativen noch im Positiven von einzelnen Ereignissen beeinflussen und werde mich bezüglich meiner Zukunft in der Formel 1 bestimmt nicht von emotionalen Gedanken treiben lassen. Für Entscheidungen mit solcher Tragweite musst du noch ganz andere Dinge miteinbeziehen."

Bis all diese Dinge abgewogen sind, verspricht Schumacher seinen Fans erst einmal nur, kurzfristig gegen die Krise anzukämpfen: "Ich werde bestimmt nicht einfach aufgeben."

Vielleicht lohnt sich dieser Kampfgeist ja schon in Valencia.

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