Natürlich hat auch Sebastian Vettel am Freitagabend Fußball geschaut und mit dem DFB.-Team gefiebert. Und natürlich hatte auch er vorher auf einen Sieg der Deutschen gegen Griechenland getippt. War im Nachhinein auch nicht allzu schwer.
Im Gegensatz zum Tipp auf die Rennergebnisse in der Formel 1 in diesem Jahr. "Das ist in der Tat schwieriger als Fußball-Ergebnisse zu tippen", witzelte Vettel im Anschluss an seine beeindruckende Fahrt zur Pole-Position in Valencia. In letzter Sekunde hatte er der kompletten Konkurrenz in einem ansonsten dramatischen Zeittraining mehr als drei Zehntelsekunden aufgebrummt.
Qualifying-Duelle: Vettel gleicht aus - Button und Massa ohne Chance
Große Zuversicht bei Vettel und Red Bull
Starplatz eins kennt Vettel in Valencia schon aus den vergangenen beiden Jahren. 2010 und 2011 hat er jeweils den Rennsieg folgen lassen. Gibt es nach dem Pole-Hattrick am Sonntag den nächsten Dreierpack?
Die Vorzeichen sind ausgezeichnet. "Ich bin ziemlich zuversichtlich. Bis jetzt habe ich mich im Auto sehr wohl gefühlt. Ich freue mich auf das Rennen", sagte Vettel. Dazu hat er auch allen Grund. "Die vier Zehntel Vorsprung sind für das Rennen eine wahnsinnige Beruhigung. Wenn der Start gelingt, hoffe ich schon, dass wir den dritten Valencia-Sieg in Folge einfahren können", erklärte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko, wie es idealer Weise laufen soll.
Dass Vettel von der Spitze weg Rennen dominieren kann, hat er in den vergangenen beiden Jahren sehr oft bewiesen. Zuletzt in Montreal ist ihm das gegen Lewis Hamilton jedoch nicht gelungen, und genau dieser Hamilton steht am Start neben ihm in Startreihe eins.
Hamilton schaut eher nach hinten als nach vorne
Wiederholt sich die Geschichte? Eher nicht, meint zumindest Hamilton: "Ich bin wirklich sehr überrascht, in der ersten Reihe zu stehen. Ich habe uns viel weiter hinten erwartet. Beim Set-Up hatten wir das ganze Wochenende über Probleme und ich musste vor dem Qualifying etwas ausprobieren. Das hat ganz gut geklappt, aber unsere Lücke nach vorne ist immer noch ziemlich groß. Von daher erwarte ich ein hartes Rennen."
Der WM-Leader rechnet damit, eher in den Rückspiegel schauen zu müssen als Vettel gefährden zu können, denn: "Die beiden Lotus sehen extrem stark aus. Auf sie werden wir im Rennen aufpassen müssen."
Kann nur Lotus Vettel gefährden?
Das sollte auch Vettel trotz aller vermeintlichen Überlegenheit tun. Denn Kimi Räikkönen, der von Startplatz fünf aus hinter Teamkollege Romain Grosjean ins Rennen geht, war am Freitag auf den Long-Runs der Schnellste und Konstanteste.
"Je höher die Temperaturen, umso reifenschonender ist der Lotus", warnte Marko. Und heiß und sonnig soll es am Sonntag in Valencia wieder werden. "Reifenabbau wird ein größeres Thema sein als zuletzt in Montreal", sagte Grosjean. Ein Bonuspunkt für die Schwarzen.
Grundsätzlich rechnet Pirelli mit Zweistopp-Strategien. Die weichen Reifen sollen 15 bis 18, die härteren 20 bis 22 Runden lang halten.
Aber über die Haltbarkeit der Reifen macht man sich auch bei Red Bull keine Sorgen. "Wir verstehen die Reifen besser. Auf den Long-Runs hatten wir viel weniger Verschleiß als gedacht", erklärte Marko. Es bleibt dabei: Es spricht am Sonntag eigentlich alles für den zweiten Vettel-Sieg und damit das Ende der unheimlichen Serie von sieben unterschiedlichen Siegern in sieben Rennen.
Kein großer Optimismus bei Schumacher
Während die beiden Lotus-Piloten noch berechtigte Hoffnungen auf die Fortsetzung dieser Serie haben, wird das bei Michael Schumacher von Startplatz zwölf aus wohl nichts mehr werden. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir auf die Renndistanz ein paar mehr Schwierigkeiten erwarten dürfen", äußerte sich der Rekordchampion in Bezug auf den Reifenverschleiß bei Mercedes nicht gerade zuversichtlich.
Das spräche auch gegen vage Podiumschancen von Nico Rosberg, für den im Kampf um den Anschluss im Titelrennen von Startplatz sechs aus jeder WM-Punkt zählt. Immerhin wird Fernando Alonso trotz guten Speeds auf den Long-Runs von Position elf aus wohl auch nicht viel mehr Punkte sammeln können als Rosberg. Von Pechvogel Mark Webber auf Startplatz 19 ganz zu schweigen.
Button glaubt nicht an viel Rennaction
Denn grundsätzlich ist nicht mit allzu vielen Turbulenzen im Rennen zu rechnen. Das erwartet zumindest Jenson Button: "Wir sind hier in Valencia, da passiert in den Rennen nie viel. Überholen kann man auch nicht wirklich, zumal es nur noch eine DRS-Zone gibt. Es wird kein sonderlich aufregendes Rennen werden."
Mit einer Ausnahme: "Die einzigen, die nach vorne kommen können, sind die Lotus", warnte auch Button.
Vettel wird das Geschehen in seinem Rückspiegel sicher genau beobachten.
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