Sebastian Vettel gewinnt nach Hamilton-Defekt

SID
Sebastian Vettel gewann das Rennen in Singapur, nachdem Lewis Hamilton ausschied
© spox

Sebastian Vettel meldet sich beim Singapur-GP im Kampf um die Fahrer-WM zurück. Der Weltmeister gewinnt das Rennen, nachdem Lewis Hamilton mit technischem Defekt ausschied.

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"Es war heiß und extrem schwierig, aber alles in allem war es ein fantastisches Wochenende", sagte Vettel auf der Pressekonferenz: "Ich bin natürlich sehr glücklich. Es hat eine Zeit gedauert, bis ich wieder ein Rennen gewinne. Aber jetzt bin ich hier und freue mich sehr. Diesmal hat alles gepasst."

Hamilton führte beim Nachtrennen vom Start weg das Feld an, bis in der 23. Runde sein Getriebe streikte und er den McLaren abstellen musste. Bei einem Rückstand von 52 Punkten wird es im Titelrennen jetzt ganz schwer.

"Nun muss ich auf das nächste Rennen schauen. Aber ich werde nicht aufgeben", sagte Hamilton. Bis zum Ausfall sei es ein einfaches Rennen für ihn gewesen: "Es kam überraschend, aber so ist es halt." Sein Teamkollege Jenson Button kam im zweiten McLaren auf den zweiten Rang.

Fernando Alonso wurde im Ferrari Dritter und freute sich anschließend ein wenig über das Pech seiner Konkurrenten. "In Monza hat Lewis gewonnen und Sebastian ist ausgefallen, hier siegte Sebastian und Lewis schied aus", sagte Alonso: "Solang sich das so fortsetzt und ich gleichzeitig immer Punkte hole, bin ich wirklich glücklich."

Teilerfolg für Force India: Di Resta fährt auf Platz vier

Im Gegensatz zu Hamilton fuhren die anderen Teams mit Mercedes-Motoren gute Ergebnisse ein. Paul di Resta kam im Force India auf Rang vier ins Ziel. Sein deutscher Teamkollege hatte wie schon in Monza Pech.

Nico Hülkenberg kam nur als Vierzehnter ins Ziel, nachdem er sich beim Überholmanöver den Reifen aufschlitzte. "Die von uns gewählte Strategie hätte aufgehen können, aber ich hing hinter Kimi und Michael fest und konnte die wirkliche Pace des Autos nicht zeigen", erklärte Hülkenberg seine Probleme: "Das Timing der Safety-Cars-Phasen war nicht ideal und die zweite schadete meinem Rennen dann richtig."

Derweil schaffte Nico Rosberg im Werks-Mercedes einen Erfolg. Er fuhr von Startplatz zehn auf den fünften Platz. "Heute lief für mich seit einer langen Zeit zum ersten Mal alles gut", freute sich Roberg anschließend: "Außerdem ist es schön, dass ich vor den beiden Lotus-Autos geblieben bin. Das hätte ich vor dem Rennen nicht erwartet."

Zwei Safety-Car-Phasen

Das Rennen war geprägt von zwei Safety-Car-Phasen. Die erste löste Narain Karthikeyan aus, als sich beim Bremsen verschätzte und seinen HRT in die Leitplanken setzte. Vor dem anschließenden Restart wäre Button fast ins Heck von Vettel gerauscht, weil der Deutsche kurz aufs Gas tippte, dann aber wieder verzögerte.

"Der Geschwindigkeitsunterschied war groß. Meine Räder blockierten und ich habe sein Auto nur knapp verpasst. Das wäre peinlich gewesen", sagte Button nach dem Rennen. Noch während er im Auto saß, hatte er sich per Funk über Vettels Manöver beschwert.

Für Aufsehen sorgte Michael Schumacher, der in der Runde des Neustarts Jean-Eric Vergne im Toro Rosso abschoss. "Ich habe etwas früher als normal gebremst", sagte Schumacher zum TV-Sender "Sky": "Leider war die Verzögerung nicht so wie bei den Vorderleuten. Am zu späten Bremsen lag es sicherlich nicht." Die Rennkommission sah das etwas anders. Beim nächsten Rennen in Japan wird Schumacher in der Startaufstellung um zehn Plätze nach hinten versetzt.

