"Ich habe das Rennen kontrolliert und nach dem letzten Stopp hat das Team mir gesagt, dass das Rennen gelaufen ist", erklärte Webber nach dem Rennen stinksauer: "Am Ende hat Sebastian heute seine eigene Entscheidung getroffen und wird vom Team wie üblich geschützt werden. So läuft das immer."
Die beiden Fahrer von Red Bull hatten sich rundenlang duelliert, nachdem Webber bei seinem vierten Boxenstopp auf die haltbareren aber langsameren harten Reifen gewechselt war und knapp vor Vettel zurück auf die Strecke ging.
Das Klassement des Rennens in der Übersicht
In der 46. von 56 Runden versuchte Vettel, seinen teaminternen Widersacher schließlich auf der Zielgeraden zu überholen. Webber verteidigte seine Position, wodurch Vettel fast die Boxenmauer berührt hätte.
"Habe großen Fehler gemacht"
Kurz vor dem finalen Überholmanöver hatte Red Bull noch per Funk versucht, Vettel einzubremsen, aber der Heppenheimer widersetzte sich. "Es war sehr eng heute. Wenn es etwas zu sagen gibt, machen wir das intern", sagte Vettel zurückhaltend. "Es war ein enger Kampf und ich habe heute einen großen Fehler gemacht."
Teamchef Christian Horner hatte schon direkt nach dem Manöver seine Meinung per Funk kundgetan: "Das war dumm, Seb!" Nach der Siegerehrung gab sich der Brite gegenüber den Medien ruhiger. "Sein Verlangen nach dem Sieg war stärker", sagte Horner und hielt fest, dass es keine Teamorder gegeben habe. Trotzdem werde er das Gespräch mit Vettel suchen.
Das Problem: Der Kommandostand hatte Webber schon angewiesen, sein Auto zu schonen. Die Österreicher wussten nicht, wie lange die Reifen halten würden. Trotzdem attackierte Vettel weiter, nutzte nach mehreren Attacken schließlich sein schnelleres Grundtempo und übernahm mit seinem Sieg gleichzeitig auch die WM-Führung.
Mercedes pfeift Rosberg zurück
Was bei Red Bull fehlschlug, funktionierte bei Mercedes. Lewis Hamilton komplettierte als Dritter das Podium, obwohl er zum Ende des Rennens kaum noch Benzin hatte. Er kämpfte mehrere Runden gegen seinen Teamkollegen Nico Rosberg, der deutlich schneller war. Dieser wurde letzten Endes über Funk eingebremst.
"Wenn ich ehrlich bin, sollte Nico hier stehen. Er hatte die bessere Geschwindigkeit und ist ein toller Teamkollege", gab der Mercedes-Neuzugang auf dem Podium zu. "Es ist nicht das beste Gefühl, hier oben zu sein. Aber Racing ist Racing."
Der Wiesbadener hatte sein Team mehrmals darauf hingewiesen, dass er schneller sei als der Engländer. "Es ist schwierig zu verdauen, dass das Team entschieden hat: 'Wir halten die Position', gab Rosberg zu. Nach den enttäuschenden letzten Jahren könne er die Entscheidung aber nachvollziehen.
Hamilton fährt zur McLaren-Boxenstopp
Mercedes-Pilot Hamilton lieferte neben seinem Podestplatz auch die amüsanteste Szene des Rennens: Beim ersten Stopp steuerte er statt der Mercedes- die McLaren-Box an. Die Truppe aus Woking, für die der Engländer noch im letzten Jahr fuhr, winkte Hamilton aber ohne großen Zeitverlust durch.
Schlechter als beim Engländer liefen die Stopps bei Force India. Bei Adrian Sutils erster Fahrt an die Box funktionierte der Schlagschrauber am linken Hinterrad nicht. Teamkollege Paul di Resta verlor ebenfalls Zeit, weil er ebenfalls an die Box gekommen war und nun hinter dem Deutschen auf neue Reifen warten musste.
Beim zweiten Stopp konnten die Mechaniker das linke Vorderrad an beiden Autos nicht befestigen. Sutil wartete eineinhalb Minuten, bis er die Box wieder verlassen konnte. Wenig später war das Rennen für beide Fahrer beendet.
Frühes Aus für Alonso
Noch früher strich Vizeweltmeister Fernando Alonso die Segel. Der Asturier schied schon in der zweiten Runde aus: Er hatte sich direkt nach dem Start den Frontflügel am Heck von Vettel beschädigt, sein Team verzichtete aber auf einen Boxenstopp.
Am Ende der Zielgeraden war der Luftdruck auf die kaputte Front des Ferraris zu groß. Der Flügel brach ab und klemmte sich unter das Auto. Alonso konnte nicht mehr lenken, rutschte ins Kiesbett und schied aus.
Felipe Massa wurde im zweiten Ferrari Fünfter. Sauber-Pilot Nico Hülkenberg musste sich als Achter den beiden Lotus-Fahrern Romain Grosjean (6.) und Kimi Räikkönen (7.) geschlagen geben.
Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM