Platz 7, Deutschland-GP: Marussia spielt Herbie
Jules Bianchi muss sich in Deutschland gefühlt haben wie Jim Douglas. Während der Rennfahrer im Disney-Film jedoch durch sein zum Leben erwachtes Auto sämtliche Rennen gewinnt, wurde der Marussia des Franzosen auf dem Nürburgring plötzlich zur Gefahr.
Als in der 24. Runde der Cosworth-Motor spektakulär seinen Geist aufgab, stellte Bianchi seinen Dienstwagen vor der NGK-Schikane auf dem Gras ab. Was er nicht bedacht hatte: Die Gerade steigt dort deutlich an. Der MR02 erwachte zum Leben und setzte sich in Bewegung.
Rückwärts ging es wieder auf die Strecke. Ein Marussia und ein Red Bull rauschten gerade noch vorbei, dann war das Auto auf der gegenüberliegenden Wiese neben der Strecke angekommen und blieb an einer Werbebande hängen.
"Es war kein einfaches Wochenende, vielleicht sollte es einfach nicht sein", gab sich Bianchi kleinlaut, der von Magen-Darm-Problemen geplagt war. Glück im Beinaheunglück hatte Webber. Er arbeitete sich durch die darauffolgende Safety-Car-Phase von Rang 21 wieder bis auf Platz sieben vor.
Platz 6, Singapur-GP: Gefährlichste Mitfahrgelegenheit
Der Australier erregte auch beim Nachtrennen im September Aufmerksamkeit. Während Vettel das Rennen mit einer Machtdemonstration gewann, musste der Australier aber bis nach dem Rennen warten. In der letzten Runde war er mit brennendem Motor ausgeschieden. Dann kam Alonso, hielt direkt nach der Kurve mitten auf der Strecke an und nahm Webber mit zurück an die Box.
Für beide Fahrer setzte es eine Verwarnung. Bei Webber war es die dritte, er wurde in Korea automatisch zehn Plätze strafversetzt. "So werden heutzutage solche Fälle behandelt", drückte Webber seinen Unmut verhalten aus. Alonso sprang ihm zur Seite: "Er wurde für etwas bestraft, was in den letzten 30 Jahren schon oft und ohne Konsequenzen passiert ist."
Doch der Automobilweltverband FIA lag mit seiner Entscheidung richtig. Schon in der Fahrschule lernt jeder Autofahrer, dass man sein Auto nicht in einer unübersichtlichen Kurve abstellt. "Ich bin rechts am Auto von Fernando vorbeigefahren. Wenn Mark gerade dort langgelaufen wäre, hätte ich ihn überfahren", sagte Lewis Hamilton. Nico Rosberg hatte im anderen Mercedes den Australier wesentlich knapper verfehlt.
Platz 5, Monaco-GP: Schläge für den Mexikaner
Es gibt nur wenige Situationen, in denen Räikkönen auftaut. In Monaco kochte das Eiswasser. "Dieser Idiot wollte mich abschießen", regte sich der Finne auf. Der Mann, der immer weiß, was er tut und sich durch geschlossene Streckentore nicht aufhalten lässt, war auf 180.
Sergio Perez hatte den Circuit de Monaco mit einer überholfreundlichen Tilke-Strecke verwechselt und Jenson Button, Alonso und zweimal Räikkönen überholt. Das Problem war das Wie. Der junge Mexikaner packte mehrmals die Brechstange aus, was Niki Lauda als "Grosjean-artig" einstufte.
Die Reaktion von Räikkönen fiel deftig aus. "Der Idiot wird mich rammen", ließ er über Funk verlauten. Nach dem Rennen bezeichnete er den McLaren-Piloten als dumm und suchte öffentlich nach Lösungen: "Vielleicht sollte man ihm eine runterhauen, dann versteht er es."
Platz 4, Großbritannien-GP: PR-Desaster auf dem Höhepunkt
Dass Pirelli der große Verlierer des Saisonstarts war, steht außer Frage. Die Marketingabteilung des italienischen Reifenherstellers dürfte mehr als einmal die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben. Das Gummi flog von den Pneus, von allen Seiten hagelte es Kritik. Immer wieder betonte Motorsportdirektor Paul Hembery, seine Ingenieure hätten nur versucht, die Vorgabe von zwei bis drei Boxenstopps umzusetzen.
In Barcelona lief dann alles aus dem Ruder. 79 Boxenstopps absolvierten die 22 Fahrer - 3,6 Mal kam jeder durchschnittlich zum Reifenwechsel. Mercedes erbarmte sich, testete drei Tage lang die Slicks und fuhr danach zum ersten Saisonsieg in Monaco. Das hatte allerdings zur Folge, dass die anderen Teams keine neuen Reifen wollten, um zu verhindern, dass die Silberpfeile einen Erfahrungsvorteil haben.
Der Höhepunkt folgte im altehrwürdigen Silverstone. Vier Reifen platzten am Sonntag, einer sauste in Einzelteilen knapp an Alonsos Kopf vorbei. Falsch montierte Hinterräder und Luftdrücke unter der Vorgabe von Pirelli sollen zu den herumfliegenden Gummiteilen geführt haben, die glücklicherweise niemanden trafen. Trotzdem führten die Mailänder Sicherheitsbedenken an, änderten die Konstruktion und schränkten die Teams ein.
Empfehlungen wurden zu Regeln, linke Reifen mussten auch auf der linken Fahrzeugseite montiert werden, extreme Radstürze gehörten der Vergangenheit an. Der positive Aspekt: Beim neunten Saisonrennen waren die Diskussionen um die Reifen endlich beendet. Es wurden wieder Rennen gefahren.
Platz 4-7: Autopilot, Taxigate, Schläge und böse Überraschungen