Einen persönlichen Erfolg verbuchte Timo Glock. Er startete im unterlegenen Marussia von Startplatz 20, verbesserte sich jedoch im Rennen um acht Plätze. Dabei hatte er schon früh mit dem Hinterrad Kontakt mit der Leitplanke gehabt, konnte aber ohne sichtbare Probleme weiterfahren.

Schlüsselszenen des Rennens:

Vor dem Start: Drei Strafen hat die FIA ausgesprochen: Bruno Senna und Pedro de la Rosa werden wegen Getriebewechsels um fünf Plätze strafversetzt. Charles Pic hat eine Zeitstrafe von 20 Sekunden bekommen, weil er im Freitagstraining überholte, während die Rote Flagge geschwenkt wurde.

Fast alle Piloten wählen für den Start die superweichen Pirelli-Reifen. Sogar Schumacher und Rosberg, die im dritten Abschnitt der Qualifikation keine gezeitete Runde absolvierten, um so die freie Reifenwahl zu haben. Auf der härteren Reifenmischung starten nur Hülkenberg, Kobayashi, PErez, Vergne, de la Rosa, Glock und Pic.

LIVE-TICKER: Das ganze Singapur-Rennen zum Nachlesen

Start: Williams-Pilot Pastor Maldonado hält sich in der ersten Schikane zurück, um keinen Crash zu riskieren. Davon profitieren Sebastian Vettel im Red Bull und Jenson Button im McLaren, die ihn ausgangs der Startschikane überholen. Einige Piloten, darunter Rosberg und Webber, fahren außerhalb der eigentlichen Strecke. Keine Strafen durch die Rennleitung. Es war zu wenig Platz.

2. Runde: Die Caterhams kollidieren miteinander. Petrow muss zur Reparatur in die Box. Das gibt Ärger vom Team!

5. Runde: Schumacher bekommt einen Funkspruch, dass er sein Auto bitte kühlen soll.

9. Runde: Timo Glocks Marussia bricht in Kurve 19 das Heck aus. Der Deutsche schlägt mit dem rechten Hinterrad hart an der Leitplanke an, fährt aber unbekümmert weiter. Da hat das russische Team wohl einheimischen Stahl verbaut.

11. Runde: Vettel geht als einer der ersten in die Box, reiht sich im Mittelfeld aber hinter einer großen Gruppe wieder ein. Schon in der Outlap kassiert er den Sauber von Perez.

12. Runde: In der nächsten Runde folgt das Überholmanöver gegen Hülenberg, dann ist Räikkönen dran. Glück für Vettel, dass er die Geschwindigkeit der neuen Reifen nutzen kann und nicht aufgehalten wird.

16. Runde: Rosberg überholt Perez außen. Der Mexikaner dreht sich fast. Leichter Kontakt ohne Folgen.

18. Runde: Vettel arbeitet sich immer weiter an Hamilton ran. Der Red Bull scheint auf den härteren Reifen wesentlich schneller. Kann Vettel den Briten sogar überholen?

23. Runde: Aus! Ende! Hamilton rollt mit technischem Defekt aus. Rauch steigt beim Beschleunigen aus dem Heck. Getriebeproblem. Hamilton kann nicht mehr schalten. Die Boxencrew entschuldigt sich über Funk: "Wir haben gestern alles unternommen. Schade! Beim nächsten Mal!"

33. Runde: Karthikeyan überschätzt sich und knallt in Turn 19 in die Mauer. Das Safety-Car muss raus. Fast alle Fahrer kommen zum Reigenwechsel in die Box. Hülkenberg verzichtet.

35. Runde: Williams gibt Maldonado durch, dass er ein Hydraulikproblem hat und an die Box muss. Der Venezuelaner fährt aber munter weiter und kommt erst zwei Runden später rein, um das Auto abzustellen.

37. Runde: Vettel drückt vor dem Restart kurz aufs Gas, Button denkt, dass er durchbeschleunigt. Als Vettel das Pedal wieder lupft, rauscht ihm Button fast ins Heck! Knappe Sache!

38. Runde: Das Safety-Car kommt wieder rein. Keine Positionsveränderungen direkt nach dem Start, Webber geht nach ein paar Kurven an Hülkenberg vorbei. Dann kommt die Stunde von Schumacher: Er schätzt den Bremspunkt völlig falsch ein und rauscht Vergne voll ins Heck! Beide sind raus und das Safety-Car kommt nochmal auf die Strecke.

