Der Zustand des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters ist nach dessen Ski-Unfall am Sonntag unverändert kritisch und sehr ernst. Das teilte die Leitung der Universitätsklinik von Grenoble am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz mit. Es sei zu früh, eine Prognose über die Überlebenschancen abzugeben.
"Er ist in ein künstliches Koma versetzt worden. Wir versuchen, die Gehirnödeme zu reduzieren und den Druck zwischen Gehirn und Schädel so weit wie möglich zu verringern. Er wurde ein einziges Mal operiert, der Eingriff fand ohne größere Schwierigkeiten statt", sagte ein behandelnder Arzt. Die Situation sei kritisch, "nicht stabil". Momentan sei keine weitere Operation geplant.
"Mächtiger Aufprall"
Derzeit würden keinerlei Vorhersagen über den weiteren Verlauf angestellt, es werde nur beurteilt: "Wir sprechen noch nicht über Spätschäden, sondern konzentrieren uns allein auf die akute Behandlung und denken von Stunde zu Stunde. Wir versuchen, Zeit zu gewinnen."
Die Ärzte sprachen in Bezug auf den Unfall von einem "mächtigen Aufprall" mit "hoher Geschwindigkeit". Dass trotz des Helmes sehr schwere Kopfverletzungen festgestellt worden seien, spreche für eine enorme Geschwindigkeit. Aus Rücksicht auf Schumachers Familie, die in Grenoble vor Ort ist, würden keinerlei anatomische Details veröffentlicht.
Not-OP nach Ankunft
Bei seiner Ankunft in der Klinik "litt er an einem Kopftrauma mit Koma, das umgehend eine neurochirurgische Behandlung erforderte", heißt es in dem medizinischen Bulletin. Zuvor hatten französische Medien übereinstimmend berichtet, Schumachers Ehefrau Corinna und seine beiden Kinder seien an seinem Krankenbett. Die Polizeibehörden vor Ort haben eine Untersuchungs-Kommission eingesetzt, um die Unfallursache zu klären.
Beim Skifahren: Schumacher verunglückt
"Das Kopftrauma ist eine Folge von Gewalteinwirkung auf den Schädel und das Koma die Folge einer vermutlich zwischen Schädeldach und Gehirn aufgetretenen Blutung. Aufgrund des dadurch steigenden Drucks stellen Hirnfunktionen ihren Dienst ein und der Patient verliert das Bewusstsein. In der Folge können sich weitere Funktionsstörungen einstellen", erläuterte Hauptgeschäftsführer Jörg Ansorg vom Berufsverband der Deutschen Chirurgen nach Veröffentlichung des Bulletins beim Sender "Sky Sports News HD". Für die Entwicklung bei Schumacher bis zum Montagmorgen wollte Ansorge keine Mutmaßungen anstellen.
Verlegung nach Grenoble
Das Unglück ereignete sich um 11.07 Uhr am 2783 m hohen Saulire an einer Kreuzung der beiden Pisten Chamois und Biche. Um 11.53 Uhr war Schumacher ins Krankenhaus nach Albertville-Moutiers geflogen und von dort um 12.45 Uhr in die Klinik nach Grenoble verlegt worden, da seine Verletzungen gravierender als zunächst angenommen waren. Das Krankenhaus wurde von der Polizei umgehend abgeriegelt.
In Grenoble wird Schumacher von dem eigens aus Paris angereisten Professor Gerard Saillant besucht, einem Chirurgen, der den 44-Jährigen nach dessen Schien- und Wadenbeinbruch beim Unfall 1999 in Silverstone operiert hatte. Er betonte jedoch "nur als Freund" angereist zu sein und keine medizinischen Fragen beantworten zu können. Saillant ist Chef eines Zentrums für Gehirn- und Wirbelsäulenverletzungen und ein enger Bekannter Schumachers.
Schumachers Freunde Jean Todt und Ross Brawn trafen tief geschockt am Sonntag kurz vor Mitternacht wie auch wenig später Schumachers Leibarzt Johannes Peil in Grenoble ein. Alle drei erhielten Zugang in die für die Öffentlichkeit abgeriegelte und von Fans und Medienvertretern belagerte Klinik. Schumachers ehemaliger Fahrerkollege Olivier Panis hingegen wurde abgewiesen.
Bestätigung durch Management
Dessen Managerin Sabine Kehm hatte den Unfall am frühen Nachmittag auf "SID"-Anfrage bestätigt. "Michael ist bei einem privaten Skitrip in den französischen Alpen auf den Kopf gestürzt. Er wurde ins Krankenhaus gebracht und wird medizinisch professionell versorgt", hieß es in der Stellungnahme von Sabine Kehm wörtlich: "Wir bitten um Verständnis, dass wir über seinen Gesundheitszustand keine fortlaufenden Informationen abgeben können. Er trug einen Helm und war nicht allein. Eine andere Person war in den Sturz nicht involviert."
Zwei Bergretter seien zwei oder drei Minuten nach dem Unfall bei Schumacher gewesen und hätten umgehend den Rettungshubschrauber angefordert, berichtete Christophe Gernigon-Lecomte, Direktor der Skistation Meribel. Das Ganze habe weniger als 15 Minuten gedauert, Schumacher sei unmittelbar nach dem Unglück ansprechbar, aber "aufgeregt und verwirrt gewesen, wie die Ärzte mitteilten, er habe nicht auf Fragen antworten können und "keinr normalen Reaktionen gezeigt."
Während der Kerpener noch im Krankenhaus von Albertville-Moutiers untersucht wurde, nahmen Polizei und Bergwacht vor Ort ihre Ermittlungen auf. Nach ersten Erkenntnissen gab es keinen Zusammenstoß mit einem anderen Skifahrer.
Michael Schumacher im Steckbrief