42. Runde: Wieder geht das Safety-Car rein. Dieses Mal gibt es keinen Crash, Überholmanöver sind aber auch Mangelware.

46. Runde: Massa hat sich mittlerweile auf Platz acht vorgearbeitet. Nach dem Start war er noch ganz am Ende des Feldes.

49. Runde: Kobayashi versucht sich an Hülkenberg vorbei zu quetschen, der hinter Perez und Webber feststeckt. Aber der Deutsche macht die Innenbahn dicht. Perez regt sich auf und furchtelt mit der Hand.

50. Runde: Webber geht an Kobayashi vorbei. Auch Hülkenberg quetscht sich vorbei, berührt allerdings den Frontflügel des Japaners und muss mit einem platten Reifen an die Box.

Ziel: Zwei Stunden sind abgelaufen und Sebastian Vettel sieht beim Überfahren der Ziellinie nach 59 von 62 Runden die schwarz-weiß-karierte Flagge. Sieg für den Heppenheimer! Ein sauberes Comeback im Kampf um die WM.

Mann des Rennens: Sebastian Vettel. Der Heppenheimer meldete sich nach zuletzt enttäuschenden Ergebnissen im Kampf um die Fahrer-WM zurück. Er fuhr ein souveränes Rennen, überholte schon am Start Maldonado und war mit der härteren Reifenmischung etwas schneller als Hamilton. Ohne das Problem am McLaren wäre ein Sieg jedoch schwer gewesen. Zudem dominierte der Weltmeister seinen Teamkollegen Mark Webber, der nur Zehnter wurde. Auch Vettels Leistung in den Freien Trainings überzeugte. Während Hamilton immer wieder Fehler auf seinen schnellen Runden einstreute, spulte Vettel sein Programm routiniert ab. Lediglich in den letzten beiden Teilen des Qualifyings konnte Vettel auf den superweichen Reifen nicht mehr mit dem Briten mithalten.

Flop des Rennens: Michael Schumacher. Der Rekordweltmeister war auf dem besten Weg nach dem enttäuschenden Wochenende Punkte mitzunehmen und produzierte dann seinen zweiten Auffahrunfall der Saison. Ein Bremsdefekt war offenbar nicht der Grund. Entweder Schumacher verzögerte zu spät oder er ließ die Temperatur der Carbon-Bremsscheiben während der Safety-Car-Phase zu weit in den Keller rutschen, sodass diese nicht mehr richtig arbeiten konnten. Konnte außerdem die Pace seines Teamkollegen Rosberg nicht mitgehen.

Analyse: Durch seinen dritten Platz und den Ausfall von Lewis Hamilton hat Fernando Alonso seinen Vorsprung in der Fahrer-WM weiter ausgebaut. 29 Punkte trennen den Spanier vom neuen Zweitplatzierten Vettel, der durch seinen Sieg zehn Punkte gut machte.

Alonso muss sich vor den anstehenden Rennen jedoch vor der Konkurrenz fürchten. Trotz der neuen Teile, die Ferrari schon in der Sommerpause für den Singapur-GP angekündigt hatte, konnte er während des ganzen Wochenendes nicht die Pace der Spitzenpiloten mitgehen. Entscheidend ist für Alsonso seine Konstanz. Während seine Konkurrenten immer wieder ausfallen, punktet der Spanier verlässlich.

Dabei deutete sein Teamkollege an, dass mit dem Auto einiges möglich ist. Massa lag zwischenzeitlich fast am Ende des Feldes und arbeitete sich mit einer starken fahrerischen Leistung und dem nötigen Glück der Safety-Car-Phasen immerhin noch auf Platz acht vor.

Ähnlich wie Alonso punktet auch Kimi Räikkönen souverän. Der Finne hat zwar noch keinen einzigen Saisonsieg, liegt aber trotzdem auf Platz drei der Fahrerwertung. In Singapur fuhr er von Startplatz zwölf auf Rang sechs vor.

Vorallem die Force-India-Piloten überraschten an diesem Wochenende wieder einmal. Di Resta konnte in der Schlussphase des Rennens Druck auf Alonso ausüben und scheiterte somit nur knapp am Podestplatz. Das Mercedes-Werksteam, das zwar die selben Motoren, aber das größere Budget zur Verfügung hat, konnte Di Resta hinter sich lassen.

Dabei hatte Mercedes mit vielen Updates am Auto darauf gehofft, in Singapur wieder den Anschluss an die Spitze zu schaffen. Schumacher schoss sich selbst aus dem Rennen, Rosberg wurde immerhin noch Fünfter.

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